bedauern, denn die rasche Entwickelung Charlottenburgs
zur schönsten und blühendsten Stadt des deutschen Reiches
wirft auch ihren Abglanz auf Berlin und wenn heute fremd-
ländische oder Deputationen aus den Provinzen in Berlin
umhergeführt werden, damit sie sich ein Bild von der
Reichshauptstadt machen, so sind diese Besucher erfahrungs-
gemäss am entzücktesten von den wunderbaren Strassen-
zügen Charlottenburgs, freilich ohne zu wissen, dass sie
sich nicht mehr in Berlin, sondern auf Charlottenburger
Gebiet befinden, und einem solchen Irrtum entsprang
auch das eingangs zitierte Wort, dass die schönsten
Strassen Berlins in Charlottenburg liegen!
Die Gründung Charlottenburgs fällt in das Jahr 1705.
Die Stadt entstand um das Schloss Lützenburg herum,
das Kurfürst Friedrich Ill. für seine Gemahlin Sophie
Charlotte hatte erbauen lassen.
Sophie Charlotte hatte ihrem Gemahl das ihr ge-
hörige Gut Caput bei Potsdam abgetreten und Friedrich
hatte ihr als Gegenleistung ein Lustschloss in der Um-
gebung Berlins versprochen. Das Kurfürstliche Paar suchte
selbst die Stelle aus, an der dieses Schloss errichtet werden
sollte und nachdem man Weissensee und Malchov ver-
worfen hatte, kam man überein, das Schloss in der Um-
gebung von Lützow, einem Dorie an der Spree, zu er-
richten und zwar an einer Stätte, auf der das Kurfürstliche
Paar eine Teerhütte vorgefunden hatte.
Diese Hütte war von Äckern und Wiesen der Lützower
Bauern umgeben und nach den Spandauer Wegen zu,lag
Wald und Gesträuch.
Sonderbarerweise erhoben die Amtskammer und die
Jägerei allerhand Proteste gegen die Wahl des Platzes zum
Bau eines Schlosses; aber trotzdem schwerwiegende Be-
denken geltend gemacht wurden, blieb der Kurfürst bei
seinem Entschlusse und so wurde der Bau begonnen. Der
Kurfürst setzte in den ersten drei Jahren die Beiträge von
6000, 9000 und 8000 Talern aus, die‘ nacheinander auf
Schloss und Park verwendet werden sollten.
Eine alte Teltower Chronik berichtet, dass der Schlossbau
im Jahre 1695 unter Leitung des Oberbaudirektors Nehring
damit begann, dass eine Kompagnie Dragoner und eine