GEMEINSAM
DIGITAL: BERLIN
Die Smart City-Strategie
für die Hauptstadt
GRUßWORT
Liebe Berlinerinnen und Berliner,
wir leben in bewegten Zeiten. Krisen wie der Klimawandel, der
russische Angriffskrieg gegen die Ukraine oder die CoronaPandemie führen uns intensiv vor Augen, dass wir auf vielfältige Herausforderungen vorbereitet sein und schnell reagieren
müssen. Dafür müssen wir ergebnisorientierter und pragmatischer werden, kreativer und experimentierfreudiger, schneller
von der Idee in die Umsetzung kommen – auch und gerade in
der Berliner Verwaltung.
Unser Ziel ist die funktionierende Stadt. Dafür wollen wir die
Potentiale der Digitalisierung nutzen: Themen übergreifend
denken, anders Zusammenarbeiten, neue Ansätze ausprobieren. Dies gilt für die Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung und gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren
der Stadtgesellschaft.
Die Digitale Transformation ist nur mit einem Kulturwandel
möglich. Und der muss bei uns und in unseren Verwaltungen
beginnen. Berlin hat deshalb im letzten Jahr eine neue politische Funktion ins Leben gerufen – den Chief Digital Officer
(CDO), der verantwortlich für die digitale Transformation der
Stadt ist.
Franziska Giffey
Die Regierende Bürgermeisterin
von Berlin
Die Strategie „Gemeinsam Digital: Berlin“ (GD:B) führt nun
die Themenfelder Smart City, Digitalstrategie, Verwaltungsdigitalisierung und digitale Bürgerdienste zusammen.
Mit dieser Strategie gehen wir neue Wege: Im Zentrum stehen
die Menschen, die Berlin vielfältig und lebenswert machen.
Viele von ihnen haben sich in die Entwicklung der Strategie
eingebracht – auch aus unserer Verwaltung. Gemeinsam haben wir eine Vision für die digitale Stadt der Zukunft erarbeitet. Diese Vision wird sich verändern, insofern ist auch die
Strategie GD:B kein statisches Dokument, sondern soll sich
weiterentwickeln. GD:B soll einen lebendigen Rahmen bieten.
Wir möchten ausdrücklich allen danken, die an den Beteiligungsprozessen zu der Strategie „Gemeinsam Digital: Berlin“
teilgenommen haben! Damit wurde ein nachhaltiges Fundament gesetzt, um die Strategie mit Leben zu füllen und einen
spürbaren Mehrwert für Berlin zu schaffen.
Wir laden dazu ein, auch künftig die Weiterentwicklung sowie
die Umsetzung der Strategie aktiv zu begleiten. Denn die
digitale Transformation Berlins gelingt uns nur gemeinsam.
Dr. Ralf Kleindiek
Chief Digital Officer des Landes Berlin
und Staatssekretär für Digitales und
Verwaltungsmodernisierung
2
Impressum
Verantwortlich
Die Regierende Bürgermeisterin von Berlin – Senatskanzlei
Jüdenstraße 1
10178 Berlin
cdo@senatskanzlei.berlin.de
Dr. Ralf Kleindiek (Chief Digital Officer des Landes Berlin und
Staatssekretär für Digitales und Verwaltungsmodernisierung),
Karen Laßmann (Projektleitung),
Dr. Angela Jain,
Dr. Michael Mischke
Unterstützt durch das CityLAB Berlin,
ein Projekt der Technologiestiftung Berlin:
Dr. Niklas Kossow,
Anne Kruse,
Dr. Benjamin Seibel
Politics for Tomorrow:
Caroline Paulick-Thiel,
Dr. Philip Hector
Mitwirkung durch Institut für Partizipatives Gestalten:
Jascha Rohr,
Roland Ronja Wehking,
Moritz Hühneberg
d.quarks: Michael Pachmajer
Die Erarbeitung der Strategie Gemeinsam Digital: Berlin wird
gefördert durch das Programm Modellprojekte Smart Cities des
Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauen
und den Projektträger Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Gestaltung
Pamela May,
Anastasia Jerdeva,
Jennifer Jiang
Illustration
Larissa Hoff (aufsiemitgebruell.de)
Berlin, Dezember 2022
3
GEMEINSAM
DIGITAL: BERLIN
Die Smart City-Strategie
für die Hauptstadt
4
EXECUTIVE SUMMARY
Warum gibt es die Strategie „Gemeinsam
Digital: Berlin“?
Gemeinsam Digital: Berlin, kurz GD:B, gibt die Richtung für
die digitale und smarte Transformation der Stadt Berlin in den
nächsten Jahren vor. GD:B hat zum Ziel, Berlin als eine nachhaltige, gemeinwohlorientierte, kooperative und resiliente
Stadt zukunftsfähig auszurichten.
Mit GD:B will die Verwaltung einen Kulturwandel und eine
gemeinwohlorientierte digitale Transformation ermöglichen.
GD:B bietet eine Plattform, um die relevanten Akteur:innen
(im Strategietext sind bestimmte Begriffe durch eine graue
Hinterlegung gekennzeichnet, die im Glossar am Ende des
Strategiedokuments kurz erklärt werden) zusammenzubringen, die richtigen Werkzeuge bereitzustellen und dabei gute
Umsetzungsprozesse zu planen. „Gemeinsam“ steht für die
Überzeugung, dass der Wertekompass einer digitalen Stadt
nur gelebt werden kann, wenn Berliner:innen, Verwaltung,
Wirtschaft, Wissenschaft und organisierte Zivilgesellschaft
kooperativ Lösungen erarbeiten. GD:B ist eine Dachstrategie für die digitale und smarte Transformation der Stadt
Berlin. Sie ersetzt keine Fachstrategien, sondern bietet die
Chance, bestehende Fachziele schneller, vernetzter und
bedarfsgerechter zu erreichen. Ebenso können Strategien,
wie etwa die Berliner Open Source-Strategie, mit ihrer fachlich spezifischen Ausrichtung direkt an GD:B anknüpfen.
An wen richtet sich GD:B?
GD:B ist eine Strategie für die Berliner Stadtgesellschaft,
die von ihr und für sie entwickelt wurde. Ihre Inhalte wurden
in einem umfassenden Beteiligungsprozess von Berliner:innen, stillen Gruppen, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft
und organisierter Zivilgesellschaft erarbeitet. Gemeinsam
setzen diese Gruppen die Strategie in Maßnahmen um.
Die Strategie richtet sich an alle, die an der Umsetzung der
in diesem Dokument beschriebenen Zukunftsvision für die
Smart City und an der digitalen Transformation der Stadt
Berlin mitgestalten wollen. Bewusst sind hier keine verwaltungsseitigen Rahmenbedingungen genannt, da dieser
Strategietext zunächst aus Sicht der Stadtgesellschaft aufzeigt, in welche Richtung sich die Stadt entwickeln möchte.
Was soll GD:B bewirken?
GD:B hat zum Ziel, einen Kulturwandel in der Verwaltung
anzustoßen und neue Formen des gemeinsamen Arbeitens an übergeordneten Herausforderungen und Lösun-
gen zu etablieren. Konkrete Maßnahmen sollen dabei
über unterschiedliche Sektoren, Ressorts und Ebenen
hinweg von allen beteiligten Akteur:innen auf Augenhöhe gemeinsam mit der Verwaltung erarbeitet werden.
Durch ein einheitliches Vorgehensmodell und den Einsatz moderner Werkzeuge und Methoden sollen Vorhaben
künftig schneller, transparenter und bedarfsgerechter
umgesetzt werden. Dabei wirken die Aktivitäten von GD:B
auch räumlich, da Stadtentwicklung und Digitalisierung
im Sinne des Gemeinwohls zusammengedacht werden.
Wie soll die Strategie angewendet werden?
GD:B ist eine lernende Strategie. Die Inhalte der Strategie
werden fortlaufend aktualisiert und neue Maßnahmen in
regelmäßigen Abständen hinzugefügt. Die jeweils gültige
Version, ein Wissensspeicher, neueste Informationen und die
grundsätzliche Möglichkeit, weitere Ideen einzubringen, sind
auf der Website https://gemeinsamdigital.berlin.de zu finden.
Das erste Kapitel legt dar, warum die Strategie vonnöten ist
und sich als Plattform versteht, die ihre eigene Umsetzung
mitdenkt. Der Strategietext beinhaltet ferner folgende Kapitel:
— Der Wertekompass beantwortet die Frage, worauf GD:B
hinarbeiten soll.
— Die Handlungsfelder stecken ab, in welchen Bereichen
die Aktivitäten wirken sollen.
— Das Kapitel Maßnahmen bildet einen Zwischenstand
aller bisher geplanten oder bewilligten Maßnahmen ab,
der stetig erweitert wird.
— Die Governance skizziert erste Entscheidungswege und
die Rollen der beteiligten Akteur:innen.
— Die Umsetzung schlägt vor, wie Maßnahmen von GD:B in
einzelnen Phasen realisiert werden sollen.
— Im Kapitel Wirkungsmessung werden die Erfolgsfaktoren
für gute Maßnahmen eingeführt und darüber hinaus gezeigt, wie Maßnahmen eigene Indikatoren entwickeln, wie
die lernende Strategie funktioniert und wie Maßnahmenvorschläge bewertet werden. Ein Ausblick am Ende der
Strategie eröffnet eine Perspektive zu den Schritten in
den ersten Monaten nach Beschluss der Strategie.
Durch die Kapitel zieht sich das Beispiel der Maßnahme
Smart Water, um jeweils die konkrete Bedeutung und
Anwendung für einzelne Maßnahmen nachvollziehbar
aufzuzeigen. Der Anhang zum Strategiedokument beinhaltet eine Erläuterung des umfangreichen Strategieprozesses, eine Darstellung der Formate des Vorprozesses
sowie weitere Ausführungen zur Wirkungsmessung.
5
INHALT
GRUSSWORT
1
IMPRESSUM
2
EXECUTIVE SUMMARY
4
Warum gibt es die Strategie „Gemeinsam Digital: Berlin“?
4
An wen richtet sich GD:B?
4
Was soll GD:B bewirken?
4
Wie soll die Strategie angewendet werden?
4
KAPITEL 1: WARUM GD:B?
8
GD:B – Plattform und Werkzeuge für die digitale Transformation
8
GD:B – eine Strategie, die Umsetzung mitdenkt
9
GD:B – eine Ermöglicherin für die Verwaltung
und Stadtgesellschaft
10
KAPITEL 2: WERTEKOMPASS FÜR BERLIN
ALS DIGITALE STADT
13
Die nachhaltige Stadt
13
Die gemeinwohlorientierte Stadt
13
Die resiliente Stadt
14
Die kooperative Stadt
14
KAPITEL 3: HANDLUNGSFELDER
16
Räumliche Wirkungen
16
Handlungsfelder
19
6
KAPITEL 4: MAßNAHMEN
28
Zentrale Maßnahmen
29
Dezentrale Maßnahmen
37
Netzwerkmaßnahmen
43
Entwicklung neuer Maßnahmen
51
KAPITEL 5: GOVERNANCE
53
Akteur:innen der Governance
54
Entscheidungsebenen
55
Der Weg von der Governance der Strategieentwicklung
hin zur Governance der Strategieumsetzung
56
KAPITEL 6: UMSETZUNG
59
Phase I – Vorprozess
60
Phase II – Exploration
61
Phase III – Erprobung
61
Phase IV – Entwicklung
61
Phase V – Skalierung
61
KAPITEL 7: WIRKUNGSMESSUNG
64
Ebene 1: Maßnahmen-Umsetzung
64
Ebene 2: Maßnahmen-Auswahl und Wertekompass
65
Ebene 3: Lernende Strategie
66
KAPITEL 8: AUSBLICK
68
GLOSSAR
71
LITERATURVERZEICHNIS
75
WARUM
GD:B?
1
8
Warum GD:B?
KAPITEL 1:
WARUM GD:B?
Berlin steht vor großen Veränderungen: Die Stadt will klimaneutral werden, die Mobilitätswende meistern, ihre Verwaltung modernisieren, den sozialen Zusammenhalt stärken,
die Gleichstellung der Geschlechter fördern und dabei alle
Bewohner:innen stärker einbeziehen. Das sind komplexe
Aufgaben, die kreative und innovative Lösungen erfordern.
Unser Ziel ist die funktionierende Stadt – bei einer Dynamik,
die Berlin in den vergangenen Jahren nicht gekannt hat,
bei Krisen, die uns dauerhaft vor große Herausforderungen
stellen werden.
Um Berlin zukunftsfähig zu machen, ist ein Plan ebenso notwendig wie relevante Akteur:innen und die richtigen Werkzeuge. Die digitale Transformation soll für Bewohner:innen,
Stadtverwaltung, Unternehmen, Wissenschaft und Forschung
großen Mehrwert bieten. Eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung soll die Lebensqualität der Bewohner:innern spürbar
verbessern. Die Verwaltung wird effizienter und als moderne Arbeitgeberin für dringend benötigtes neues Personal
attraktiver. Für Unternehmen ergeben sich durch einheitliche
Standards und nutzer:innenzentrierte Prozesse verbesserte
Arbeitsabläufe und Planungsmöglichkeiten.
Die digitale Transformation ist aber keine rein technische Aufgabe, sondern erfordert tiefgreifende Veränderungen bereits
bestehender Strukturen und Prozesse. In letzter Konsequenz
bedeutet das einen Kulturwandel, der alle Verwaltungsressorts und gesellschaftlichen Sektoren betrifft. Dabei leisten
1
innovative Lösungen aus der Berliner Stadtgesellschaft – von
Berliner:innen, Verwaltung, Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – einen maßgeblichen Beitrag.
GD:B – Plattform und Werkzeuge für
die digitale Transformation
GD:B ist nicht als eigenständige Fachstrategie konzipiert,
sondern hat den Anspruch, durch den zweckmäßigen Einsatz
neuer Technologien, Werkzeuge und Methoden das Erreichen
bestehender Ziele der städtischen Entwicklung1 und anderer
Fachziele zu unterstützen. GD:B ist eine Dachstrategie für
das zukunftsfähige, smarte Berlin. Um den Wandel Berlins
zur Smart City2 zu befördern, bietet die Strategie GD:B3
einen Weg, neue Arbeitsweisen und Kooperationsformen,
agilere Strukturen, Kompetenzaufbau sowie systematischen
Wissenstransfer zwischen Verwaltung und Stadtgesellschaft4
Diese sind insbesondere in der BerlinStrategie 3.0 zusammengefasst. Siehe: Der Regierende Bürgermeister von Berlin.
Senatskanzlei (2021). BerlinStrategie 3.0. Verfügbar online: https://www.berlin.de/rbmskzl/_assets/politik/berlin-strategie-30-langfassung.pdf
2 Das Berliner Verständnis wurde anhand der Ausführungen der Smart City Charta und der New Urban Agenda gemeinsam mit
der Berliner Stadtgesellschaft entwickelt. Siehe: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) (2017). Smart City
Charta: Digitale Transformation in den Kommunen nachhaltig gestalten. Verfügbar online: https://www.smart-city-dialog.de/
wp-content/uploads/2019/12/smart-city-charta-langfassung.pdf; UN Habitat (2019). New Urban Agenda. Verfügbar online:
https://unhabitat.org/about-us/new-urban-agenda
3 GD:B ist eine Fusion aus der Berliner Digitalstrategie und der Smart City-Strategie. Die Digitalstrategie liefert dabei
die Umsetzungskompetenz zur Smart City-Strategie, die wiederum die Vision für Berlin, das Zusammendenken von
Stadtentwicklung und Digitalisierung zur Verfügung stellt. Siehe: Gemeinsam Digital (2022). Gemeinsam Digital zur Smart
City. Verfügbar online: https://gemeinsamdigital.berlin.de
4 Die Definition der Stadtgesellschaft umfasst Verwaltung, Politik, wirtschaftliche und wissenschaftliche Akteur:innen,
organisierte Zivilgesellschaft, stille Gruppen und Berliner:innen. Siehe: Glossar.
Warum GD:B?
zu etablieren. Sie bietet damit eine Plattform für die digitale
Transformation Berlins. Die lernende Strategie und ihre Umsetzung werden vom Chief Digital Officer des Landes Berlin,
dem Staatssekretär für Digitales und Verwaltungsmodernisierung (CDO / StS D) und seinem Team verantwortet und
unterstützt. Für eine gelungene Umsetzung ist gleichwohl die
aktive Mitarbeit und Einbeziehung aller Senatsverwaltungen
und Bezirke erforderlich.
Smart bedeutet in der Berliner Lesart nicht lediglich „digital“.
Das Berliner Verständnis der Smart City zielt auf die Frage,
wie künftige Herausforderungen kreativ, offen, zweckmäßig
und partizipativ gelöst werden können.5 Digitale Technologien werden dabei als wichtiges Werkzeug für eine nachhaltige und gemeinwohlorientierte Transformation der Stadt
betrachtet, nicht aber als Selbstzweck.
Die digitale Transformation muss die Bedürfnisse der
Berliner:innen, die Interessen der Berliner Wirtschaft, der
Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen sowie der Zivilgesellschaft im Blick haben. Sie kann nur gemeinsam mit der
ganzen Stadtgesellschaft gelingen. Die Entwicklung der Strategie erfolgte im Rahmen eines umfangreichen Beteiligungsprozesses, bei dem auf eine möglichst große Diversität von
Perspektiven Wert gelegt wurde. Die Strategie spiegelt somit
den Bedarf der Stadtgesellschaft wider.6 Die Strategie wurde
im Rahmen des Förderprogramms Modellprojekte Smart
Cities (MPSC) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauen erstellt.7
Für die Umsetzungsphase, die sich an Prinzipien des Humble
Government8 orientiert, sind Offenheit, die Einbeziehung von
Berliner:innen und eine Kooperation mit unterschiedlichen
städtischen Akteur:innen zentral.
GD:B – eine Strategie, die Umsetzung
mitdenkt
Die Voraussetzungen sind in Berlin ausgezeichnet: Kaum eine
andere Stadt verfügt über ein derart vielseitiges Ökosystem
aus wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen mit Digitalexpertise. Im öffentlichen Sektor
wurden in den letzten Jahren bereits vielfältige Innovationsund Transformationsprozesse angestoßen.9 In den elf Berliner
Zukunftsorten10 und anderen Initiativen werden bereits heute
experimentierende Formen der Zusammenarbeit praktiziert.
GD:B will hier und an deutschlandweiten bzw. internationalen
Erfahrungen anknüpfen und in zielgerichteten Kooperationen
weitere Maßnahmen entwickeln. Vor allem benachteiligte und
umweltbelastete Quartiere und Entwicklungsräume müssen von den Maßnahmen unmittelbar profitieren. Da Berlin
sowohl Land als auch Kommune ist, sind die Bedingungen für
ein ressort- und ebenenübergreifendes Arbeiten innerhalb
der Verwaltung noch einmal deutlich komplexer. Zugleich
bietet die Hauptstadt ein großes Potenzial zur Weiterentwicklung des Berliner Ökosystems von Akteur:innen11, die eine
innovative Digitalisierung vorantreiben und von ihr profitieren
können. GD:B tritt dabei als Ermöglicherin auf, die die Potenziale Berlins nutzbar machen will. Drei wichtige Elemente für
die Umsetzung sind:
1. Ressort- und ebenenübergreifendes Arbeiten: Maßnahmen zahlen mit ihren Lösungsansätzen auf lokale oder
gesamtstädtische, sektorübergreifende Herausforderungen ein. Genutzt werden bereits vor Maßnahmenstart
Formate, die ressort-, sektor- und ebenenübergreifendes
Arbeiten unterstützen und die Vernetzung von Politikfeldern fördern.
2. Maßnahmenbegleitung: Als Teil der Umsetzung und
wichtiges Element für die lernende Strategie erhalten
Maßnahmenteams methodische und fachliche Unterstützung, die sich an agilen Vorgehensweisen orientieren.
5 Die Berliner Definition der Smart City wurde 2021 vom Berliner Senat als Teil des Strategischen Rahmens für die Entwicklung
einer neuen Smart City-Strategie verabschiedet. Siehe: Der Regierende Bürgermeister von Berlin. Senatskanzlei (2021a).
Strategischer Rahmen für die Entwicklung einer neuen Berliner Smart City-Strategie. Verfügbar online:
https://gemeinsamdigital.berlin.de/strategischer-rahmen-smart-city
6 Ein Überblick über den Beteiligungsprozess und seine Ergebnisse findet sich im Anhang.
7 Siehe: Smart City Dialog (2022). Smart Cities in Deutschland. Verfügbar online: https://www.smart-city-dialog.de/
modellprojekte
8 Siehe Anhang III: Wirkungsmessung, sowie Annala, M. et al. (2020). Humble Government: How to Realize Ambitious Reforms
Prudently. Verfügbar online: https://tietokayttoon.fi/documents/1927382/2158283/Humble+Government.pdf
9 Beispiele dafür sind im Analyseteil des Grünbuchs für die Digitalisierungsstrategie des Landes Berlin genannt. Siehe:
Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (2020). Grünbuch für die Digitalisierungsstrategie des Landes Berlin.
Verfügbar online: https://www.berlin.de/sen/wirtschaft/digitalisierung/digitalstrategie/201006_gruenbuch.pdf. Weitere
Ansätze finden sich unter den Einreichungen für den Berliner Verwaltungspreis. Siehe: Die Regierende Bürgermeisterin.
Senatskanzlei. (2022). Berliner Verwaltungspreis. Verfügbar online: https://www.berlin.de/verwaltungspreis
10 Geschäftsstelle Zukunftsorte (2022). Zukunftsorte Berlin. Verfügbar online: https://zukunftsorte.berlin
11 Zum Ökosystem zählen zahlreiche Akteur:innen aus unterschiedlichen Sektoren. Auch Bildungseinrichtungen, wie etwa
Schulen und landeseigene Unternehmen gehören dazu.
9
10
Warum GD:B?
3. Prototypisches Vorgehen: Die Verwaltung und andere
Akteur:innen bauen und testen Prototypen, probieren
neue Ansätze aus, um schnell zu lernen und ggf. genauer
definieren zu können, welche konkreten Leistungen ausgeschrieben werden sollen.
GD:B – eine Ermöglicherin für die Verwaltung
und Stadtgesellschaft
GD:B hat den Anspruch, Ermöglicherin und damit eine übergreifende Handlungsstrategie für die Entwicklung Berlins zur
Smart City zu sein. Die Bestandsanalyse hat gezeigt, dass
hier der richtige Weg liegt.12 Anstelle einer rein theoretischen
Formulierung von Zielen, Ansprüchen und Vorhaben geht es
um eine strategische Praxis. Diese soll zeigen, wie Digitalisierungs- und Smart City-Maßnahmen in Berlin durchzuführen sind: transparent, offen und partizipativ, aber auch mit
zentraler Koordinierung, klaren fachlichen Verantwortlichkeiten und entlang eines agilen Umsetzungsmodells. So sollen
alle Akteur:innen und bestehende Vorhaben darin unterstützt
werden, die Ziele bestehender und zukünftiger Berliner Fachstrategien zu erreichen. Das neue Vorgehen wird anfangs an
unterschiedlichen Vorhaben erprobt, weiterentwickelt und
sukzessive auf weitere Maßnahmen ausgeweitet.
Gerahmt wird dieses Vorgehensmodell durch den partizipativ erarbeiteten Wertekompass und die Handlungsfelder, an
denen sich die Umsetzung einzelner Maßnahmen orientiert.
Aus ihnen entwickelt sich die Vision einer nachhaltigen, gemeinwohlorientierten, resilienten und kooperativen Stadt.
Sie soll sicherstellen, dass die Digitalisierung Berlins allen
Menschen in der Stadt zugutekommt. Eine Stärkung des Wirtschaftsstandorts Berlin ist dabei mitgedacht. Die Maßnahmen
sollen gewährleisten, dass die Entwicklung Berlins entlang
des Wertekompasses ausgerichtet ist. Sie wirken dabei lokal,
gesamtstädtisch oder auch überregional. Durch das iterative
Vorgehen bei ihrer Umsetzung werden Lernerfahrungen gesammelt, die bei Skalierungen berücksichtigt werden.
Die digitale Transformation Berlins kann nur gelingen, wenn
alle beteiligten Akteur:innen bereit sind, sich auf einen kollektiven Lernprozess einzulassen. Konsequenterweise ist deshalb
auch die Strategie selbst als lernende Strategie angelegt.
Auf Basis einer umfassenden Monitoring-Systematik sollen
nicht nur einzelne Vorhaben, sondern auch die Strategie und
ihre Werkzeuge selbst in regelmäßigen Zyklen evaluiert und
angepasst werden. Die einzelnen Kapitel sind von daher
in unterschiedlichen Detailstufen verfasst, da sie teilweise
detailliert beschreiben, wie gelernt wird. Die Strategie ersetzt
keine Fachstrategien wie etwa die digitale Inklusionsstrategie, die Open Data-Strategie oder die Cybersicherheitsstrategie. Sie setzt hingegen Rahmenbedingungen für deren
Umsetzung und wird durch fachliche Strategien ergänzt.
Ein wichtiges Element der Strategie bildet die Website https://
gemeinsamdigital.berlin.de. Dort entsteht neben einer
Übersicht bereits laufender und geplanter Maßnahmen ein
Wissensspeicher, der zahlreiche Arbeitsmaterialien und ergänzende Dokumente zur freien Nutzung bereitstellen wird.
Alle Berliner:innen haben zudem die Möglichkeit, über die
Website selbst Maßnahmen vorzuschlagen oder sich in den
laufenden Prozess einzubringen.
SMART WATER
Smart Water (siehe Kapitel 4 Maßnahmen) soll zur
Reduktion von Auswirkungen der Klimakrise auf Städte
wie Hitzeinseln, Überflutung und Gewässerbelastung
beitragen. Es ist als Pilotmaßnahme im Rahmen des
Modellprojekts Smart City Berlin aus den Mitteln
des Förderprogramms Modellprojekte Smart Cities
(MPSC) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauen finanziert. Ein agiles digitales
Planungstool soll die Entwicklung und Durchführung
von Maßnahmen der städtischen Entwicklung unterstützen, um Regenwasserbewirtschaftung frühzeitig
berücksichtigen zu können. Dafür werden Wasserinfrastrukturen und Grünräume zielgerichtet zusammen
betrachtet und weitere Planungsaspekte wie etwa
Straßenplanung integriert.
Die Maßnahme berücksichtigt u. a. folgende
Fachziele aus der StrategieBerlin 3.0:
— Gewässerschutz und Klimafolgenanpassung
stärken,
— Wasserhaushalt nachhaltig managen,
— Die (stadt-)ökologischen Qualitäten sichern und
verbessern.
Das Beispiel veranschaulicht die Idee des Kulturwandels als zentrales Element der Strategie:
— Enge Zusammenarbeit unterschiedlicher
städtischer Akteur:innen mit der Verwaltung
(verschiedene Senatsverwaltungen und Bezirke),
— Begleitung durch das Team GD:B (Support-Team),
um den Prozess kreativ, offen, zweckmäßig und
partizipativ zu gestalten,
— Nutzung und Test von Prototypen für die Entwicklung des digitalen Planungstools. Die Erfahrungen
aus der Umsetzung der Maßnahme Smart Water
fließen in den ersten Lernzyklus der Strategie ein.
12 Die Bestandsanalyse umfasst die Schlussfolgerungen des Grünbuchs für die Digitalisierungsstrategie des Landes Berlin
(Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, 2020) und die Nennung von Herausforderungen durch Expert:innen
im Prozess der Smart City-Strategieentwicklung.
Warum GD:B?
Wertekompass
Handlungsfelder
Maßnahmen
Governance
Umsetzung
Wirkungsmessung
Smart City Berlin
Grafik 1: Aufbau der Strategie GD:B
11
12
2
WERTE
KOMPASS
Wertekompass
KAPITEL 2:
WERTEKOMPASS FÜR BERLIN
ALS DIGITALE STADT
Die Wertvorstellungen der Berliner Stadtgesellschaft bilden
die Grundlage für die Ausrichtung der Strategie Gemeinsam
Digital: Berlin. Sie wurden 2021/2022 in einem umfassenden,
mehrstufigen Partizipationsprozess13 entwickelt. Die Frage,
wie Berliner:innen sich eine „lebenswerte Stadt für alle“ vorstellen, wurde neben bereits etablierten Ansätzen wie den
UN-Nachhaltigkeitszielen14 (SDGs) und dem Donut-Modell15
zum Ausgangspunkt genommen. Die vier entstandenen Leitgedanken16 werden nachfolgend beschrieben und bilden die
Grundlage für den Wertekompass zur Umsetzung der Strategie. Sie sind richtungsweisend für alle Aktivitäten von GD:B.
Die nachhaltige Stadt
Grundvoraussetzung für eine zukunftsfähige Stadt ist der
Schutz ihrer Ressourcen und natürlichen Lebensgrundlagen,
damit auch nachfolgende Generationen ein lebenswertes
Umfeld und eine intakte Umwelt vorfinden. Nachhaltigkeit ist
eine Querschnittsaufgabe aller Politikbereiche des Berliner
Senates. Zu ihrer Realisierung muss die Digitalisierung unter
Einbeziehung der lokalen, regionalen und globalen Perspektive genutzt werden: Dies betrifft die Senkung städtischer
Emissionen, den Ressourcenverbrauch, die Beschleunigung
der Transformationsprozesse in den Bereichen Strom, Wärme,
Ernährung und Mobilität, aber auch und nicht zuletzt die
nachhaltige Entwicklung und Förderung wirtschaftlicher Ökosysteme zugunsten innovativer und zukunftsfester Geschäftsmodelle. Dabei müssen die Technologien selbst nachhaltig
gestaltet und datengetriebenes Handeln sowie die Nutzung
von Künstlicher Intelligenz (KI) sinnvoll und frei von Diskrimi-
nierungsrisiken für die nachhaltige Entwicklung der Stadt eingesetzt werden. Genderaspekte müssen bei der Umsetzung
stets mitgedacht werden.
Die gemeinwohlorientierte Stadt
Alle Berliner:innen sollen in der Smart City gleichermaßen
Zugang zu Leistungen der Daseinsvorsorge haben, zur Infrastruktur und den Ressourcen, und aktiv zu deren Erhalt beitragen können. Der Einsatz von Technologie muss dem Wohle
der Stadt und ihren Bewohner:innen dienen, nicht aber Einzelinteressen. Beim erstrebten Ausbau einer frei zugänglichen
digitalen und niedrigschwelligen Infrastruktur sollen neben
der Bereitstellung öffentlicher Angebote und offener Daten
bei der digitalen Transformation der Stadt ethische Aspekte,
Sicherheit, Solidarität, digitale und physische Barrierefreiheit,
die Gleichstellung der Geschlechter und soziale Gerechtig-
13 Siehe Anhang I: Strategieprozess
14 Engagement Global (2022). Ziele für nachhaltige Entwicklung. Verfügbar online: https://17ziele.de/ziele/1.html
15 Die Donut-Ökonomie legt einem Wirtschaftsmodell die planetaren und sozialen Grenzen des menschlichen Handelns
zugrunde. Siehe: Doughnut Economics Action Lab (2022). About Doughnut Economics. Verfügbar online:
https://doughnuteconomics.org/about-doughnut-economics
16 Die Leitgedanken wurden bereits in dem Dokument Strategischer Rahmen für die Entwicklung einer neuen Smart CityStrategie in ausführlicher Variante formuliert. Siehe: Der Regierende Bürgermeister von Berlin. Senatskanzlei (2021a)
13
14
Wertekompass
gemeinwohlorientiert
resilient
nachhaltig
kooperativ
Grafik 2: Der Wertekompass für Berlin als digitale Stadt
keit auf lokaler und globaler Ebene besonders berücksichtigt
werden. Soziale Sicherheit, hochwertige Bildung und umfassende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben werden mithilfe
digitaler öffentlicher Dienstleistungen für alle Berliner:innen
bedarfsgerecht weiterentwickelt. Dies kann auch für die
wirtschaftliche Entwicklung Berlins und die Entwicklung neuer
Geschäftsmodelle sinnvoll sein.
Die resiliente Stadt
Städtische Infrastrukturen und Lieferketten sollen zukünftig so
vorausschauend gestaltet sein, dass sowohl ein verlässlicher
Betrieb als auch die Grundversorgung der Stadt gesichert
sind. Die Umsetzung von GD:B hilft auf robuste und anpassungsfähige Weise – sprich: resilient – mit Krisensituationen
umzugehen. Dafür müssen herkömmliche Steuerungsansätze
verbessert und Entscheidungsprozesse mithilfe intelligenter
Systeme krisensicher ausgerichtet werden. Dabei wird im
Rahmen einer Technikfolgeabschätzung auf die Vermeidung von ggf. bestehenden Diskriminierungsmechanismen
beim Einsatz der IT-Systeme geachtet. Auch die Technologie
selbst muss resilienter und sicherer werden, um Cybersicherheit zu gewährleisten. Dies wird dadurch unterstützt, dass
öffentliche IT-Systeme modular und quelloffen entstehen und
souverän nutzbar sind. Um die Lernfähigkeit und Weitsicht
einer resilienten Stadt zu stärken, setzt die lernende Strategie
darauf, gemeinsam mit Expert:innen laufend neue gesellschaftliche Rahmenbedingungen innerhalb und außerhalb
Berlins einzuschätzen und zu berücksichtigen.
Die kooperative Stadt
In der Umsetzung von GD:B ist die kreative Mitwirkung der
gesamten Stadtgesellschaft als Basis für eine partizipative
Entwicklung der Stadt gefragt. Die öffentliche Verwaltung
ist das Bindeglied zwischen städtischen Institutionen, Bewohner:innen, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Um diesen Auftrag zu erfüllen, muss sie bestehende Gestaltungsspielräume stärker nutzen und erweitern, neue Governance-Strukturen für Kooperationen und gesellschaftliches
Engagement entwickeln und Inklusion auf Augenhöhe fördern
– auch im digitalen Raum.17 Die Technologien selbst werden
in partizipativen Prozessen entwickelt und unter Gesichtspunkten der Inklusion und Gendersensibilität bewertet. Um
die kooperative Stadt zu fördern, legt GD:B auf Transparenz
und Offenheit ein besonderes Gewicht.
SMART WATER
Die Maßnahme Smart Water orientiert sich vor allem
an den Leitgedanken der nachhaltigen und resilienten
Stadt. Es wird ein nachhaltiger Umgang mit Wasserressourcen und Stadtgrün gefördert. Die Stadt wird
bei Auswirkungen der Klimakrise und mit ihr verbundenen künftigen Extremereignissen wie Starkregen
widerstands- und anpassungsfähiger.
17 Zur Berücksichtigung der digitalen Rechte hat sich Berlin bereits mit der Unterzeichnung der Declaration of the Cities
Coalition for Digital Rights verpflichtet. Cities Coalition for Digital Rights (2022). Website. Verfügbar online:
https://citiesfordigitalrights.org
HANDLUNGS
FELDER
3
16
Handlungsfelder
KAPITEL 3:
HANDLUNGSFELDER
Die Strategie Gemeinsam Digital: Berlin ist als ermöglichende Strategie angelegt, die neue Formen der Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb der Verwaltung fördert.
Sie formuliert daher Handlungsfelder. Diese sind bewusst
ressortübergreifend gewählt und fallen nicht in den Verantwortungsbereich einer einzelnen Fachverwaltung. Sie sind an
unterschiedliche Fachstrategien und Maßnahmen anschlussfähig18 und verstärken deren Wirksamkeit. Durch die Handlungsfelder unterstützt die Strategie somit auch bestehende
Fachziele, anstatt diese neu zu formulieren. Als Grundlage
wurde dabei die BerlinStrategie 3.019 genommen.
Basierend auf den im Grünbuch zur Digitalstrategie20 beschriebenen und den im Beteiligungsprozess mit der Stadtgesellschaft ermittelten Bedarfen wurden die Handlungsfelder iterativ entwickelt. Sie adressieren eine grundlegende
Frage der städtischen Transformation auf unterschiedliche
Weise: Wie können neue Prozesse und Technologien dazu
beitragen, dass angestrebte Veränderungen effektiver,
schneller und bedarfsgerechter erreicht werden?
Die Handlungsfelder zeigen auf, wofür die Stadtgesellschaft
die Potentiale von Digitalisierung, Technologie und neuen
Methoden bei der Entwicklung Berlins nutzen möchte. Es
werden aber auch Herausforderungen und Grenzen sichtbar gemacht, bei denen der Einsatz von Digitalisierung
und Technologien nicht im Sinne der Stadtgesellschaft
ist. Dies kann der Fall sein, sobald er beispielsweise die
Privatsphäre von Bewohner:innen einschränkt, vor allem
Einzelinteressen dient oder digitale Prozesse keinen Zugewinn an Synergien, Lebensqualität und Effizienz bieten.
Die Handlungsfelder definieren den Raum für Maßnahmen,
die Gemeinwohl, Nachhaltigkeit, Kooperation und Resilienz
spürbar stärken. Sie entfalten ihre Wirkung auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen – Kiez, berlinweit, überregional.
Räumliche Wirkungen
Die Verschränkung von digitalen und physischen Räumen
führt auf verschiedenen stadträumlichen Ebenen zu Veränderungen. Stecken die Handlungsfelder von GD:B den inhaltlichen Rahmen der Maßnahmen ab, so wurden im Beteiligungsprozess drei räumliche Ebenen identifiziert, auf denen
die Aktivitäten der Strategie unterschiedlich wirksam werden
können. Auf Ebene der Kieze zeigen sich mögliche Wirkungen zum Beispiel in einer Verbesserung der unmittelbaren
Lebensqualität und einer besseren Vernetzung innerhalb
der Nachbar:innenschaft. Auf Ebene des gesamtstädtischen
Raumes sind in Berlin unter anderem die bedarfsgerechte
Verbesserung von Mobilitäts- und Infrastrukturangeboten
sowie die gemeinwohlorientierte Transformation und Nutzung
öffentlicher Räume von Bedeutung. Nicht zuletzt gewinnt für
eine kooperative, lernende Stadtentwicklung auch die (über-)
regionale Vernetzung an Bedeutung.
18 Insbesondere an die BerlinStrategie 3.0, dem konzeptionellen Überbau zur weiteren Entwicklung der Stadt Berlin, die im Jahr
2021 beschlossen wurde. Der Regierende Bürgermeister von Berlin. Senatskanzlei (2021).
19 Der Regierende Bürgermeister von Berlin. Senatskanzlei (2021). BerlinStrategie 3.0. Verfügbar online: https://www.berlin.de/
rbmskzl/_assets/politik/berlin-strategie-3-0-langfassung.pdf
20 Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (2020).
Handlungsfelder
Lebenswerte, vielfältige Kieze
In Berlin gibt es nicht ein Zentrum, sondern zahlreiche kleinteilige Stadtviertel und Kieze, in denen die Berliner:innen
ihren Alltag verbringen und alle lebensnotwendigen Handlungen erledigen. Die Aktivitäten von GD:B stärken das Leben in
der unmittelbaren Umgebung aller Berliner:innen, sowohl im
Stadtkern als auch in den Außenbezirken, und tragen damit
zu einer Umsetzung der 15-Minuten-Stadt für alle bei.21
Auf Ebene der Kieze leisten die Maßnahmen daher einen
Beitrag in dem Sinne, dass Menschen vor ihrer Haustür ein
lebenswertes, vielfältiges und sicheres Umfeld vorfinden. Die
Kieze werden gestärkt als Orte der Kooperation und Innovation für eine nachhaltige und inklusive Stadtentwicklung. Die
Entwicklungen fördern lokales Engagement und die Selbstwirksamkeit der Bewohner:innen.
Dafür werden in den unterschiedlichen Handlungsfeldern
Ziele der nachhaltigen Stadtentwicklung aufgegriffen und mit
digitalen Mitteln weiterentwickelt. Kieze werden so zu lokalen
Interaktions- und Innovationsräumen. Dieser Ansatz der
engagierten Stadt stärkt die lokale Autonomie und Agilität
im Kleinen und bleibt gleichzeitig anschlussfähig an größere
Strukturen wie Bezirke, Land oder Region. Denn im Kleinen
können Lösungen für globale Herausforderungen ausprobiert und validiert werden, insbesondere dann, wenn digitale
Infrastrukturen einen schnellen und einfachen Vergleich mit
anderen lokalen Projekten ermöglichen. Erfolgreiche Ansätze
sollen im nächsten Schritt in weiteren Bezirken, auf gesamtstädtischer Ebene oder (über-)regional skaliert werden.
In den Handlungsfeldern bietet sich auf gesamtstädtischer
Ebene die Chance, Prozesse zu verändern und bisher
separat agierende Akteur:innen zusammenzubringen, um
beispielsweise Mobilitätsangebote flexibler und bedarfsgerechter zu gestalten. Dabei unterstützen offen zugängliche,
interoperable Datenbestände einen systemischen Blick auf
komplexe Zusammenhänge und ermöglichen Beteiligungen
sowie bedarfsgerechte Steuerung von Maßnahmen. Gemeinsam und vernetzt werden unter den Berliner Bedingungen
passende Antworten auf Extremwetter, Wassermangel oder
Schadstoffkonzentrationen gefunden, z. B. durch Konzepte wie
das der Schwammstadt.
(Über-)regionale Vernetzung
GD:B will die Metropolregion Berlin-Brandenburg stärken.
Deswegen zählen enge Kooperationen mit dem Land Brandenburg auf ministerieller Ebene, mit einzelnen Kommunen
(wie etwa den Modellkommunen Smart Cities) und anderen
Akteur:innen in Brandenburg zu den Aktivitäten der GD:B.
Durch enge Verflechtungen und Pendelbeziehungen sind in
den unterschiedlichen Handlungsfeldern jeweils Kooperationen und Vernetzungen sinnvoll. Sie können etwa zu mehr
Flexibilität bei der Wahl des Wohn- und Arbeitsortes für alle
Bevölkerungsgruppen beitragen und damit zur Reduktion
von Verkehr führen. Die regionale Vernetzung löst nicht nur
akute Probleme wie etwa den Einsatz gegenseitiger Hilfe in
Katastrophenfällen, sondern fördert langfristig den Aufbau
eines innovativen Ökosystems. Auf diese Weise werden auch
die Leitideen des Strategischen Gesamtrahmens Hauptstadtregion23 gestärkt.
Zugänglicher Stadtraum
Die Nutzung von Daten als mögliche Informationsgrundlage
für stadtentwicklungspolitische Entscheidungsprozesse bietet
eine Möglichkeit, um Ungerechtigkeiten in der Verteilung von
Finanzmitteln, Umweltbelastungen und städtischen Potenzialen aufzudecken und Berlin auf gesamtstädtischer Ebene
inklusiver zu gestalten.22 Das betrifft beispielsweise alle Ansätze, die Themen wie Wohnungsbau mit Mobilität und Stadtgrün zusammendenken. In vielen Handlungsfeldern können
zwar lokale Testfelder sinnvoll sein, bei smarten Infrastrukturen und Klimaanpassung ist jedoch ein gesamtstädtisches
Vorgehen sinnvoll, um an einer Stadt für alle zu arbeiten.
21 Die Berliner Stadtentwicklungspläne (StEP) und der Berliner Flächennutzungsplan bieten hier Anknüpfungspunkte. Siehe:
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen (2022). Planung. Verfügbar online: https://www.stadtentwicklung.
berlin.de/planen/planung/index.shtml
22 Ein Beispiel hierfür ist der Berliner Umweltgerechtigkeitsatlas, der die Umweltbelastungen im Zusammenhang mit der sozialen
Benachteiligung kiezgenau darstellt. Siehe: Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (2022).
Umweltgerechtigkeit. Verfügbar online: https://www.berlin.de/sen/uvk/umwelt/nachhaltigkeit/umweltgerechtigkeit
23 Länder Berlin und Brandenburg (2021). Überlegungen zu einem Strategischen Gesamtrahmen (2021). Verfügbar online:
https://www.berlin-brandenburg.de/zusammenarbeit/strategischer-gesamtrahmen
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Handlungsfelder
Wertekompass
regeneratives Wirtschaften
Zukunftschancen für alle
inklusive Stadtgestaltung
ermöglichende Verwaltung
smarte Wirtschaftsmodelle erproben
und fördern
Veränderung gemeinsam
angehen und notwendige
Kapazitäten aufbauen
partizipative Governance und Beteiligungsformate verstetigen
effektive (Verwaltungs-)
prozesse und Werkzeuge
zur Umsetzung von
Vorhaben etablieren
offenes IT-Ökosystem
städtischer Anwendungen entwickeln
Begegnungs- und
Lernorte attraktiv
weiterentwickeln
Nachvollziehbarkeit in
der Entwicklung der Stadt
und ihrer Prozesse
gewährleisten
transparente und
anpassungsfähige
Vergabe- und Investitionsprozesse etablieren
smarte Hauptstadtregion BerlinBrandenburg entwickeln
Impulse für lebenswerte Stadtentwicklung setzen
städtische Dienstleistungen barrierearm
und bedarfsgerecht
entwickeln
Voraussetzungen für
eine intelligente Datennutzung schaffen
Regeneration der
natürlichen Ressourcen
lokal begünstigen
mit anderen Smart Cities
gemeinsam lernen
digitale Bürger:innenrechte stärken und Datenschutzbestimmungen
einhalten
kritische und digitale
Infrastruktur ausfallsicher gestalten
räumliche Wirkung
lebenswerte, vielfältige Kieze
zugänglicher Stadtraum
(über-)regionale Vernetzung
Grafik 3: Die 16 Handlungsfelder und ihre Raumbezüge
Handlungsfelder
Handlungsfelder
Regeneratives Wirtschaften
GD:B wird den Ausbau innovativer, nachhaltiger und zirkulärer Geschäftsmodelle handhabbar machen und weitgehend unterstützen. Für den Bereich der IT bedeutet dies, dass städtische
Anwendungen allen Akteur:innen zur Verfügung stehen und unter Beachtung der gesetzlichen
Rahmenbedingungen offen entwickelt werden. Startups und etablierte Unternehmen, Wissenschaft
und öffentliche Verwaltung, aber auch Kunst- und Kulturszene sowie gemeinnützige Akteur:innen
spielen eine zentrale Rolle, um in dem wichtigen Entwicklungsfeld des regenerativen Wirtschaftens
kreative, bedarfsorientierte Lösungen und neue Wertschöpfungskonzepte zu entwickeln.
Durch Digitalisierung können bislang ungenutzte Potentiale und Synergien des regenerativen
Wirtschaftens sichtbar und nutzbar gemacht werden. Als wachsende Stadt kann Berlin eine Grundlage schaffen, um neue Räume zu erschließen und Gebäude nachhaltig und wandelbar zu bauen.
Auch die Region Berlin-Brandenburg birgt große Potentiale, um weitere Infrastrukturen für eine
zirkuläre und ressourcenschonende Wirtschaft zu schaffen. Dabei kann eine solidarische Kultur
des Teilens und Reparierens etabliert und gemeinsam mit Brandenburg langfristig eine gesunde,
nachhaltige und lokale Nahrungsmittelproduktion aufgebaut werden.
Handlungsfeld
Smarte Wirtschaftsmodelle erproben und fördern
Smarte Wirtschafts- und Geschäftsmodelle, die Erfindungsgeist mit Nachhaltigkeit, Gemeinwohlorientierung
und Geschlechtergerechtigkeit verbinden, spielen eine
zentrale Rolle für die Berliner Wirtschaft. Die Entwicklung neuer Unternehmensformen in Bereichen wie Sozialunternehmer:innentum, digitalen Genossenschaften
und anderer lokaler, kooperativer Wirtschaftsmodelle
wird künftig stärker unterstützt.24 Für die Entwicklung,
die Umsetzung und den nachhaltigen, partizipativen
Betrieb von Smart City-Lösungen werden neue Kooperationsformen zwischen Staat, öffentlichen und privaten
Unternehmen, Startups sowie zivilgesellschaftlichen
Organisationen und der Berliner Wissenschafts- und
Forschungslandschaft erprobt und evaluiert – Beispiele
hierfür sind innovative Betriebsmodelle und wissenschaftsbasierte Gründungen, die sich aus dem Berliner
Hochschulbetrieb entwickeln
Handlungsfeld
Offenes IT-Ökosystem städtischer Anwendungen
entwickeln
Die Grundlage für ein digitales Berlin ist ein offenes
und interoperables Ökosystem digitaler Anwendungen.
Bürger:innendienste und Fachverfahren der öffentlichen
Verwaltung sollen aus Teilmodulen bestehen und über
standardisierte Schnittstellen miteinander verknüpfbar sein, um den Austausch relevanter Daten effizient
zu gestalten. Wo immer möglich, müssen dabei Open
Source-Komponenten genutzt und neu entwickelte
Codes gut auffindbar an zentraler Stelle unter einer
offenen Lizenz bereitgestellt werden. Daten der Verwaltung werden nach dem Prinzip Open by Default
für Dritte zugänglich gemacht, falls keine schwerwiegenden Gründe wie Verletzungen des Datenschutzes
dagegen sprechen. Diese Entwicklungen erfolgen im
Einklang mit der Berliner IKT-Architektur25. Die hier angesprochenen Themen wie standardisierte Verfahren,
Open Source, Datenmanagement und Open Data sind
in der IKT-Architektur des Landes Berlin noch stark zu
entwickelnde Schwerpunkte.
24 Berlin geht hier bereits mit seiner Initiative Social Economy Berlin (2022) voran. Siehe: Social Economy Berlin.
Verfügbar online: https://socialeconomy.berlin
25 Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport (2022). IKT-Architektur – Zielbild für die künftige IT-Landschaft.
Verfügbar online: https://www.berlin.de/moderne-verwaltung/prozesse-und-technik/technische-standards/ikt-architektur/
artikel.948212.php
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20
Handlungsfelder
Handlungsfeld
Handlungsfeld
Smarte Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg
entwickeln
Regeneration der natürlichen Ressourcen lokal
begünstigen
Eine integrative Planung von Stadtentwicklung, ÖPNV,
Energieversorgung, weiteren Infrastrukturen sowie
Landwirtschaft zwischen Berlin und Brandenburg fördert die Entwicklung einer smarten Hauptstadtregion.
Die Prozesse der Stadtentwicklung in der Region BerlinBrandenburg werden zwischen den beiden Bundesländern daher noch enger aufeinander abgestimmt
ablaufen. So ist es auch in den Überlegungen zu einem
Strategischen Gesamtrahmen Hauptstadtregion in den
dortigen Handlungsfeldern Digitale Transformation und
Siedlungsentwicklung und Wohnungsmarkt beschrieben.26 Co-Working-Spaces inklusive Betreuungsinfrastruktur zur besseren Vereinbarkeit von Sorge- und
Erwerbsarbeit sollen die Flexibilität von Menschen, die
in der Hauptstadtregion leben und arbeiten, unterstützen. Es wird ein intensiverer Austausch zwischen den
vielfältigen, innovativen Unternehmen und den Startups
in der Hauptstadtregion befördert.
Natürliche und nicht-erneuerbare Ressourcen sind
begrenzt, dementsprechend muss eine smarte Nutzung
ihren Verbrauch reduzieren und sie in Stoffkreisläufe
einbinden. Dabei muss die Stadtgesellschaft zuerst
den Eigenwert und die Leistungen von Ökosystemen
anerkennen und dazu motiviert werden, in ihre Regenerationsfähigkeit zu investieren. Die Nachhaltigkeit der
Quartiere wird gefördert, indem aufeinander abgestimmte Kreisläufe in Bezug auf Versorgung – Wasser,
Stadtgrün, Nahrung, Energie und Konsumgüter – und
Entsorgung, inklusive Siedlungs- sowie Bau- und Abbruchabfällen, etabliert werden. Auch der Verbrauch
natürlicher und nicht-erneuerbarer Ressourcen wird
auf lokaler Ebene – Gebäude, Mobilität – effizienter
organisiert. Diese Entwicklung hin zu einem smarten, regenerativen Berlin wird beispielsweise bei neuen Stadtentwicklungsprojekten wie dem Schumacher Quartier
und der angrenzenden Urban Tech Republic erprobt.27
26 Die Überlegungen zu einem Strategischen Gesamtrahmen. Berlin Brandenburg (2021. https://www.berlin-brandenburg.
de/zusammenarbeit/strategischer-gesamtrahmen/) sowie die Gemeinsame Innovationstrategie der Länder Berlin und
Brandenburg (innoBB 2025) sind relevante Anknüpfungspunkte für Aktivitäten der Strategie (https://innobb.de/de).
27 Berlin TXL (2022). Das Projekt. Verfügbar online: https://www.berlintxl.de/das-projekt
Handlungsfelder
Zukunftschancen für alle
GD:B trägt dazu bei, dass sich alle Berliner:innen in ihrem lokalen Umfeld Kompetenzen aneignen
können, die sie benötigen, um an der Transformation mitwirken zu können. Sie sollten in der Lage
sein, Wissen zu teilen und sich bei der Gestaltung der Stadt einzubringen, um die Digitalisierung
und die Smart City inklusiv zu gestalten. Im Zentrum steht dabei die Absicht, den Digital Gender
Gap zu schließen. Dabei können auch neue Lernkonzepte in Schulen, Hochschulen und außerschulischen Bildungseinrichtungen helfen, die prototypisch gemeinsam entwickelt werden. Die Vernetzung unterschiedlicher Lern- und Wissensformen birgt dabei große Potentiale, komplexe Probleme ganzheitlich zu betrachten und interdisziplinäre Lösungsansätze zu formulieren. Zugleich
bietet die Smart City zahlreiche Optionen, Menschen das Lernen an vielen Stellen des Stadtraums
zu ermöglichen und dabei Technologie zu nutzen. Analoge, niedrigschwellige und barrierefreie
Angebote müssen jedoch weiterhin bereitgestellt werden, um auch solchen Gruppen, die keinen
Zugang zu digitalen Angeboten haben, Teilhabechancen zu garantieren.
Handlungsfeld
Handlungsfeld
Notwendige Kapazitäten für Veränderungen aufbauen
Begegnungs- und Lernorte attraktiv weiterentwickeln
Berlin braucht auf allen Ebenen eine Kultur des offenen
Lernens und gemeinsamen Experimentierens, um dringende Herausforderungen anzugehen und auf Krisen
vorbereitet zu sein. In der öffentlichen Verwaltung wird
der Aufbau von methodischen und technischen Kompetenzen wie z. B. für agile Methoden oder Data Science
vorangetrieben, um eigenständiges Handeln zu verbessern und zugleich eine wirkungsorientierte Zusammenarbeit mit externen Akteur:innen zu erleichtern. Dazu
muss die Rekrutierung von IT-Fachkräften ausgebaut
werden. In Berlin ermöglichen vielfältige Bildungs- und
Netzwerkangebote allen Bewohner:innen, sich selbstbestimmt im digitalen Raum zu bewegen, Wissen aufzubauen und dieses in die Stadtgestaltung einzubringen.
Dabei wird auf bestehende Angebote wie etwa den
Medienkompetenzzentren28 aufgebaut. Durch die
neuen Kompetenzen soll die Stadtgesellschaft befähigt
werden, Veränderungen gemeinsam anzugehen.
Begegnungs- und Lernorte unterstützen die Stadtgesellschaft dabei, neue Kompetenzen zu erwerben,
sich zu vernetzen und Berlin gemeinsam zu gestalten.
Bei der Entwicklung inklusiver Angebote werden lokale
Akteur:innen gefördert. Es wird auf bestehenden Begegnungs- und Lernorten aufgebaut – von institutionalisierten Orten wie Schulen und Hochschulen über öffentliche Bibliotheken, Volkshochschulen, außerschulischen
Lernorte, offenen Orte wie Kiezlabore oder Digitalwerkstätten. Dabei werden bestehende Alltagsroutinen der
Menschen genutzt und bestehende öffentlich zugängliche Räume weiterentwickelt. Die Angebote müssen für
alle Berliner:innen29 zugänglich und einladend gestaltet
sein und dafür sorgen, dass digitale Teilhabe im Sinne
der Cities Coalition for Digital Rights30 gewährleistet
ist. Die Digitalisierung bietet zugleich die Chance, dass
Angebote der Hochschulen für lebenslanges Lernen sowie Kooperationen mit der Stadt- und Zivilgesellschaft
ebenso wie Reallabore und Citizen Science ausgebaut
werden.
28 Jugendnetz Berlin (2022). Die 12 Medienkompetenzzentren Berlins. Verfügbar online: https://jugendnetz.berlin/jn/00_
Medienkompetenzzentren
29 Hier gilt gemäß des Landesantidiskriminierungsgesetzes (LADG) das Verbot der Diskriminierung im Rahmen öffentlichrechtlichen Handelns aufgrund des Geschlechts, der ethnischen Herkunft, einer rassistischen und antisemitischen
Zuschreibung, der Religion und Weltanschauung, einer Behinderung, einer chronischen Erkrankung, des Lebensalters, der
Sprache, der sexuellen und geschlechtlichen Identität und des sozialen Status. Siehe: Senatsverwaltung für Justiz, Viefalt
und Antidiskriminierung (2022). Das Berliner Antidiskriminierungsgesetz (LADG). Verfügbar Online: https://www.berlin.de/
sen/lads/recht/ladg. Ebenso gilt hier das Gesetz über die barrierefreie Informations- und Kommunikationstechnik Berlin,
siehe: Berliner Vorschriften- und Rechtsprechungsdatenbank (2019). Gesetz über die barrierefreie Informations- und
Kommunikationstechnik Berlin (Barrierefreie-IKT-Gesetz Berlin – BIKTG Bln). Verfügbar online: https://gesetze.berlin.de/bsbe/
document/jlr-BIKTGBErahmen
30 Cities Coalition for Digital Rights (2022).
21
22
Handlungsfelder
Handlungsfeld
Handlungsfeld
Impulse für lebenswerte Stadtentwicklung setzen
Mit anderen Smart Cities gemeinsam lernen
Smart City-Ansätze müssen Impulse für eine lebenswerte und nachhaltige Stadtentwicklung setzen. Maßnahmen der Strategie GD:B helfen dabei, Prozesse unter
vereinfachten Bedingungen schnell zu erproben und
strukturelle Abläufe in der städtischen Entwicklung langfristig zu verändern. Hier können digitale Werkzeuge
zur Visualisierung zukünftiger Lösungen dazu beitragen,
Entscheidungen besser informiert zu treffen. Dabei wird
besonderer Wert auf eine inklusive, geschlechtergerechte Entwicklung gelegt und die Projekte im öffentlichen Raum für die Bewohner:innen erlebbar gemacht,
um Mitgestaltung und Feedback zu ermöglichen.
Die Akteur:innen von GD:B vernetzen sich mit anderen
Smart Cities auf nationaler und internationaler Ebene, um voneinander zu lernen. Bestehende Netzwerke
und neue, passende Austauschformate ermöglichen
den Wissenstransfer, der zur Gestaltung lebenswerter,
nachhaltiger und gemeinwohlorientierter Smart Cities
grundlegend notwendig ist. Hier kann Berlin als starke
Stimme den internationalen Smart City-Diskurs beeinflussen und in projektbezogenen Kooperationen die
jeweiligen Erfolgsmodelle lokal anpassen und skalieren
sowie Lösungen gemeinsam mit anderen Städten entwickeln.
Handlungsfelder
Inklusive Stadtgestaltung
In vielen Teilen der Stadtgesellschaft besteht der Wunsch, sich in städtische Prozesse einzubringen und diese mitzugestalten. Die Aktivitäten von GD:B unterstützen die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteur:innen innerhalb und außerhalb der Verwaltung in Bezug auf wirkungsvolle
Maßnahmen und auf die Ausrichtung von Prozessen an den Menschen. Alle Maßnahmen müssen
dahingehend überprüft werden, ob Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen werden und zugleich
sicherstellen, dass dies nicht geschieht.
Die Strategie leistet einen Beitrag dazu, öffentlichen Beteiligungsprozessen einen zentralen
Stellenwert zu gewähren. Über Themen und Ressorts hinweg werden passende Partizipationsansätze erprobt und gemeinsam weiterentwickelt. Die Entwicklung Berlins wird so zur Aufgabe der
Stadtgesellschaft. Dabei werden nachfolgende Generationen mitbedacht und deren Zukunft in
die aktuellen Prozesse eingebunden. Beteiligung findet auf allen Ebenen statt – lokal, städtisch,
regional – und öffnet so neue Kooperationsräume.
Handlungsfeld
Handlungsfeld
Partizipative Governance und Beteiligungsformate
verstetigen
Nachvollziehbarkeit in der Entwicklung der Stadt und
ihrer Prozesse gewährleisten
Nur gemeinsam mit den Bewohner:innen kann ein an
deren Bedürfnissen ausgerichtetes Berlin gestaltet
werden. Dazu müssen inklusive, aufsuchende und
möglichst dialogorientierte und geschlechtersensible Formate der Beteiligung – Workshops, Umfragen,
öffentliche Veranstaltungen unter Berücksichtigung
eines Medienmixes und unterschiedlicher Sprachen etc.
– allen Berliner:innen ermöglichen, Ideen einzubringen
und an deren Umsetzung mitzuwirken. Um der Gleichstellung der Geschlechter Rechnung zu tragen sind gemäß den Richtlinien der Regierungspolitik die Berliner
Frauenprojekte bei der Gestaltung und Umsetzung der
digitalen Transformation einzubeziehen. Die Methoden
und der Ort werden passend zum Thema, Anlass und
Zielgruppe ausgewählt und durch zusätzliches Fachpersonal und enge Zusammenarbeit mit der organisierten Zivilgesellschaft unterstützt. Eine partizipative
Governance gewährleistet, dass Bewohner:innen bei
wichtigen Entscheidungen einbezogen und unterschiedliche Interessenslagen berücksichtigt werden.
Ein transparentes und nachvollziehbares Handeln aller
Akteur:innen der Stadtgesellschaft stärkt das Vertrauen
in Politik und Verwaltung, erleichtert die gemeinsame
Arbeit und ermöglicht gemeinsames Lernen sowie
Partizipation. Berlin wird dazu übersichtliche Informationsangebote entwickeln. Eingesetzte Algorithmen und
technische Systeme müssen zudem in ihrer Funktionsweise transparent und nachvollziehbar sowie möglichst
frei von Diskriminierungspotentialen sein. Schließlich
werden Vernetzungsangebote wie Konferenzen und
Meet-ups den Austausch der unterschiedlichen
Akteur:innen fördern.
23
24
Handlungsfelder
Handlungsfeld
Handlungsfeld
Digitale Bürger:innenrechte stärken und
Datenschutzbestimmungen einhalten
Städtische Dienstleistungen barrierearm und
bedarfsgerecht entwickeln
Im Sinne der Cities Coalition for Digital Rights31 müssen
Bürger:innenrechte, die offline gelten, auch online geschützt werden. So muss für Bewohner:innen zu jedem
Zeitpunkt nachvollziehbar sein, zu welchem Zweck ihre
Daten bei öffentlichen Stellen gespeichert und genutzt
werden. Für die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen bei Behörden werden klare, einfache Prozesse
aufgesetzt, um die Entwicklung datenschutzkonformer
Anwendungen zu erleichtern.
In Berlin leben Menschen mit unterschiedlichen
Hintergründen und Voraussetzungen. Angebote des
digitalen Berlins müssen deren vielfältige Bedürfnisse
berücksichtigen und unterrepräsentierte oder weniger
sichtbare Gruppen – z. B. Frauen, Kinder, Senior:innen,
Menschen mit geringen Deutschkenntnissen oder Menschen mit Behinderung – frühzeitig in Entwicklungs- und
Umsetzungsprozesse einbeziehen. Dazu müssen diese
Gruppen und insbesondere Frauen aktiv in digitalisierungsbezogenen Gremien repräsentiert sein, um
Entscheidungen über Prozesse und Ausgestaltung der
IT mitgestalten zu können. Öffentliche Informationsangebote müssen in Text und Bild die Bandbreite der
Diversität der Stadtgesellschaft spiegeln, geschlechtergerecht formuliert, in leicht verständlicher Sprache und
in Gebärdensprache verfasst sein und mehrsprachig
zur Verfügung gestellt werden. Digitale Angebote müssen im analogen Raum, wie etwa den 68 öffentlichen
Bibliotheken, verfügbar gemacht werden. Gleichzeitig
darf das Recht auf analoges Leben nicht beschnitten
werden, sodass alle Leistungen auch analog zugänglich sein müssen.
31 Cities Coalition for Digital Rights (2022).
Handlungsfelder
Ermöglichende Verwaltung
Maßnahmen von GD:B werden aufgrund ihres Querschnittscharakters dazu genutzt, neue Formen
der ressortübergreifenden Zusammenarbeit in der Verwaltung zu erproben. An die Stelle klassischer Hierarchien können dabei flexiblere Rollenmodelle treten, die vernetztes und eigenverantwortliches Arbeiten fördern und Abstimmungsprozesse beschleunigen. Die Strategie unterstützt
eine kooperative Zusammenarbeit nach innen wie nach außen, um ein gemeinsames Arbeiten der
Verwaltung mit den Berliner:innen, der Wirtschaft, der Wissenschaft und der organisierten Zivilgesellschaft als normale Praxis zu etablieren.
Den Herausforderungen der digitalen Zukunft wird besser begegnet, indem zunächst notwendige
Grundlagen geschaffen bzw. ausgebaut und Prozesse vereinfacht werden. Dazu gehören Themen
wie Vergabe, Prozessgestaltung, Datenkompetenz und -qualität sowie Schnittstellen für die interne
Zusammenarbeit der Verwaltung.
Handlungsfeld
Handlungsfeld
Effektive (Verwaltungs-)prozesse und Werkzeuge zur
Umsetzung von Vorhaben etablieren
Transparente und anpassungsfähige Vergabe- und
Investitionsprozesse etablieren
Zeitgemäße (Verwaltungs-)prozesse vereinfachen
und beschleunigen die Umsetzung von Vorhaben und
fördern die Abstimmung zwischen Berliner:innen, Verwaltung, Unternehmen, Wissenschaft, Forschung und Zivilgesellschaft. Zu diesem Zweck werden Werkzeuge für
die Verwaltung entwickelt, die berücksichtigen, wie die
Ziele und Ausrichtungen verschiedener städtischer Strategien aufeinander einwirken und eine wirkungsvolle
projektorientierte Zusammenarbeit fördern. Dabei muss
stets auch die Perspektive potentieller Nutzer:innen
mitgedacht werden. Dazu gehört, dass Verantwortlichkeiten zwischen den einzelnen Behörden klar benannt
werden. Mustervorlagen und Methoden-Templates für
einzelne Arbeitsschritte können dabei nützliche Werkzeuge sein, um ein einheitliches Vorgehen zu erleichtern
und eine Qualitätssicherung einzelner Umsetzungsprojekte zu gewährleisten. Ein standardisierter Prozess wird
in Kapitel 6 Umsetzung beschrieben.
Innerhalb des gesetzlichen Rahmens muss lernendes
Experimentieren möglich sein. Dies kann auch im
Rahmen von Reallaboren auf Basis von Ausnahmegenehmigungen geschehen. Hierzu müssen Experimentierklauseln in den Rechtsgrundlagen verankert
und genutzt werden. Flexible Finanzierungsmodelle und
wirkungsorientierte Förderinstrumente unterstützen ein
schnelles Erproben vielversprechender Ansätze und
deren Verstetigung. Auch in der öffentlichen Vergabe
müssen, im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten,
agile Verfahren Anwendung finden, um dem prozessualen Charakter von insbesondere digitalen Projekten und
Produkten besser gerecht zu werden und öffentliche
Ausschreibungen attraktiver für Startups und lokale
kleine und mittlere Unternehmen zu machen. Dazu ist
ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch ebenso wichtig
wie Schulungen in der Verwaltung. Neben effizienteren
Prozessen werden auch Transparenz-, Nachhaltigkeitsund Antidiskriminierungskriterien verstärkte Berücksichtigung bei öffentlichen Ausschreibungen finden.
Die Vorgaben der Frauenförderung auf Grundlage des
Landesgleichstellungsgesetzes sind zu beachten.
25
26
Handlungsfelder
Handlungsfeld
Handlungsfeld
Voraussetzungen für eine intelligente Datennutzung
schaffen
Kritische und digitale Infrastruktur ausfallsicher
gestalten
Effizientes behördliches Datenmanagement und die
Bereitstellung qualitativ hochwertiger Daten sind
Voraussetzung für die Entwicklung intelligenter Anwendungen im städtischen Kontext. Der Aufbau von
Datenkompetenz in jeder Behörde und die zentralen
Zuständigkeiten für qualitativ hochwertige Datenbestände gewährleisten eine Umsetzung der in der
Erarbeitung befindlichen Berliner Open Data-Strategie32 und bergen wichtige Potentiale für die Planung in
Berlin. Schnittstellen zur Privatwirtschaft, Wissenschaft
und Zivilgesellschaft werden genutzt, um Daten auch
aus diesen Bereichen für die Öffentlichkeit nutzbar zu
machen, z. B. durch (Echtzeit-)daten beim intelligenten
Energiemanagement oder der nachhaltigen Mobilitätsplanung. Auch diese Entwicklungen werden in Einklang
mit der Berliner IKT-Architektur vorgenommen.33
Der sichere und zuverlässige Betrieb der grundlegenden Versorgung ist die Basis für ein smartes Berlin.
Diese kritischen Infrastrukturen (KRITIS) müssen ausfallsicher gestaltet sein, um die Versorgungssicherheit der
Zivilbevölkerung zu garantieren. Die städtische Souveränität und Reaktionsfähigkeit profitieren außerdem
von einer sicheren Infrastruktur für den Eigenbetrieb
von gemeinwohlorientierten, digitalen Anwendungen.
Der Eigenbetrieb muss, wo angemessen und möglich,
Standard sein und aktuelle Sicherheitsanforderungen in
der Informationstechnologie sowie Anforderungen der
Berliner IKT-Architektur berücksichtigen. Diese werden
in Strategien zu Cyber- und Datensicherheit ausgeführt.
SMART WATER
Die Maßnahme Smart Water trägt in erster Linie zum Handlungsfeld
Regeneration der natürlichen Ressourcen lokal begünstigen bei, indem
etwa Regenwasser für die Grundwasserneubildung und die Versorgung
von Grünflächen genutzt werden soll. Da Bürger:innen hierfür sensibilisiert
werden sollen, spielt auch Partizipative Governance und Beteiligung eine
wichtige Rolle. Ebenso wirkt die Maßnahme auf das Handlungsfeld Effektive (Verwaltungs-)prozesse und Werkzeuge zur Umsetzung von Vorhaben
etablieren, da ein Vorgehen zur wirksamen Zusammenarbeit zwischen
mehreren Verwaltungen und städtischen Akteur:innen etabliert wird.
Räumliche Wirkung der Maßnahme Smart Water: Die Bewirtschaftung von
Regenwasser wirkt sich potenziell auf Neubau- und Bestandsgebiete aus.
So müssen z. B. Flächen für die Versickerung von Dach- oder Oberflächenwasser im Neubau eingeplant oder in Bestandsgebieten neu geschaffen
werden, etwa in Form von zusätzlichen Grünflächen im Straßenraum oder in
Abstimmung auf privaten Flächen.
32 Berlin Open Data (2022). Die Berliner Open-Data-Strategie: Öffentliche Informationsseite.
Verfügbar online: https://strategie.odis-berlin.de
33 Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport (2022).
MAßNAHMEN
4
28
MAßNAHMEN
KAPITEL 4:
MAßNAHMEN
Durch die Umsetzung von konkreten Maßnahmen wird die
Strategie Gemeinsam Digital: Berlin mit Leben gefüllt, die
digitale Transformation und Daseinsvorsorge vorangebracht
und ein Kulturwandel in der Verwaltung gefördert. Die Maßnahmen machen die Smart City sichtbar, helfen Prozesse
besser zu verstehen und die Transformation Schritt für Schritt
zu realisieren. Die Strategie bietet hierfür einen methodischen
Rahmen, der zugleich gewährleistet, dass einzelne Maßnahmen zusammenwirken und voneinander lernen können.
Innerhalb der Berliner Verwaltung fördert GD:B das gemeinsame Arbeiten über Ressorts und Ebenen hinweg. Ebenso
wird in der Strategie die Zusammenarbeit zwischen der
Berliner Verwaltung und der Stadtgesellschaft vorangetrieben
und bereits in ersten Maßnahmen erprobt. So kann aus noch
isolierten Vorhaben nach und nach ein integriertes Ökosystem
entstehen.
Im Rahmen der umfassenden Beteiligungsprozesse während
der Strategieentwicklung wurde deutlich, wie viele Akteur:innen bereits heute daran arbeiten, Berlin mit digitalen Mitteln
nachhaltiger, resilienter, kooperativer und gemeinwohlorientierter zu gestalten. Es wurden nicht nur zahlreiche Ideen und
bereits laufende Vorhaben identifiziert, sondern auch der
Bedarf einer zentralen Koordinierung und Steuerung sichtbar.
Daher finden sich in der Strategie drei Typen von Maßnahmen. Sie unterscheiden sich durch die verantwortlichen
Akteur:innen der Umsetzung:
— Zentrale Maßnahmen werden vom CDO / StS D verantwortet. Sie zielen darauf ab, in technischer, prozessualer und organisatorischer Hinsicht die Grundlagen
zu schaffen, um unterschiedliche Akteur:innen der Stadt
– Berliner:innen, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und
Zivilgesellschaft – bei der Durchführung ihrer jeweiligen
Vorhaben zu unterstützen. Sie basieren zusätzlich auf den
Vorarbeiten an der Digitalstrategie, die nach der Fusionierung beider Strategieprogramme mit aufgenommen
wurden.
— Dezentrale Maßnahmen werden von Akteur:innen der
Berliner Verwaltung – Senats- und Bezirksverwaltungen,
nachgeordnete Behörden – verantwortet. Sie fallen in
verschiedene Fachbereiche, erfüllen mehrere Fachziele,
zahlen durch ihre Umsetzung auf die Handlungsfelder der
Strategie GD:B ein und orientieren sich am Wertekompass der Strategie. Weitere Akteur:innen der Stadtgesellschaft können Beteiligte einer dezentralen Maßnahme
sein.
— Netzwerkmaßnahmen werden von Akteur:innen der
Stadtgesellschaft außerhalb der Verwaltung verantwortet,
hier vor allem der Wirtschaft, der Wissenschaft und der
Zivilgesellschaft. Die Verwaltung kann Beteiligte einer
Netzwerkmaßnahme sein. Sie zahlen ebenfalls auf die
Handlungsfelder ein und orientieren sich am Wertekompass. Um eine Verstetigung und Skalierung zu gewährleisten, ist eine Zusammenarbeit mit der Verwaltung zumeist
sinnvoll.
MAßNAHMEN
Data & Smart City Governance
am Beispiel von Luftgütemanagement
Smart Space
Hardenbergplatz
Smart Water Wasser und Stadtgrün
klimagerecht gestalten
Kiezbox 2.0 Daten in Alltag und Krise
Bürgerhaushalt und
Smarte Partizipation
Grafik 4: MPSC-geförderte Pilotmaßnahmen im Rahmen der Strategie Gemeinsam Digital: Berlin
Die hier vorgestellte Auswahl an Maßnahmen ist nicht final.
Es wurden im Rahmen der Beteiligungsprozesse und auf
Basis der Bedarfe der Stadtgesellschaft erste Maßnahmen
identifiziert, anhand derer die Governance und das Umsetzungsmodell von GD:B erprobt und eingeübt werden. Die
hier vorgestellten Maßnahmen wurden ausgewählt, da für
sie bereits Verantwortlichkeiten festgelegt und Ressourcen
bereitgestellt werden konnten. Die Maßnahmen Bürgerhaushalt und Smarte Partizipation, Data & Smart City
Governance am Beispiel von Luftgütemanagement, Kiezbox
2.0 – Daten in Alltag und Krise, Smart Space Hardenbergplatz und Smart Water – Wasser und Stadtgrün klimagerecht gestalten werden als Pilotmaßnahmen im Rahmen
des Modellprojekts Smart City Berlin aus den Mitteln des
Förderprogramms Modellprojekte Smart Cities (MPSC)
des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung
und Bauen finanziert. Gleichzeitig entwickelt die Strategie
einen strukturierten, partizipativen Prozess, um kontinuierlich neue Maßnahmenvorschläge aufnehmen und bewerten
zu können und über deren Umsetzung zu entscheiden.
34 Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport (2022).
Zentrale Maßnahmen
Zentrale Maßnahmen sind grundlegend, um die digitale
Transformation Berlins und die Umsetzung der Smart City im
Sinne des Wertekompasses zu ermöglichen. Sie bilden das
Fundament für smarte Infrastrukturen, bürger:innenfreundliche
digitale Verwaltungsdienstleistungen, offene und transparente
Kooperationen, vorausschauende Entscheidungsprozesse
und nicht zuletzt für den Kulturwandel in der Verwaltung. Daher unterliegen sie der Verantwortung des CDO / StS D des
Landes. Durchgeführt werden sie, je nach Fokus der Maßnahme, von unterschiedlichen Senatsverwaltungen, unter Einbeziehung der Stadtgesellschaft und den diversen Perspektiven
ihrer Nutzer:innen.
Zu zahlreichen der zentralen Maßnahmen wurden im Land
Berlin bereits Vorarbeiten geleistet sowie Konzepte und Initiativen entwickelt, an die in der Umsetzung angeknüpft werden
soll. Die Konkretisierung der zentralen Maßnahmen erfolgt
in enger Abstimmung mit involvierten Akteur:innen und dem
IT-Dienstleistungszentrum Berlin (ITDZ) in Einklang mit der
Berliner IKT-Architektur.34 Dies wird durch das Support-Team
der Strategie GD:B unterstützt.
29
30
MAßNAHMEN
Zentrale Maßnahme
Aufbau von Kapazitäten und Kompetenzen für den digitalen Wandel
Die digitale Transformation der Verwaltung muss aktiv gestaltet werden. Digitalisierung ist
längst zu einer Kernaufgabe geworden, die spezifische Kompetenzen erfordert – von der ITund Daten-Expertise bis zur agilen Projektsteuerung. Das Fachpersonal der Berliner Verwaltung
muss diese Fähigkeiten zur digitalen Transformation entwickeln und Angebote zur Fort- und
Weiterbildung erhalten. In diesen müssen die Grundsätze der Geschlechtergerechtigkeit und
Gendersensibilität respektiert sein.
Diese Kompetenzen werden in jeder Behörde benötigt, erfordern aber eine zentrale Koordination. In der Senatskanzlei wird eine Stabsstelle Gemeinsam Digital eingerichtet, die den
nötigen Kulturwandel vorantreibt. Sie interagiert mit der Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport, die für die Verwaltungsdigitalisierung zuständig ist, mit dem CityLAB Berlin
als Schnittstelle zwischen den Behörden und anderen Smart City-Akteur:innen sowie mit der
Stadtgesellschaft. Eine Grundlage für den Aufbau von Kapazitäten wird im Kapitel 5 Governance gelegt und weiter ausgearbeitet. Dabei soll sowohl von vorhandenem Wissen regionaler
Fach- und Branchennetzwerke als auch von kommunalen Unternehmen profitiert werden. Zu
dieser Maßnahme gehören auch der Aufbau und die Bindung von zusätzlichem Fachpersonal
für die Verwaltung.
Verantwortliche:r: CDO / StS D
Beteiligte: IT-Dienstleistungszentrum Berlin
Zeitraum: Fortlaufend
Handlungsfelder: Notwendige Kapazitäten für Veränderungen aufbauen; Effektive
(Verwaltungs-)prozesse und Werkzeuge zur Umsetzung von Vorhaben etablieren
MAßNAHMEN
Zentrale Maßnahme
Ein verbindliches Vorgehen für Digitalvorhaben
Der Aufbau moderner IT-Infrastruktur erfordert zeitgemäße, einheitliche Prozesse und Methoden. So wird ein verbindliches Vorgehensmodell für die Entwicklung von Digitalvorhaben in
der Berliner Verwaltung etabliert. Mit dem Modell soll ein agiles, offenes und bedarfsgerechtes
Vorgehen ermöglicht und zugleich eine Entwicklung gemäß Standards der IT-Entwicklung – u. a.
Interoperabilität, Modularität, Open Source & Open Data, Barrierefreiheit, Datensicherheit,
Cybersicherheit, Nutzer:innenzentrierung – gewährleistet werden. Die Einhaltung von frauenund gleichstellungspolitischen Grundsätzen soll gewährleistet werden, indem IKT-Systeme geschlechtergerecht und diskriminierungsfrei gestaltet werden. Bei der Vergabe und Entwicklung
sind die Prinzipien Gender Mainstreaming und Gender Budgeting konsequent mitzudenken.
Als Teil dieses Modells werden für einzelne Arbeitsschritte sowohl Grundlagen als auch entsprechende Vorlagen entwickelt. Diese betreffen die Problemanalyse und mögliche Standards,
die als Einzelstrategien zu Open Data, Open Source, Cyber- und Informationssicherheit,
digitaler Inklusion und Teilhabe noch entwickelt werden müssen – User Research (Nutzer:innenforschung), Leistungsbeschreibungen, Prototypenentwicklung, Datenbereitstellungsverträge etc.
Zusätzlich wird hier ein Vorprozess erarbeitet, der sicherstellt, dass nur solche Projekte gestartet
werden, die eine klare Problemstellung sowie ein sinnvolles Anforderungsmanagement und
eine funktionierende Koordination aller beteiligten Stellen auf Basis der zu berücksichtigen
Standards der gesamten Verwaltung aufweisen. Externer Expert:innen-Input und transformatorische Fragestellungen sollen zukünftig stärker berücksichtigt, die Qualitätssicherung bei Projektplanung und -vergabe verbessert werden (siehe Kapitel 6: Umsetzung). Die Entwicklung von
Source Code soll in einem öffentlich zugänglichen Git-Repository dokumentiert werden. Das
Ergebnis ist ein standardisierter Prozess mit Werkzeugen und Formaten, laufender Dokumentation und permanenten Support für große Projekte, die das schrittweise Entstehen eines Ökosystems interoperabler Komponenten ermöglichen und doppelte Arbeit bzw. Fehler vermeiden
soll. In diesem Prozess werden Beteiligungsschritte verbindlich integriert.
Das Vorgehen soll als Handbuch (für Dritte) veröffentlicht und in das Berliner Projektmanagementhandbuch integriert werden.
Verantwortliche:r: CDO / StS D
Beteiligte: IT-Dienstleistungszentrum Berlin
Zeitraum: 2021 – Ende 2023
Handlungsfelder: Effektive (Verwaltungs-)prozesse und Werkzeuge zur Umsetzung
von Vorhaben etablieren; transparente und anpassungsfähige Vergabe- und Investitionsprozesse erstellen
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MAßNAHMEN
Zentrale Maßnahme
Aufbau einer übergreifenden internen und öffentlichen Dateninfrastruktur
(DataHUB und OpenData Portal)
Digitale Verwaltung braucht ein effizientes internes Datenmanagement. Die Strategie GD:B
trägt dazu bei, dass in der Berliner Verwaltung eine effiziente Infrastruktur aufgebaut wird,
die den Datenaustausch zwischen Behörden ermöglicht. Diese soll zugleich die gemeinwohlorientierte Nutzung öffentlicher Daten durch unterschiedliche Akteur:innen wie Wirtschaft,
Wissenschaft und Zivilgesellschaft ermöglichen – in Form einer Verknüpfung der Daten mit
dem Berliner Open Data Portal, selbstverständlich unter Berücksichtigung der gesetzlichen
Rahmenbedingungen des Datenschutzes. Datenbestände der Verwaltung sollen grundsätzlich nicht mehr lokal, sondern in einer sicheren Umgebung verwaltet werden. Diese Umgebung
sollte in Hinblick auf Sicherheit, Resilienz, Datensouveränität und Kosten optimiert werden. Für
alle datenverarbeitenden Fachverfahren werden hierzu Schnittstellen eingerichtet, die eine
Anbindung an eine zentrale Datenplattform erlauben. Daten sollen als Linked Open Data
umgesetzt werden. Datensätze müssen so angelegt werden, dass sie möglichst offen, kompatibel, gut beschrieben und eindeutig identifizierbar sind. So können Verknüpfungen automatisch
generiert werden.
Der CDO / StS D ist verantwortlich für die Einrichtung und Steuerung der Plattform, aus der
heraus die Daten nach dem Prinzip open by default für die Öffentlichkeit über das Open Data
Portal www.daten.berlin.de zugänglich gemacht werden, sofern keine Ausnahmen der Open
Data Verordnung wie z. B. personenbezogenen Daten oder andere gesetzliche Bestimmungen
des Datenschutzes dagegensprechen. Dazu wird das Berliner Open Data-Portal weiter ausgearbeitet. Es sollen Visualisierungswerkzeuge (z. B. Dashboards) entwickelt werden, mit denen
Datensätze dargestellt und kontextualisiert werden können. Wie die Dateninfrastruktur müssen
auch die Datenkompetenzen in allen Behörden weiterentwickelt werden. Gemeinsam mit einer
zentralen Zuständigkeit für die Inventur und Veröffentlichung qualitativ hochwertiger Datenbestände in der Behördenlandschaft gewährleistet dies die Umsetzung der in der Entstehung befindlichen Berliner Open Data-Strategie. Es wird hierfür in allen Behörden ein Data Officer eingesetzt, der die Verantwortung für den Datenfluss zwischen den verschiedenen Behörden und
die Qualität der Daten übernimmt. Zusammen mit dem CDO / StS D und der Berliner Open
Data Informationsstelle (ODIS) bilden sie eine Netzwerkstruktur, die den Aufbau der Dateninfrastruktur vorantreibt. Die Dateninfrastruktur soll einerseits den Datenaustausch innerhalb der
Verwaltung ermöglichen und andererseits die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft stärken. Ein Daten- und Akteur:innen-Mapping mit
dem Ziel der Erkundung vorhandener Datenbestände in der Verwaltung kann den Aufbau des
internen Datenmanagements sinnvoll ergänzen. Diese wird in der in Entstehung befindlichen
Open Data-Strategie des Landes näher erläutert. Der DataHUB und das Open Data Portal
werden gemeinsam mit dem ITDZ und im Rahmen der Berliner IKT-Architektur, insbesondere im
Hinblick auf Data Management und Open Data entwickelt. Als Prototyp für den DataHUB kann
die Datenplattform FutrHUB der Urban Tech Republic der Tegel Projekt GmbH genutzt werden,
die für diese Anwendungen in diesem Projekt bereits zur Verfügung steht.
Verantwortliche:r: CDO / StS D
Beteiligte: IT-Dienstleistungszentrum Berlin. Tegel Projekt GmbH
MAßNAHMEN
Zeitraum: Noch zu definieren
Handlungsfelder: Voraussetzungen für eine intelligente Datennutzung schaffen;
digitale Bürger:innenrechte stärken und Datenschutzbestimmungen einhalten
Zentrale Maßnahme
Toolkit für Zusammenarbeit – Basisdienst Kollaboration
Alle Mitarbeiter:innen der Verwaltung, aber auch externe Partner:innen sollen in Projekten
mit zeitgemäßen Werkzeugen zur digitalen Teamarbeit ausgestattet werden. In vielen Fällen
existieren bereits gut funktionierende, offene Lösungen. Notwendige Werkzeuge für gemeinsame Teamarbeit sind unter anderem ein sicherer Kurznachrichtendienst, eine gemeinsame
Dateiablage, parallele Dokumentenbearbeitung, ein digitales Whiteboard, ein Projektmanagement-System (Kanban) sowie ein Werkzeug für Videokonferenzen. Die Werkzeuge helfen dabei,
mit externen Partner:innen zusammenzuarbeiten. Solche zeitgemäßen Werkzeuge werden
von den Teams in den laufenden Prozessen der Strategieerarbeitung bereits effektiv genutzt.
Der Basisdienst Kollaboration wird gemeinsam mit dem ITDZ und im Rahmen der Berliner
IKT-Architektur entwickelt.
Verantwortliche:r: CDO / StS D
Beteiligte: IT-Dienstleistungszentrum Berlin, Senatsverwaltung für Inneres,
Digitalisierung und Sport
Zeitraum: Noch zu definieren
Handlungsfelder: Effektive (Verwaltungs-)prozesse und Werkzeuge zur Umsetzung
von Vorhaben etablieren; partizipative Governance und Beteiligungsformate verstetigen; notwendige Kapazitäten für Veränderungen aufbauen
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MAßNAHMEN
Zentrale Maßnahme
Erleichterung der Vergabe von IT-Leistungen
Behörden werden mehr fachliche Unterstützung bei der Vergabe und Steuerung von IT-Projekten erhalten. Die im Rahmen von Vergabeunterlagen zu erstellenden Leistungsbeschreibungen
müssen an die Realität einer agilen, digitalen Produktentwicklung angepasst werden. Technische und formale Kriterien und Rahmenbedingungen für IT-Vergaben müssen verständlich
formuliert und Eintrittshürden abgebaut werden, um insbesondere lokalen kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Startups den Markteintritt zu erleichtern. Wo auftraggebende
Stellen nicht über die nötige IT-Expertise verfügen, sollen sie entsprechende Unterstützung in
Anspruch nehmen können.
Für die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern werden klare Prozesse formuliert, die eine
wirkungsorientierte und agile Zusammenarbeit fördern. Damit wird gewährleistet, dass digitale
Produkte, die im öffentlichen Auftrag entwickelt werden, auch den Ansprüchen der öffentlichen
Verwaltung genügen und zu einem offenen und interoperablen digitalen Ökosystem beitragen.
Aufgrund der Möglichkeit, Herausforderungen (Challenges) kommunizieren zu können, wird
direkt auf das Innovationspotenzial der Berliner Startup Szene (Gov Tech, Urban Tech, etc.)
eingewirkt und deren Potenzial genutzt. Hierfür können die Arena der Ideen, der standardisierte
Prozess und die Innovationen in der Vergabe (wie Entwicklungspartnerschaften, Marktkonsultationen, etc.) genutzt werden.
Verantwortliche:r: CDO / StS D
Beteiligte: IT-Dienstleistungszentrum Berlin
Zeitraum: Noch zu definieren
Handlungsfelder: Transparente und anpassungsfähige Vergabe- und Investitionsprozesse etablieren; effektive (Verwaltungs-)prozesse und Werkzeuge zur Umsetzung von Vorhaben erstellen
MAßNAHMEN
Zentrale Maßnahme
Transparenz und Offenheit bei der Umsetzung von Digitalvorhaben
Größtmögliche Transparenz gewährleistet eine bedarfsgerechte Umsetzung von Maßnahmen.
Sie fördert Lerneffekte und Synergien mit anderen Vorhaben. Zur Umsetzung der Strategie
GD:B wird deshalb eine zentrale Darstellung der laufenden Vorhaben und ein Dashboard-System geschaffen, das zu jedem Zeitpunkt über den Fortschritt und den Impact – Output, Outcome siehe Kapitel 7 – einzelner Vorhaben informiert und Einblicke in den Stand der Projektplanung ermöglicht. Die Arbeit an diesem Dashboard bedarf einer abgestimmten verbindlichen
Zieldefinition und eines transparenten Monitorings der Wirkung der Vorhaben. Um dies zu
gewährleisten, ist neben der Architektur und Anbindung an das Berliner Open Data Portal ein
kultureller Wandel hin zu einer wirkungsorientierten Steuerung von Projekten notwendig. Um die
Messung des Impacts und möglicher Analyseschritte produktiv einzusetzen, bedarf es nicht nur
der Entwicklung von Systemkomponenten. Notwendig sind zugleich digitalisierungsbezogene
Kompetenzen sowie Unterstützungsstrukturen und Prozesse, damit die eingesetzte Technologie
die richtigen kulturellen und organisatorischen Veränderungen anstoßen, begleiten und fördern
kann.
Auch die IT-Infrastruktur im Land sollte transparenter werden. Mithilfe einer Darstellung der
Softwaresysteme innerhalb der Berliner Verwaltung können Synergien, Schnittstellen und Abkürzungen bei der Neuentwicklung ermöglicht werden, solange damit keine Risiken in Hinblick
auf Informationssicherheit, Datenschutz oder Cybersecurity verbunden sind. Wird zukünftig eine
neue Software im Auftrag des Landes oder der Bezirke entwickelt, so muss diese Entwicklung
verpflichtend in einem zentralen Git-Repository und unter einer Open Source-Lizenz erfolgen.
Komponenten:
— Darstellung von Maßnahmen und Vorhaben
— Erarbeitung von Wirkungsindikatoren (Key performance indicators – KPIS) und
Wirkungsketten zu Impact (basierend auf Kapitel 7)
— Impact Dashboard
Verantwortliche:r: CDO / StS D
Beteiligte: IT-Dienstleistungszentrum Berlin
Zeitraum: 08/2021 – Ende 2023
Handlungsfelder: Nachvollziehbarkeit in der Gestaltung der Stadt und ihrer Prozesse gewährleisten; offenes IT-Ökosystem städtischer Anwendungen entwickeln;
transparente und anpassungsfähige Vergabe- und Investitionsprozesse etablieren
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MAßNAHMEN
Zentrale Maßnahme
Die Plattform für Berlin: UX & Design System als Basis für die Weiterentwicklung
von berlin.de
Der Erfolg digitaler Verwaltungsanwendungen bemisst sich an ihrer Nutzer:innenfreundlichkeit.
Im Rahmen dieser Arbeit muss der Aufbau einer Architektur für Portale und Plattformen für
Bürger:innen berücksichtigt werden. Zudem ist eine mobile Nutzung und Interaktion mit den
Angeboten der Stadt – Bürgerdienstleistungen und Angebote der landeseigenen Betriebe – mit
Blick auf Nutzer:innnenfreundlichkeit zu ermöglichen. Ein solches Angebot ist ganzheitlich zu
betrachten und in die o. g. strategischen Vorhaben zu integrieren, des Weiteren ist ein zentraler
Touchpoint, eine sog. Berlin-App, zu entwickeln.
So werden im Rahmen der Neuentwicklung von berlin.de einheitliche Designstandards für
agile und nutzer:innenzentrierte Verwaltungsangebote entwickelt und anschließend verbindlich
gemacht. Im Zuge dessen werden die Anforderungen von zukünftigen Portalen, Plattformen,
Beteiligungsangeboten auf mein.berlin.de sowie einheitliche Strategien für Apps, ein übergreifendes Nutzungskonto und die Einrichtung eines Kommunikationskanals zwischen Verwaltung
und Berliner:innen sichergestellt. Dies muss in Abstimmung und in Abgrenzung zu Vorgaben
aus dem IT-Planungsrat (IT-PLR), der Single Digital Gateway-Verordnung (SDG-VO), dem
Onlinezugangsgesetz (OZG), der IT-Sicherheitsverordnung Portalverbund (ITSV-PV-VO) evaluiert werden, um den wirklich vorhandenen Gestaltungsspielraum zu definieren.
Die zu entwickelnden Architektur soll auch ein Modul für kartenbasierte Darstellungen zur
Sichtbarkeit und Vernetzung von Akteur:innen, Meldung von Verbesserungspotenzialen und der
Darstellung von Vorhaben beinhalten. Ebenso wichtig ist ein Fokus auf digitale Inklusion und
diskriminierungsfreie Offline-Angebote, sodass diese Dienste von allen verwendet werden können. Des Weiteren sollte maßgeblich auf Projekte anderer Länder (gov.uk) und auf Initiativen
innerhalb Deutschlands (ITVSH, etc.) zugegangen werden, damit die Berliner Lösung bereits
existierende Standards weiterentwickeln kann und ihre Einbindungen nach Möglichkeit nicht
ausgeschlossen werden.
Verantwortliche:r: CDO / StS D
Beteiligte: Landesredaktion, Senatskanzlei Berlin, IT-Dienstleistungszentrum Berlin
Zeitraum: 08/2021 – Ende 2023
Handlungsfelder: Nachvollziehbarkeit in der Gestaltung der Stadt und ihrer Prozesse gewährleisten; partizipative Governance und Beteiligungsformate verstetigen; städtische Dienstleistungen barrierearm und bedarfsgerecht entwickeln
MAßNAHMEN
Dezentrale Maßnahmen
Dezentrale Maßnahmen liegen in der Verantwortung der
Berliner Verwaltung (Senatsverwaltungen, Bezirke, nachgeordnete Behörden). Dabei können sie in verschiedene
Fachbereiche fallen und auf bereits vorhandenen Vorhaben
aufsetzen. Ihre Umsetzung zahlt auf die Handlungsfelder und
den Wertekompass der Strategie GD:B ein. Die dezentralen
Maßnahmen pilotieren lokale Projekte, etwa in Bezirken oder
an Schulen. Erfolgreich bewertete Projekte werden in anderen
Bereichen, z. B. in weiteren Bezirken, ausgerollt. Zentralisierung und Dezentralisierung können auf diese Weise zusammenspielen und das Prinzip Einer-für-Alle genutzt werden.
Alle dezentralen Maßnahmen verpflichten sich auf ein einheitliches Vorgehensmodell (siehe Kapitel 5), das Transparenz, Offenheit und ein gegenseitiges Lernen gewährleistet.
Die Umsetzung wird dabei von der Stabsstelle Gemeinsam
Digital in der Senatskanzlei und einem Support-Team unterstützt (siehe Kapitel 6). Umsetzungspartner:innen in der Verwaltung werden miteinander vernetzt. Ihnen werden Weiterbildungen, Methoden und Vorgehensweisen zur Umsetzung
bereitgestellt.
Dezentrale Maßnahme
Bürgerhaushalt und Smarte Partizipation
MPSC-Pilotmaßnahme
Im Rahmen von Partizipationsprozessen werden Interessen durch geringe, nicht repräsentative
Beteiligung tendenziell verzerrt. Einzelne Interessensgruppen bekommen dadurch ein starkes
Gewicht. Beispielsweise machen bei Bürgerhaushalten oder Kiezkassen in den Bezirken oft
dieselben – wenigen – Bürger:innen oder Gruppen mit und bringen ihre Ideen ein. Aktivierende,
digital gestützte Beteiligungsmethoden und neue Interaktionsformen, die diskriminierungsfrei
ausgestaltet werden, helfen, ein vielfältiges Spektrum an Menschen zu erreichen. Pilot-Bezirk ist
Treptow-Köpenick. Unterschiedliche, digital gestützte Beteiligungsmethoden werden in TreptowKöpenick getestet, um die Beteiligung an der bereits schon länger existierenden Kiezkasse des
Bezirks zu erhöhen. Dabei soll die bestehende Online-Partizipationsplattform mein.berlin.de
genutzt und um weitere Formate ergänzt werden. Das Vorgehen wird mit den verantwortlichen
Stellen für den landesweiten Beteiligungshaushalt abgestimmt.
Verantwortliche:r: Bezirksamt Treptow-Köpenick
Beteiligte: Anlaufstelle Bürgerbeteiligung des Bezirks, Senatskanzlei –
landesweiter Beteiligungshaushalt
Zeitraum: 2022 – 2025
Handlungsfelder: Partizipative Governance und Beteiligungsformate verstetigen;
Impulse für lebenswerte Stadtentwicklung setzen; Nachvollziehbarkeit in der
Gestaltung der Stadt und ihrer Prozesse gewährleisten
Räumliche Ebene: Lebenswerte, vielfältige Kieze
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MAßNAHMEN
Dezentrale Maßnahme
Digital X Energy – Vernetzung zum Energiesparen
Energiesparen wird für Berliner:innen immer wichtiger werden. Gleichzeitig gibt es in Berlin
verschiedene Startups, die Lösungen für Bewohner:innen der Stadt erarbeiten. Digital X Energy
soll die Möglichkeiten innovativer Energiesparlösungen in den Mittelpunkt stellen und Berliner:innen mit den Startups vernetzen. Zum Auftakt wird dafür eine Veranstaltungsreihe konzipiert, die der gesamten Stadtgesellschaft durch Sichtbarmachung der Kompetenzen und Möglichkeiten der Berliner Startups zeigen soll, welches Potential die hiesige Startup-Landschaft
für die Smart City Berlin birgt. Hierfür soll im ersten Schritt aufgezeigt werden, wie Berliner
Haushalte mit Unterstützung durch Berliner Startups ihren Energieverbrauch reduzieren können.
Bewohner:innen werden in die Lage versetzt, viel Energie zu sparen, damit Berlin möglichst
schnell klimaneutral wird. Damit soll klargestellt werden, dass die Berliner Startups zur Berliner
Smart City gehören und sie technologische Lösungen für den Markt bereitstellen.
Mit ihrem innovativen Konzept soll die Veranstaltungsreihe als Blaupause für andere Themenkomplexe verwendet werden – z. B. Mobilität, Kleidung, Müll, Biodiversität, Gleichstellung – und
damit die allgemeine Vernetzung der innovativen Akteur:innen und somit die Innovationskultur
Berlins fördern.
Verantwortliche:r: Stabsstelle Gemeinsam Digital, Senatskanzlei
Beteiligte: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe
Zeitraum: 09/2022 – 12/2022
Handlungsfelder: Smarte Wirtschaftsmodelle erproben und fördern; Regeneration
der natürlichen Ressourcen lokal begünstigen; notwendige Kapazitäten für Veränderungen aufbauen
Räumliche Ebene: Zugänglicher Stadtraum
MAßNAHMEN
Dezentrale Maßnahme
Bedarfsgerechter Ausbau der Ladeinfrastruktur
Das maßgebliche Interesse des Landes Berlin und zahlreicher weiterer Akteur:innen liegt darin,
mit einem bedarfsgerechten Ausbau der Ladeinfrastruktur (LIS) den Markthochlauf der Elektromobilität zu unterstützen, um die über das Berliner Energiewendegesetz (EWG Bln) fixierten
Ziele im Energie-, Klima- und Verkehrssektor zu unterstützen. Dazu gehört ein Ausbau der Ladeinfrastruktur, insbesondere im Bereich der privaten und gewerblichen PKWs sowie der leichten
Nutzfahrzeuge. Qualitativ und quantitativ richtet sich ihr Ausbau ebenso an den Zielen der
EU-Kommission für das öffentlich-zugängliche Laden aus, die momentan überarbeitet werden,
wie an nationalen Vorgaben und denen des Landes Berlin. Eine transparente Abstimmung und
ein koordiniertes Vorgehen der verschiedenen Akteur:innen wird dazu führen, dass Risiken reduziert, Use Cases und Angebote sinnvoll verbunden, doppelte Arbeit vermieden und Wirtschaftlichkeitsberechnungen verlässlicher ausgeführt werden können. Hierbei ist die Zusammenarbeit
mehrerer Senatsverwaltungen untereinander und mit den landeseigenen Betrieben entscheidend. Denn der Ausbau der Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum mit Hilfe von geeigneten
Werkzeugen, Förderungen und Aktivitäten bedarf der Ergänzung auf privaten, aber öffentlich
zugänglichen Flächen in Landesbesitz ebenso wie auf privaten, nicht-öffentlich zugänglichen
Flächen. Hierfür bedarf es der Entwicklung einer gemeinsamen Strategie aller Akteure.
Verantwortliche:r: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe
Beteiligte: Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz;
Stabsstelle Gemeinsam Digital, Senatskanzlei; Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO)
Zeitraum: 10/2021 – Ende 2023
Handlungsfelder: Regeneration der natürlichen Ressourcen lokal begünstigen;
smarte Wirtschaftsmodelle erproben und fördern; smarte Hauptstadtregion BerlinBrandenburg entwickeln
Räumliche Ebene: Zugänglicher Stadtraum und (über-)regionale Vernetzung
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MAßNAHMEN
Dezentrale Maßnahme
Lebenslagenkonzept für Verwaltungsdienstleistungen
Das Lebenslagenkonzept beschreibt eine nutzer:innenzentrierte Weiterentwicklung des Angebots von Online-Dienstleistungen der Verwaltung. Es erleichtert den Zugang zu Dienstleistungen, die für eine bestimmte Lebenslage notwendig sind, und macht diese über eine Stichwortsuche und Website leicht verfügbar. Das Lebenslagenprinzip organisiert Dienstleistungen und
den Zugang zu staatlichen Formularen nicht nach der Logik der unterschiedlichen zuständigen
Behörden, sondern orientiert sich an den Nutzer:innen. So wird z. B. eine Seite aufgebaut und
zielgruppenorientiert gestaltet, die alle notwendigen Formulare und digitalen Dienstleistungen
etwa für Eltern von Neugeborenen, Paare vor der Eheschließung, Schulanfänger:innen oder Zugewanderte in Berlin zusammenfasst. Dies erleichtert den Zugriff auf digitalisierte Verwaltungsdienstleistungen und sorgt für eine bessere Erfahrung der Berliner:innen im Umgang mit ihrer
Verwaltung.
Anhand von Entwürfen und Prototypen kann der Gestaltungsspielraum Berlins gegenüber den
Vorgaben des Portalverbunds und den sogenannten Informationsbereichen der SDG-VO erarbeitet werden.
Verantwortliche:r: Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport
Beteiligte: Technologiestiftung Berlin / CityLAB Berlin
Zeitraum: 10/2022 – 2026
Handlungsfelder: Städtische Dienstleistungen barrierearm und bedarfsgerecht
entwickeln; effektive (Verwaltungs-)prozesse und Werkzeuge zur Umsetzung von
Vorhaben etablieren
Räumliche Ebene: Zugänglicher Stadtraum
MAßNAHMEN
Dezentrale Maßnahme
Smart Space Hardenbergplatz
MPSC-Pilotmaßnahme
Der Hardenbergplatz in Charlottenburg-Wilmersdorf ist ein typischer Bahnhofsvorplatz mit
hoher Nutzungsdichte. Er soll smart und flexibel – das heißt event-, tages-, wetter-, und jahreszeitabhängig – für sämtliche Mobilitätsformen nutzbar gemacht werden. Um Flächen wie
den Hardenbergplatz zukünftig bedarfsgerechter zu gestalten, braucht es neue Formen der
Governance öffentlicher Flächen, z. B. in Form innovativer, gemeinwohlorientierter Betriebsmodelle. Mit Hilfe einer digitalen Verhandlungsplattform werden Nutzungsbedarfe abgestimmt, um
dort die konkreten Mobilitätsbedarfe zu berücksichtigen und die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Im Fokus des Projekts stehen vier miteinander verknüpfte Bausteine: Umsetzung eines
anbieter:innenoffenen Mobi-Hubs als Use Case für die Entwicklung eines Betriebsmodells, die
Entwicklung und Erprobung einer Plattform für die Betreibenden zur Flächenvergabe und die
Skalierung des Use Case mit dem Ziel einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität auf dem
Platz.
Verantwortliche:r: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf
Beteiligte: Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz;
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen; DB Station & Service
AG; Berliner Verkehrsbetriebe AöR (BVG); Technologiestiftung Berlin / CityLAB
Berlin
Zeitraum: 03/2022 – 06/2026
Handlungsfelder: Smarte Wirtschaftsmodelle erproben und fördern; partizipative
Governance und Beteiligungsformate verstetigen; Nachvollziehbarkeit in der Gestaltung der Stadt und ihrer Prozesse gewährleisten
Räumliche Ebene: Lebenswerte, vielfältige Kieze
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MAßNAHMEN
Dezentrale Maßnahme
Verständliche Sprache von Verwaltungsformularen
Die Barrierefreiheit von Verwaltungsformularen soll konsequent umgesetzt werden, insbesondere in Bezug auf eine verständliche Sprache – in einem Pilotprojekt wird dieses Vorgehen
erprobt, um eine Grundlage für eine etwaige Skalierung zu bilden. Das Übersetzen von komplizierter juristischer und technischer Sprache, die auf viele Nutzer:innen abschreckend wirken
kann, ist einerseits herausfordernd, birgt andererseits jedoch die Gefahr, einer zu einfachen
Sprache zu verfallen, die oft als nicht wertschätzend wahrgenommen wird.
Exemplarisch werden in einem Bürgeramt Formulare zusammen mit Bürger:innen auf ihre
Verständlichkeit sowie auf Barrierefreiheit geprüft, Ideen zur ihrer Verbesserung erarbeitet und
vorhandene Formulare anhand der Erkenntnisse überarbeitet. Weitere Schritte: Skalierung der
Ergebnisse für weitere Formulare und die Erstellung fremdsprachiger Formulare – neben dem
Deutschen soll mindestens Englisch angeboten werden. Ein erstes Vorgehen wurde bereits im
Rahmen der Digitalwerkstatt Verwaltung getestet.
Anhand von Entwürfen und Prototypen kann so der Gestaltungsspielraum Berlins gegenüber
den Vorgaben des Ansatzes des Föderalen Informationsmanagements (FIM) erarbeitet werden.
FIM strebt an, die Beschreibungen auf den gesetzlich vorgegebenen Normierungen aufzubauen. Nach dem Gesetz erforderliche Arbeitsschritte können nicht über eine alternative Formulargestaltung aufgelöst werden, sondern setzen eine Gesetzesänderung voraus.
Verantwortliche:r: Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport
Beteiligte: Technologiestiftung Berlin / CityLAB Berlin
Zeitraum: 2022 – Ende 2023
Handlungsfelder: Städtische Dienstleistungen barrierearm und bedarfsgerecht
entwickeln; effektive (Verwaltungs-)prozesse und Werkzeuge zur Umsetzung von
Vorhaben etablieren
Räumliche Ebene: Zugänglicher Stadtraum
MAßNAHMEN
Netzwerkmaßnahmen
Die Verantwortung für die Umsetzung von Netzwerkmaßnahmen wird von den vielfältigen Akteur:innen der Berliner
Stadtgesellschaft aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft getragen. Viele von ihnen sind bereits engagiert
und realisieren jetzt schon Maßnahmen, die zur Transformation Berlins beitragen. Um als weitere Netzwerkmaßnahme in
die Strategie aufgenommen zu werden, verpflichten sich die
beteiligten Akteur:innen zur Orientierung am Wertekompass,
zu den Handlungsfeldern und den Umsetzungsprinzipien der
Strategie GD:B.
Die Maßnahmen werden in ihrer Umsetzung dadurch unterstützt, dass die Akteur:innen untereinander vernetzt werden,
auf das Support-Team zurückgreifen können und unter dem
Dach GD:B sichtbar werden. Alle Akteur:innen und Organisationen, die Netzwerkmaßnahmen umsetzen, werden
regelmäßig auf Konferenzen eingeladen, um die Fortschritte
und Lernerfahrungen ihrer Arbeit einer breiten Öffentlichkeit
zu präsentieren. Mittelfristig werden finanzielle Anreiz- und
Fördermöglichkeiten für Netzwerkmaßnahmen bereitgestellt.
Netzwerkmaßnahme
Data & Smart City Governance am Beispiel von Luftgütemanagement
MPSC-Pilotmaßnahme
Ausgangspunkt der Maßnahme ist die Frage, wie Kommunen und Technologieunternehmen
beim Thema Datennutzung und -verarbeitung gemeinwohlorientiert und auf Augenhöhe zusammenarbeiten können. Die Maßnahme zielt auf einen Ausgleich widerstreitender Interessen
an der Erhebung und Verwendung von Daten und betrachtet dabei deren technologische,
organisatorische sowie rechtliche bzw. normative Dimension. Data Governance-Konzepte
werden zum einen induktiv (bottom up) am Anwendungsfall eines datengetriebenen Luftqualitätsmanagement-Tools entwickelt, zum anderen werden deduktiv (top down) vorhandene
Governance-Prinzipien im Bereich Smart City, Corporate und Data Governance ausgewertet.
Im Ergebnis wird ein Leitfaden für Data Governance in der datengetriebenen Daseinsvorsorge
generiert, der auf andere Kommunen und Projekte übertragbar ist.
Verantwortliche:r: Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft
(HIIG)
Beteiligte: Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB); SIEMENS AG;
Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe
Zeitraum: 07/2022 – 03/2025
Handlungsfelder: Voraussetzungen für eine intelligente Datennutzung schaffen;
digitale Bürger:innenrechte stärken und Datenschutzbestimmungen einhalten;
offenes IT-Ökosystem städtischer Anwendungen entwickeln
Räumliche Ebene: Zugänglicher Stadtraum und (über-)regionale Vernetzung
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MAßNAHMEN
Netzwerkmaßnahme
Indikatoren für nachhaltige Entwicklungsziele – SDGs auf bezirklicher Ebene
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sollen weltweit eine nachhaltige Entwicklung
auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene anstoßen und wurden 2015 von allen UNMitgliedsstaaten als Teil der Agenda 2030 ratifiziert.
Kommunen stellt sich bei der Umsetzung der Ziele vor allem die Frage: Wie kann man die
SDGs erfassen, auswerten sowie entsprechende Maßnahmen und Aktivitäten daraus ableiten?
Es bedarf daher einer erheblichen Vermittlungsleistung, damit aus der globalen Zielstellung
handhabbare Aktivitäten erwachsen können.
Treptow-Köpenick zeigt bei der Umsetzung seiner Nachhaltigkeitsstrategie als erster Berliner
Bezirk wie das funktionieren kann. Gemeinsam mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft
Berlin (HTW Berlin) hat der Bezirk ein Nachhaltigkeitsmonitoring entwickelt, das ausgewählte
Maßnahmen anhand der 17 SDGs kategorisiert auflistet und den Fortschritt bei der Umsetzung
der Ziele übersichtlich aufzeigt.
Viele der allgemein verfügbaren und vom Bezirksamt gesammelten Daten – z. B. zur Arbeitslosenquote, Schulabbrecher:innenquote etc. – können als grober Indikator für das jeweilige SDG
herangezogen werden. Ergänzt werden sie durch andere frei verfügbare Daten bzw. durch
solche, die im Rahmen der lokalen Kooperation Datenpatenschaften zur Verfügung gestellt
wurden. So lassen sich die Elemente des Monitoring-Ansatz an lokale Gegebenheiten anpassen und liefern ein viel genaueres Bild des Reifegrads der Umsetzung der gesamten kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie.
Das Monitoring Tool kann andere Bezirke unterstützen, Nachhaltigkeits- und Klimamaßnahmen
aufgrund eines bestimmten Datensets zu entwickeln und den Reifegrad der Umsetzung zu
verfolgen.
Verantwortliche:r: Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Beteiligte: Bezirksamt Treptow-Köpenick
Zeitraum: Noch zu definieren
Handlungsfelder: Regeneration der natürlichen Ressourcen lokal begünstigen,
Voraussetzungen für eine intelligente Datennutzung schaffen
Räumliche Ebene: Lebenswerte, vielfältige Kieze und zugänglicher Stadtraum
MAßNAHMEN
Netzwerkmaßnahme
Kiezbox 2.0 – Daten in Alltag und Krise
MPSC-Pilotmaßnahme
Krisensichere lokale Kommunikationsinfrastruktur ist unerlässlich für die Resilienz einer zunehmend digitalisierten Stadt und stützt bedarfsgerecht den Katastrophenschutz. Die Kiezbox 2.0
stellt im Krisenfall (z. B. Stromausfall) solar- bzw. batteriebetriebene Hotspots für ein öffentliches Wifi zur Verfügung, in das sich Mitarbeiter:innen von Rettungsdiensten bzw. Unternehmen
der kritischen Infrastruktur oder Bürger:innen mit ihrem Smartphone einloggen können, um zu
kommunizieren und dringende Handlungsbedarfe zu ermitteln. Weiterhin wird im Rahmen des
Projekts sein Potential erforscht, z. B. in Form von digitalen Pinnwänden an (halb-)öffentlichen
Orten wie Bushaltestellen. Diese dienen dem datenarmen Informationstransfer im Krisenfall
und als Kommunikationsknotenpunkt für Quartiere. Langfristig ist in der Weiterentwicklung auch
die Erstellung eines geobasierten Echtzeitlagebilds (BOS) möglich. Im Normalfall bzw. Regelbetrieb der Kiezbox 2.0 können städtische Sensordaten – Temperatur, Luftqualität, Lärm u. ä. –
erfasst und beispielsweise über ein LoRaWAN-Netz für eine öffentliche, zivilgesellschaftliche
oder wirtschaftliche Nutzung durch städtische Akteur:innen bereitgestellt werden.
Verantwortliche:r: Technologiestiftung Berlin
Beteiligte: Noch zu definieren
Zeitraum: 10/2022 – Ende 2025
Handlungsfelder: Kritische und digitale Infrastruktur ausfallsicher gestalten;
Voraussetzungen für eine intelligente Datennutzung schaffen
Räumliche Ebene: Lebenswerte, vielfältige Kieze und zugänglicher Stadtraum
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MAßNAHMEN
Netzwerkmaßnahme
Klimaschutz und Energiesparmaßnahmen in Lernorten der Zukunft
Die Stadt und die Schule der Zukunft sind smart, digital und nachhaltig. Mit dem Pilotprojekt
Smarte Schule entwickelten das InfraLab Berlin und die Berliner Energieagentur ein Konzept
für einen Lernort mit Vorbildcharakter für andere Schulen, der auch als Experimentier- und
Gestaltungsort dient.
Das Konzept umfasst vier Bereiche, die gemeinsam mit Schüler:innen, Lehrkräften, Eltern und
Nachbar:innenschaft sowie dem Bezirk entwickelt werden: ein nachhaltiges Lernkonzept, moderne IT-Ausstattung, Gebäudetechnik sowie das Schulumfeld und vielfältige Lernangebote.
Für das Land Berlin und die Berliner Schulen können aus diesem ersten Prototypen nachhaltige
Effekte abgeleitet werden: für Schüler:innen, indem sie Klimaschutz und Energiesparmaßnahmen in ihren Schulalltag implementieren, ihre Ideen in der Schule und mit der Nachbar:innenschaft umsetzen und Klimaschutz auch als mögliches Berufsfeld entdecken; für Lehrende und
Schulleitungen, da sie professionelle Unterstützung bei der Lernvermittlung zum Thema innovativer, smarter Klimaschutz erhalten und die Identifikation mit der Schule verstärkt wird; für das
Land Berlin, da das Projekt Smarte Schule unmittelbar auf die Klimaschutz- und Energiesparziele des Landes Berlin einzahlt.
Der Maßnahmenkatalog, der im Rahmen des Pilotprojekts erarbeitet wurde, lässt sich auf weitere Bildungseinrichtungen wie Schulen und Oberstufenzentren – unabhängig von möglicherweise vorhandenen Sanierungsfahrplänen – übertragen
Verantwortliche:r: InfraLab e. V.
Beteiligte: Berliner Energieagentur, Berliner Immobilienmanagement GmbH,
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, Senatsverwaltung für Umwelt,
Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz
Zeitraum: 10/2022 – Ende 2025
Handlungsfelder: Kritische und digitale Infrastruktur ausfallsicher gestalten;
Voraussetzungen für eine intelligente Datennutzung schaffen
Räumliche Ebene: Lebenswerte, vielfältige Kieze und zugänglicher Stadtraum
MAßNAHMEN
Netzwerkmaßnahme
Mobiles CityLAB
Das CityLAB Berlin ist als öffentliches Innovationslabor ein zentraler Ort zum Pilotieren und
Experimentieren. Im CityLAB Berlin werden Innovation und Partizipation zusammengedacht:
Verwaltung und Stadtgesellschaft, mit all ihren Akteur:innen, arbeiten hier gemeinsam an
Lösungen für das digitale Berlin von morgen.
Das mobile CityLAB bringt an unterschiedlichen Orten Berlins Wissen und Kompetenzen zu den
Bürger:innen und zur lokalen Verwaltung. Mit dem mobilen CityLAB wird durch niedrigschwellige Ansprache eine breite Gruppe von Akteur:innen erreicht. Im Fokus stehen partizipative Formate sowie Methoden aus dem Bereich des Service Design. Diese sollen lokalen Akteur:innen
u. a. aus Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft helfen, selbständig Projekte
in ihren Bezirken und Kiezen umzusetzen und so an der Entwicklung Berlins teilzuhaben. Das
mobile CityLAB soll auch ein Ort des Austausches mit weniger digital affinen Berliner:innen,
Kindern, Jugendlichen und marginalisierten Gruppen werden, um diesen die Möglichkeiten
und Mitmachpotentiale des CityLABs näherzubringen und sie zum Erlernen neuer Fähigkeiten
einzuladen.
Verantwortliche:r: Technologiestiftung Berlin / CityLAB Berlin
Beteiligte: Stabstelle GD:B
Zeitraum: Ende 2022 – Ende 2023
Handlungsfelder: Partizipative Governance und Beteiligungsformate verstetigen;
Begegnungs- und Lernorte attraktiv weiterentwickeln; Impulse für lebenswerte
Stadtentwicklung setzen
Räumliche Ebene: Lebenswerte, vielfältige Kieze
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MAßNAHMEN
Netzwerkmaßnahme
Smart Water – Wasser und Stadtgrün klimagerecht gestalten
MPSC-Pilotmaßnahme
Die Integration blau-grüner Infrastrukturen und weiterer Planungsaspekte (Straßenplanung)
kann die Auswirkungen der Klimakrise deutlich abmildern und zusätzliche Qualitäten in die
Stadt bringen. Smart Water will mittels agiler Planung von Regenwasserbewirtschaftung eine
klimagerechte Stadtplanung ermöglichen, die Gewässerbelastung, Hitzeinseln und Überflutungsschwerpunkte gezielt abschwächt35. Weiterhin sollen Bewohner:innen durch Visualisierung
der Daten für die Potenziale der Regenwassernutzung für den Gewässerschutz und für das
Stadtbild sensibilisiert werden. Da Extremwettereignisse wie Starkregen ein großes akutes
Schadens- und Gefahrenpotential bergen, wird neben der vorausschauenden Planung auch
eine gezielte Risikokommunikation für die Verwaltung konzipiert und am Beispiel der Stadtentwässerung erprobt. Die Basis dieser Ergebnisse bildet eine Verknüpfung von existierenden und
neu generierten Daten aus dem urbanen Raum mit Modellen über eine interoperable Datenplattform und deren Visualisierung für Stadtplanung und Bürger:innen.
Verantwortliche:r: Kompetenzzentrum Wasser Berlin
Beteiligte: Technologiestiftung Berlin; Berliner Wasserbetriebe AöR;
Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz;
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Zeitraum: 07/2022 – 09/2026
Handlungsfelder: Regeneration der natürlichen Ressourcen lokal begünstigen;
partizipative Governance und Beteiligungsformate verstetigen; effektive (Verwaltungs-)prozesse und Werkzeuge zur Umsetzung von Vorhaben etablieren
Räumliche Ebene: Lebenswerte, vielfältige Kieze und zugänglicher Stadtraum
35 Aktuell arbeitet unter anderem die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz in diesem Kontext
an einer Anpassung der Bauordnung, um die stärkere Begrünung von Gebäuden sicherzustellen. Hinweisblatt: Begrenzung
von Regenwassereinleitungen bei Bauvorhaben in Berlin (BReWa-BE). Verfügbar online: https://www.berlin.de/sen/uvk/_
assets/umwelt/wasser-und-geologie/publikationen-und-merkblaetter/hinweisblatt-brewa-be.pdf
MAßNAHMEN
Netzwerkmaßnahme
Wasserhygiene Monitoring
Durch die Technologie der von den Berliner Wasserbetrieben entwickelten Hygiene-Monitoring-App (HyMoApp) werden Arbeitsabläufe zwischen allen an der Wasserversorgung und
-entsorgung beteiligten Stellen beschleunigt und standardisiert. Eine digitale Plattform erlaubt
einfachen Informationsaustausch, um Gesundheitsrisiken für Bürger:innen frühzeitig erkennen
und kommunizieren zu können. Die Plattform erfüllt dabei die Sicherheitsanforderungen von
Betreibenden einer kritischer Infrastruktur (KRITIS).
Die über die App kommunizierten Daten werden mittels regelmäßig stattfindender Abwasseranalysen erhoben und aktualisiert. Lässt sich aus den erhobenen Parametern eines gezielten
und intensiven Abwasser-Monitorings ein Anstieg von gesundheitsgefährdenden Belastungen
ablesen und Handlungsempfehlungen an die Bürger:innen sowie Institutionen kommunizieren.
Die Abstimmung der Workflows und Veröffentlichungswege ergänzt die Informationsangebote
des Landes. In Abstimmung den den Gesundheitsämtern, Behörden und Betreibenden von
Liegenschaften können am Use Case „Legionellen“ Befunde in Geböuden übermittelt werden.
Damit wird exemplarisch für zwei Bezirke ein transparenter Prozess für abgestimmte geeignete
Maßnahmen erprobt und evaluiert.
Verantwortliche:r: Berliner Wasserbetriebe
Beteiligte: Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung; BIM (Berliner Immobilienmanagement); Gesundheitsämter der Bezirke
Neukölln und Treptow-Köpenick
Zeitraum: 2022 – Ende 2023
Handlungsfelder: Kritische und digitale Infrastruktur ausfallsicher gestalten; Voraussetzungen für eine intelligente Datennutzung schaffen; Nachvollziehbarkeit in
der Gestaltung der Stadt und ihrer Prozesse gewährleisten
Räumliche Ebene: Zugänglicher Stadtraum
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MAßNAHMEN
Arena der Ideen
Berliner Verwaltung
Strategieerarbeitung
& Beteiligung
Dezentrale Maßnahmen
Grafik 5: Entwicklung neuer Maßnahmen von GD:B
Zentrale Maßnahmen
Netzwerkmaßnahmen
MAßNAHMEN
Entwicklung neuer Maßnahmen
Die Strategie GD:B beinhaltet bei ihrer Verabschiedung
Maßnahmen, deren erste bis Ende 2023 umgesetzt werden.
Als lernende Strategie legt sie zusätzlich ein Vorgehen fest,
wie neue Maßnahmen für Berlin partizipativ entwickelt und in
die Strategie GD:B aufgenommen werden. Eine Online-Plattform bildet dafür den Rahmen. Diese soll als Arena der Ideen
ermöglichen, Ideen, Herausforderungen und Lösungen einzureichen, die dann wiederum qualifiziert und weiterentwickelt
werden können.
Die Arena der Ideen bietet allen Akteur:innen der Stadtgesellschaft die Möglichkeit, Ideen einzubringen, zu diskutieren
und sie im Sinne der Strategie weiterzuentwickeln. Sie schafft
Sichtbarkeit für die Vielfalt der Ideen aus der Berliner Stadtgesellschaft und liefert Akteur:innen der Smart City Berlin
eine gemeinsame Plattform. Akteur:innen können Verantwortung für eingebrachte Ideen übernehmen und werden entlang
ihrer Kompetenzen miteinander vernetzt. Ähnliche Ideen
können so zusammengeführt und in Konsortien gemeinsam
bearbeitet werden. In der Arena der Ideen können zudem
Herausforderungen aus der Stadtgesellschaft eingebracht
werden, um wiederum gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
Die Vorschläge können von allen interessierten Akteur:innen
kommen, sei es aus der Zivilgesellschaft, von Startups und
KMUs oder Forschungseinrichtungen.
Die Arena der Ideen bildet die Grundlage, um neue Maßnahmen in den Umsetzungsprozess der Strategie einzuspeisen.
Entwickelte Ideen und Lösungsvorschläge werden so qualifiziert, dass sie als Maßnahmen ein Teil der Strategie GD:B
werden. Die Auswahl der Maßnahmen erfolgt unter Berücksichtigung der Kriterien, die auf Basis des Wertekompasses
entwickelt wurden (siehe Kapitel 5: Governance und Anhang).
Maßnahmen können auch aus den Berliner Senats- und Bezirksverwaltungen heraus entwickelt werden. Durch das Onlinezugangsgesetz (OZG)36 und das Berliner E-GovernmentGesetz37 werden von daher viele Maßnahmen im Bereich
der Verwaltungsdigitalisierung aufgeführt. Diese können im
Rahmen der Strategie GD:B umgesetzt werden.
36 Bundesministerium des Innern und für Heimat (2022). Onlinezugangsgesetz. Verfügbar online:
https://www.onlinezugangsgesetz.de
37 Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport (2016). E-Government-Gesetz: Das Gesetz, das den Weg ebnet.
Verfügbar online: https://www.berlin.de/moderne-verwaltung/e-government/e-government-gesetz/artikel.965432.php
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5
GOVERNANCE
Governance
KAPITEL 5:
GOVERNANCE
Für die Entwicklung einer Smart City ist ein Zusammenwirken
unterschiedlicher Akteur:innen vonnöten. Maßnahmen der
Strategie Gemeinsam Digital: Berlin müssen daher an den
Bedarfen der Stadtgesellschaft ausgerichtet sein, auf aktuelle
Herausforderungen reagieren und gemeinsam mit den vielfältigen Akteur:innen der Stadt gestaltet werden. Gleichwohl
sind klar definierte Verantwortlichkeiten und Prozessschritte
notwendig, damit die Landesregierung smarte Stadtentwicklung strategisch und transparent steuern kann. Ein flexibles
und schnelles Zusammenwirken für eine funktionierende und
handlungsfähige Stadt wird durch Governance-Strukturen
unterstützt, die Entscheidungsprozesse in den Bereichen
Smart City und digitale Transformation regeln.
Die Strategie GD:B schlägt ein Entscheidungs- und Umsetzungsmodell für die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen vor. Hierzu gehören drei zentrale Elemente:
— Ein Governancemodell, das die Rollen, Kompetenzen
und Aufgaben der beteiligten Akteur:innen beschreibt.
Anhand dieser Struktur soll der Gesamtprozess, unter Einbeziehung verschiedener Perspektiven der Stadtgesellschaft38 – Berliner:innen, Politik, Verwaltung, Wirtschaft,
Wissenschaft, Zivilgesellschaft – koordiniert und gesteuert werden. Daraus ergibt sich auch, wie Maßnahmen
priorisiert, ausgewählt und schließlich evaluiert werden.
Die maßgebliche Wirkung des Governancemodells liegt
innerhalb der Verwaltung.
— Ein Umsetzungsmodell, das es ermöglicht, dass Maßnahmen im Sinne der Strategie nach einheitlichen Prinzipien
geplant, erprobt und realisiert werden. Dazu gehört ein
Prozess vor Projektbeginn (Vorprozess), der die Problemstellung unter Einbindung der relevanten internen
und externen Akteur:innen analysiert und Synergien klar
identifiziert.
Am Ende des Prozesses stehen klare Anforderungen und
ein Projektplan für die Lösung. Im Anschluss mandatieren
politische Gremien den Plan und schreiben ein Maßnahmenteam und ein Budget fest (siehe Kapitel 6).
— Eine Wirkungsmessung, mit der überprüft werden kann,
ob die Maßnahmen die gewünschten Wirkungen erzielen.
Sie legt für jede Maßnahme und für die lernende Strategie Wirkungsindikatoren fest, sodass neue Maßnahmen
vorgeschlagen, bestehende ausgewertet und die Strategie im jährlichen Lernzyklus angepasst (siehe Kapitel 7)
werden kann.
Die Strategie GD:B ist auf verschiedenen Ebenen zyklisch
angelegt: Die Governance-Strukturen gewährleisten, dass
die Strategie selbst in regelmäßigen Abständen evaluiert
und an sich wandelnde Bedarfe sowie an die gesammelten
Erfahrungen angepasst wird. Einzelne Maßnahmen werden
prototypisch umgesetzt, erprobt und weiterentwickelt. Durch
zielgerichteten Wissenstransfer und Feedbackschleifen wird
so ein kontinuierlicher Lernprozess angestoßen, von dem Verwaltung und Stadtgesellschaft gleichermaßen profitieren.
38 Die Definition der Stadtgesellschaft folgt dem Quadruple Helix-Ansatz (Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik &
Verwaltung) und erweitert diesen um alle Bürger:innen, inklusive einer gezielten Ansprache von sogenannten stillen Gruppen.
Siehe: Schütz, F. et al. (2019). Co-shaping the Future in Quadruple Helix Innovation Systems: Uncovering Public Preferences
toward Participatory Research and Innovation. She Ji: The Journal of Design, Economics, and Innovation. Volume 5, 2,
s. 128–146.
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54
Governance
Akteur:innen der Governance
Die Governance der Strategie GD:B bindet eine Reihe von
Akteur:innen innerhalb und außerhalb der Verwaltung ein, die
auf verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten. Dabei geht es
um eine zentrale Steuerung und um eine dezentrale Umsetzung der Strategie. Die folgenden Akteur:innen wirken hierbei
zentral, ihre Rolle wird im Laufe des Kapitels ausgeführt:
Chief Digital Officer des Landes Berlin
und Staatssekretär für Digitales und
Verwaltungsmodernisierung (CDO / StS D)
Der Chief Digital Officer des Landes Berlin in der Senatskanzlei ist gleichzeitig Staatssekretär für Digitales und Verwaltungsmodernisierung in der Senatsverwaltung für Inneres,
Digitalisierung und Sport und verantwortet in dieser Funktion
die strategische Steuerung der Bereiche Smart City und
Digitalisierung, die Verwaltungsdigitalisierung sowie die Verwaltungsmodernisierung und -steuerung.
Stabsstelle Gemeinsam Digital
Die Stabsstelle Gemeinsam Digital Berlin ist dem CDO
unterstellt und agiert aus der Senatskanzlei. Sie ist verantwortlich für die strategische Umsetzung der Strategie GD:B,
inklusive des Lernzyklus der Strategie (Koordination und
Steuerung).
Koordinierungsgruppe Digitale Transformation
Die Koordinierungsgruppe Digitale Transformation untersteht
als Arbeitsebene dem CDO / StS D und bildet seine oben
genannten Arbeitsbereiche ab.
Ressort- und ebenenübergreifendes Team
Gemeinsam Digital
Das ressort- und ebenenübergreifende Team besteht aus
Mitarbeiter:innen der Berliner Senatsverwaltungen (aktuell:
SenSWB, SenUMVK und SenWEB), sowie Mitarbeiter:innen
der Bezirke, die die dezentrale Umsetzung der Strategie
koordinieren und helfen, Maßnahmen im Sinne der Strategie
auf- und umzusetzen.
Strategieboard
Das politisch besetzte Strategieboard setzt sich paritätisch
aus Staatssekretär:innen verschiedener Senatsverwaltungen
sowie Vertreter:innen der Bezirksämter zusammen.
Strategiebeirat
Der Strategiebeirat setzt sich aus Expert:innen vornehmlich
der Berliner Stadtgesellschaft zusammen und repräsentiert
die vier wichtigsten Stakeholdergruppen. Er wird möglichst
gleichmäßig mit Vertreter:innen aus Verwaltung, Wirtschaft,
Wissenschaft, und organisierter Zivilgesellschaft besetzt. Dabei ist ein paritätischer Einbezug von Frauen gewährleistet.
Der Strategiebeirat wird vom CDO benannt.
Stadtgremium Digitales Berlin
Das Stadtgremium Digitales Berlin ist ein gelostes und somit
zufällig ausgewähltes Gremium der Bewohner:innen Berlins,
das möglichst repräsentativ zusammengesetzt sein soll.
Smart City Unit bei Berlin Partner für Wirtschaft und
Technologie GmbH
Die Smart City Unit ist eine eigene Einheit der Berlin Partner
für Wirtschaft und Technologie GmbH. Sie ist zentraler Ansprechpartner für Smart City Akteur:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung sowie organisierter Zivilgesellschaft.
Technologiestiftung Berlin
Die Technologiestiftung Berlin ist eine gemeinnützige Stiftung,
die die Digitalisierung und Technologie im Land Berlin fördert. Sie wird zur Schaltstelle für die Umsetzung der wesentlichen Elemente der Digitalpolitik ausgebaut.
CityLAB Berlin
Das CityLAB Berlin ist ein öffentliches Innovationslabor und
ein Projekt der Technologiestiftung Berlin, finanziert durch
die Senatskanzlei Berlin, das ebenfalls als Schaltstelle für
die Umsetzung der wesentlichen Elemente der Digitalpolitik
wirken soll.
Support-Team
Das Support-Team setzt sich zusammen aus Mitarbeitenden
des CityLAB Berlin sowie externen Dienstleister:innen und soll
die Maßnahmenteams bei der Umsetzung von Maßnahmen
methodisch und fachlich unterstützen.
Maßnahmenteam
Maßnahmenteams können aus unterschiedlichen Akteur:innen aus Verwaltung, Stadtgesellschaft oder beiden zusammen bestehen. Sie werden pro Maßnahme gebildet und sind
verantwortlich für deren Umsetzung.
Governance
Ergebnisse fließen in
Strategieüberarbeitung ein
iterative Umsetzung
konstanter Prozess
jährliche Iteration
Governance-Ebene
Governance-Ebene
Governance-Ebene
Maßnahmen
Auswahl
lernende Strategie
CDO / StS D
Stabsstelle
Gemeinsam Digital
politische
Verantwortung
Koordinierungsgruppe Digitale
Transformation
Koordinierungsgruppe Digitale
Transformation
initiiert und evaluiert
schlägt
Maßnahmen vor
trägt Verantwortung
für Weiterentwicklung
Koordinierungsgruppe Digitale
Transformation
unterstützt
ressort- und
ebenenübergreifendes Team
Gemeinsam Digital
unterstützt
Stadtgremium
schlägt Maßnahmen
aus Arena zur
Umsetzung vor
Strategieboard
Stadtgremium
Strategieboard
Strategiebeirat
Stadtgesellschaft
Strategiebeirat
beraten bei Auswahl
werden beteiligt
beraten
Maßnahmenteam
Smart City Unit
Smart City Unit
steuert und
implementiert
gleicht Vorschläge
mit der Strategie
GDB ab
unterstützen
Stadtgesellschaft
Support-Team
wird beteiligt
CityLAB
unterstützen
methodisch
und technisch
Arena der
Ideen
CityLAB
Stadtgesellschaft
macht Vorschläge
Grafik 6: Governance der Strategie GD:B
Entscheidungsebenen
Im Verlauf der Umsetzung der Strategie (siehe Umsetzungsmodell in Kapitel 6) müssen an mehreren Punkten Entscheidungen getroffen werden, die darüber bestimmen, ob und
wie der Prozess weitergeführt wird. Die Governance von
GD:B beschreibt daher die Wege der Entscheidungsfindung
auf verschiedenen Ebenen, zu denen jeweils spezifische
Rollen, Kompetenzen und Aufgaben gehören:
1. Governance-Ebene: Maßnahmen
Maßnahmen der Strategie werden von Maßnahmenteams
umgesetzt. Diese können aus unterschiedlichen Akteur:innen
aus Verwaltung, Stadtgesellschaft oder beiden zusammen
bestehen. Im Rahmen jeder Maßnahme wird zu Beginn eine
zweckmäßige Governance-Struktur mit klaren Rollen, Zuständigkeiten und Ansprechpersonen definiert (hierzu dient
der in Kapitel 5 skizzierte Vorprozess). Die Maßnahmenteams
können bei der Durchführung ihrer Maßnahmen eigenständig
agieren. Sie erhalten bei der Anwendung des Umsetzungsmodells methodische und technische Unterstützung durch
das zentrale Support-Team.
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Governance
Über regelmäßige Austauschformate werden die Maßnahmenverantwortlichen miteinander vernetzt und teilen
ihre Erfahrungen. Die Berliner Stadtgesellschaft wird in die
Entwicklung von Maßnahmen der Strategie GD:B partizipativ
eingebunden, sodass diese inklusiv, gender- und nutzer:innengerecht gestaltet werden kann.
2. Governance-Ebene: Auswahl
Zentrales Element dieser Entscheidungsebene ist die Auswahl
von Maßnahmen. Vorschläge für Maßnahmen können aus
der Berliner Verwaltung oder über die Arena der Ideen (siehe
Kapitel 4) aus der Stadtgesellschaft eingebracht werden. Die
Smart City Unit bei Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH unterstützt die einbringenden Akteur:innen
dabei, Vorschläge auszuarbeiten und zu qualifizieren, um
auf die Handlungsfelder der Strategie GD:B einzuzahlen.
Für Maßnahmen, die aus der Verwaltung in die Strategie
eingehen, kann das ressort- und ebenenübergreifende Team
Gemeinsam Digital unterstützen. Die Entscheidung, welche
der vorgeschlagenen Maßnahmen Teil der Strategie werden,
verantwortet der CDO / StS D. Sie baut auf einer Auswahl der
Koordinierungsgruppe Digitale Transformation auf, die die
Bedarfe der Stadtgesellschaft berücksichtigt und sowohl den
Strategiebeirat als auch das Strategieboard einbinden kann.
Kriterien für die Auswahl39 orientieren sich an der Wirkungsmessung der Strategie (siehe Kapitel 7) und am Wertekompass. Die Auswahl von Maßnahmen ist dabei abhängig von
der Verfügbarkeit personeller und finanzieller Ressourcen.
3. Governance-Ebene: Lernende Strategie
Die Strategie GD:B ist als lernende Strategie angelegt, die
kontinuierlich weiterentwickelt und deren Wirksamkeit jährlich überprüft wird. Die Weiterentwicklung der Strategie wird
von der Stabsstelle Gemeinsam Digital verantwortet, die
dabei von der Koordinierungsgruppe Digitale Transformation Unterstützung erhält. Für die Weiterentwicklung werden
der Strategiebeirat, das Stadtgremium Digitales Berlin und
das Strategieboard beteiligt und die Erkenntnisse aus den
partizipativen Formaten der Maßnahmenumsetzung genutzt.
Als Grundlage für die Evaluation der Strategie dienen Indikatoren zum Fortschritt in Bezug auf den Wertekompass der
Strategie (siehe Kapitel 2) sowie Indikatoren zur Umsetzung
der Strategie (siehe Kapitel 7). Diese helfen, aus den Erfahrungen Rückschlüsse zu ziehen und damit den gemeinsamen
Lernprozess voranzutreiben. Durch dieses Vorgehen werden
bei Bedarf Elemente der Strategie angepasst.
Der Weg von der Governance der
Strategieentwicklung hin zur Governance
der Strategieumsetzung
Die oben beschriebenen Ebenen der Governance müssen
verwaltungsseitig operationalisiert werden. Dafür ist eine
Struktur vonnöten, die dem CDO / StS D hilft, in der Querschnittsaufgabe erfolgreich wirken zu können und somit die
Strategie GD:B umzusetzen. Die beschriebenen Organe
bilden einen Teil dieser Umsetzungsgovernance. Sie unterstützen den CDO / StS D, werden in seiner Verantwortung
besetzt und sollen sich im Zusammenwirken an dem exemplarischen Vorgehen in der Erarbeitung der Strategie orientieren. Entsprechend werden die Mitglieder des Strategiebeirats
und Strategieboards durch den CDO / StS D des Landes
benannt. Das Stadtgremium wird in einem losbasierten Verfahren zusammengestellt, wobei auf eine möglichst vielfältige
und geschlechterparitätische Besetzung geachtet wird.
Neben dem Aufbau von Entscheidungsstrukturen ist für die
Wirksamkeit der Strategie der Aufbau von zentralen Umsetzungskompetenzen entscheidend. Zu diesem Zweck wird die
Technologiestiftung Berlin als Schaltstelle für die Umsetzung
der Digitalpolitik ausgebaut.40
Das CityLAB Berlin bildet als Projekt der Technologiestiftung Berlin den Kern des Support-Teams zur Unterstützung
von Maßnahmen der Strategie. Darin inbegriffen sind eine
Unterstützung im Sinne der Begleitung von Maßnahmen,
aber auch ein technisches Prototyping. Die Smart City Unit
bei der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH
unterstützt die Umsetzung des Strategieprozesses als zentrale
Ansprechpartnerin für Akteur:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung und Zivilgesellschaft. Dies impliziert die
ständige Beratung zur Ausarbeitung und Qualifizierung von
neuen Maßnahmen. Die Verwaltung kann dabei ebenfalls
unterstützen. Die Smart City Unit ist die erste Anlaufstelle zur
Beratung bei potentiellen Fördermitteln und bringt verschiedene Akteur:innen durch Formate wie dem Netzwerk Smart
City Berlin zusammen.
Für den Weg Berlins zur Smart City stehen die politisch verantwortlichen Personen sowie die Berliner Verwaltung im
Zentrum der Governance und zeichnen für den Beschluss
und die Umsetzung der Strategie GD:B verantwortlich. Der
CDO / StS D bedient sich für die Koordination und Steuerung
seiner ihm unterstellten Arbeitsbereiche. Neben Politik und
Verwaltung sind weitere Akteur:innen an der Transformation
Berlins beteiligt. Sie möchten an der Zukunftsgestaltung mitwirken und sind nicht nur für die Erarbeitung, sondern auch für
die Umsetzung der Strategie von großer Bedeutung.
39 Ein Vorschlag für Auswahlkriterien findet sich im Anhang.
40 Dies wurde im Koalitionsvertrag der Landesregierung 2021 – 2026 und in den Richtlinien der Regierungspolitik festgelegt.
Siehe: Die Regierende Bürgermeisterin. Senatskanzlei (2021). Koalitionsvertrag 2021 – 2026. Verfügbar online:
https://www.berlin.de/rbmskzl/regierende-buergermeisterin/senat/koalitionsvertrag
Governance
Die Strategie GD:B etabliert von daher eine Form der Governance, die die Potenziale der Stadt nutzt und unterschiedliche Gruppen miteinbezieht. Die Stadtgesellschaft berät
und begleitet die Umsetzung der Strategie und die mit ihr
verbundenen Lernprozesse. So wie auch bei der Entwicklung
der Strategie sollen die Folgephasen mit und für Berlin gestaltet werden. So bindet das Governance-Modell politische
Akteur:innen über das Strategieboard, Bewohner:innen der
Stadt über das Stadtgremium und die Akteur:innen der Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft über
den Strategiebeirat dauerhaft ein.
Das Governance-Modell gewährleistet, dass:
— auf verschiedenen Handlungsebenen klare Rollen, Zuständigkeiten und Schnittstellen definiert werden;
— unterschiedliche Perspektiven und Zielgruppen einbezogen und damit eine bedarfs- und gendergerechte41
Entwicklung von Maßnahmen sowie langfristige Mitbestimmung ermöglicht werden;
— Rahmenbedingungen entstehen, die die Gründung von
Bottom-Up-Initiativen aus der Stadtgesellschaft unterstützen und deren Integration in die Gesamtstrategie
sicherstellen;
— einzelne Maßnahmen dabei unterstützt werden, ein Umsetzungsmodell zu etablieren, das eigenständiges Arbeiten ermöglicht, aber zugleich Transparenz, Vergleichbarkeit und Wissenstransfer gewährleistet;
— ein schnelles Erproben vielversprechender Ansätze in der
Praxis gefördert und dazu bürokratische Hürden reduziert
werden;
— Strukturen zum regelmäßigen Austausch und zur Reflexion der diversen Akteur:innen angeboten werden, um so
den gemeinsamen Wissensaustausch zu stärken und den
Ansatz der lernenden Strategie zu unterstützen.
SMART WATER
Das Maßnahmenteam von Smart Water organisiert die Umsetzung der
Maßnahme eigenständig (Governance Ebene 1 – Maßnahmen) und erhält
Unterstützung durch das Support-Team. Das Maßnahmenteam besteht aus:
Kompetenzzentrum Wasser Berlin (Koordination), Technologiestiftung Berlin,
Berliner Wasserbetriebe, Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen
und Wohnen. Mandat und Finanzierung erhält das Maßnahmenteam vom
CDO / StS D (Governance Ebene 2 – Auswahl). Die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Umsetzungsprozess und der Zusammenarbeit fließen in
die Evaluation der lernenden Strategie mit ein. Zu diesem Zweck berichtet
das Maßnahmenteam regelmäßig an die Stabsstelle Gemeinsam Digital
(Governance Ebene 3 – Lernende Strategie).
41 Gemäß des Gender-Mainstreaming-Ansatzes.
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58
6
UMSETZUNG
Umsetzung
KAPITEL 6:
UMSETZUNG
Zentraler Bestandteil der Strategie Gemeinsam Digital: Berlin
ist ein einheitliches Umsetzungsmodell für deren Maßnahmen, das Agilität fördert, die Vergleichbarkeit verschiedener
Ansätze ermöglicht und ein gemeinsames Lernen unterstützt.
Das einheitliche Umsetzungsmodell soll perspektivisch auf
alle Smart City- und Digitalvorhaben angewendet werden.
Diese Vorhaben werden vom GD:B-Support-Team methodisch unterstützt. Das Umsetzungsmodell hilft, die Strategie
mit Leben zu füllen, die Maßnahmen zu realisieren und in der
Stadt Wirkung zu entfalten.
Das Modell ist bewusst so angelegt, dass es die Heterogenität unterschiedlicher Maßnahmen, ihre Handlungsspielräume
und Rahmenbedingungen sowie die Maßnahmenverantwortlichen berücksichtigt. Es gewährt den beteiligten Akteur:innen
große Freiheiten in der operativen Umsetzung. Es bietet Akteur:innen, auch neuen wie Startups, ein attraktives Vorgehen
und ermuntert so auch weitere Gruppen, sich auf Ausschreibungen zu bewerben und so die Umsetzung von GD:B voranzubringen. Ansätze und Instrumente, die der Gleichstellung
der Geschlechter dienen (z. B. Gender Budgeting) werden bei
der Umsetzung berücksichtigt. Zudem soll durch eine Unterteilung in standardisierte Projektphasen ein offenes, kollaboratives Arbeiten erleichtert und das wechselseitige Teilen von
Zwischenergebnissen und -erkenntnissen ermöglicht werden.
Durch spezifische Methoden-Templates, Formate und Checklisten bietet das Umsetzungsmodell für jede Prozessphase
eigene Unterstützungsangebote. Sie fördern einerseits die
Umsetzung einzelner Maßnahmen und ermöglichen andererseits den Wissenstransfer zwischen den Akteur:innen. Dazu
wird mit der Strategie ein Handbuch entwickelt, das diese
Materialien für Maßnahmen verfügbar macht und durch die
einzelnen Phasen leitet. Dieses Handbuch wird im Laufe der
Strategieumsetzung erweitert und angepasst. Die Materialien
orientieren sich an den Prinzipien für gute Praxis des strate-
gischen Rahmens zur Erarbeitung der Smart City-Strategie42,
die in einem partizipativen Prozess mit der Stadtgesellschaft
und den Vorarbeiten der Berliner Digitalstrategie43 entwickelt
wurden. Die Materialien werden im Rahmen der lernenden
Strategie kontinuierlich erweitert und ergänzen die Methodiken des Projektmanagementhandbuchs des Landes Berlin44.
Innerhalb der Berliner Verwaltung ist die Durchführung eines
Projektes nach dem Projektmanagementhandbuch an jeder
Stelle möglich, aus Sicht der Strategie wird ein Durchlaufen
des Vorprozesses für jede Maßnahme empfohlen.
Das Umsetzungsmodell besteht aus verschiedenen Phasen,
die jeweils zu einem konkreten Ergebnis führen sollen. Je
nach Reifegrad einer Maßnahme ist ein Einstieg in unterschiedliche Projektphasen möglich. Mit dem Ergebnis des
Vorprozesses – der vereinheitlichten Maßnahmenbeschreibung – lässt sich gut abschätzen, in welcher Phase und nach
welcher Methodik mit dem Projekt sinnvoll weitergearbeitet
werden soll.
42 Der Regierende Bürgermeister von Berlin. Senatskanzlei (2021a).
43 Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (2022). Digitalstrategie. Verfügbar online: https://www.berlin.de/sen/
wirtschaft/digitalisierung/digitalstrategie
44 Senatsverwaltung für Inneres und Sport (2007). Projektmanagement Handbuch des Landes Berlin. Verfügbar online:
https://www.berlin.de/moderne-verwaltung/prozesse-und-technik/verwaltungsprozesse-gestalten/projektmanagement/
artikel.962683.php
59
60
Umsetzung
Phase I
Vorprozess
Umfang und Rahmenbedingungen einer
Maßnahme definieren
Phase IV
Entwicklung
Phase V
Skalierung
prototypische Aspekte
entwickeln und
verstetigen
Anwendungsbereich
der Maßnahme erweitern
oder auf andere Kontexte
ausweiten
Iteration
bei Bedarf
Phase II
Exploration
Smart City
Maßnahme
Verständnis für
mögliche Lösungsansätze schärfen
Phase III
Erprobung
Lösungsansätze
prototypisch bis zur
Testreife ausarbeiten
Grafik 7: Prozessphasen des Umsetzungsmodells
Phase I – Vorprozess
Der Vorprozess soll helfen, den Umfang und die Rahmenbedingungen einer Maßnahme zu definieren, bevor mit ihrer
Umsetzung begonnen wird. Er hilft, Klarheit über die zugrundeliegenden Herausforderungen und die Zielsetzung der
Maßnahme, die Rollen und das Mandat der Akteur:innen,
ebenso wie die Ressourcenplanung, IKT-Rahmenbedingungen und die Wirtschaftlichkeit zu erlangen. Zur Zielsetzung
gehört vor allem eine genaue Definition der zu erarbeitenden
Fragestellungen. Eine initiale Öffentlichkeits- und Expert:innenbeteiligung45 stellt sicher, dass die Maßnahme bedarfsgerecht gestaltet wird und mit anderen relevanten Maßnahmen verknüpft werden kann. Um zudem eine gute Planung
der Maßnahme zu ermöglichen, werden Methoden aus den
Projektphasen II – IV im Vorprozess angewandt. So wird erkundet, in welcher der Folgephasen welche Arbeitsschritte
durchzuführen sind oder ob eventuell direkt bei späteren
Phasen angesetzt werden kann.
Ergebnis: Am Ende der Phase steht ein Maßnahmenteam mit
klar definierten Rollen, Zuständigkeiten und Kapazitäten, ein
politisches Mandat zur Umsetzung sowie eine standardisierte
Beschreibung des initialen Vorhabens und seiner beabsichtigten Wirkung.
45 Bei der Expert:innenbeteiligung können Vertreter:innen von passenden Unternehmen ebenso wie Zivilgesellschaft,
Wissenschaft und Verwaltung eingeladen und damit von Anfang an eingebunden werden.
Umsetzung
Phase II – Exploration
Phase IV – Entwicklung
In der Explorationsphase wird, in Abhängigkeit der Zielstellung, das Verständnis für mögliche Lösungsansätze geschärft. Durch Recherchen und Interviews mit Nutzer:innen
sowie Expert:innen werden verwandte Beispiele guter Praxis
untersucht und bestehende Annahmen verifiziert. Schlüsselakteur:innen für die weiteren Prozessphasen werden identifiziert
und miteinbezogen. Erkenntnisse aus früheren Vorhaben und
anderen Städten werden für die weitere Entwicklung berücksichtigt.
Im Übergang von Phase III zum Regelbetrieb werden die
getesteten prototypischen Aspekte der Maßnahme (weiter-)
entwickelt und verstetigt. Abhängig von der Art der Maßnahme kann diese Phase sehr unterschiedlich gestaltet sein. Im
Zentrum steht die Weiterentwicklung und systemische Integration der Maßnahme in bereits bestehende Strukturen, Abläufe
und Prozesse. Zudem müssen die Rahmenbedingungen für
einen dauerhaften Betrieb bei kontinuierlicher Evaluation im
Sinne der lernenden Gesamtstrategie gewährleistet sein. Die
Wirksamkeit der Maßnahme wird bei der Überführung in den
Regelbetrieb anhand der im Projektverlauf festgelegten Indikatoren überprüft und sichergestellt.
Ergebnis: Am Ende der Phase steht ein klares Verständnis der
zu adressierenden Bedarfe sowie erste operationalisierbare
Lösungsansätze, die in partizipativer Abstimmung entwickelt
wurden und in die Erprobungsphase gehen können. Zudem
werden in der Phase Indikatoren festgelegt, mit denen später
die Wirksamkeit der Maßnahmen überprüft werden können.
Ergebnis: Am Ende der Entwicklungsphase steht ein funktionierendes Produkt, das von den Beteiligten entwickelt,
systemisch integriert und verstetigt wurde.
Phase III – Erprobung
Phase V – Skalierung
In der Erprobungsphase werden im Sinne eines schnellen
Lernzyklus vielversprechende Lösungsansätze prototypisch
bis zur Testreife ausgearbeitet. Ziel ist hierbei noch nicht
die Entwicklung einer vollständigen Lösung, sondern eine
praktische Verifizierung der zuvor getroffenen Annahmen im
Kleinen. Durch den Schritt in die Praxis lässt sich die oft hohe
Komplexität von Smart City- und Digitalvorhaben reduzieren,
Unsicherheiten werden ausgeräumt, bislang nicht berücksichtigte oder übersehene Aspekte können hervortreten. Bei Bedarf kann die Erprobungsphase mehrfach wiederholt werden,
bis der Prototyp die Erwartungen erfüllt.
In der finalen Phase werden die Erfahrungen aus der Maßnahmendurchführung nach Möglichkeit genutzt, um den
Anwendungsbereich der Maßnahme zu erweitern und ggf. auf
andere Kontexte auszuweiten. Dabei wird ein Wissenstransfer innerhalb und außerhalb Berlins sichergestellt, sodass
andere von den Erfahrungen aus der Maßnahmenumsetzung
profitieren können. Maßnahmen werden so entwickelt, dass
sie auf andere Kontexte angepasst oder repliziert werden
können.46 Lernerfahrungen werden deshalb in Phase V von
den Maßnahmenteams standardisiert, dokumentiert und
veröffentlicht, um eine Skalierung zu ermöglichen. Zentrale
Stellen wie die Stabsstelle Gemeinsam Digital, die Koordinierungsgruppe Digitale Transformation und das Support-Team
unterstützen sie darin. Die Skalierung von erfolgreichen Maßnahmen ist bei der Haushaltsplanung des Landes Berlins zu
berücksichtigen.
Ergebnis: Am Ende der Erprobung steht ein klares durch
empirische Erkenntnisse gestütztes Verständnis für die zu
entwickelnde Maßnahme und die mit ihr einhergehenden
Entwicklungsaufgaben.
GD:B ermöglicht durch das Phasenmodell einen strukturierten Planungs- und Umsetzungsprozess für Digitalisierungsund Smart City-Vorhaben. Die Maßnahmen der Strategie
GD:B unterscheiden sich von anderen nicht in erster Linie
durch den Einsatz digitaler Technologien, sondern durch ein
smartes Vorgehen.
46 Dieser Gedanke findet sich auch in den Leitlinien der Smart City Charta des BBSR (2017) wieder.
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62
Umsetzung
Smartes Vorgehen bedeutet:
— Herausforderungen werden kreativ, offen, zweckmäßig
und partizipativ angegangen
— Silos innerhalb der Verwaltung und zwischen verschiedenen Akteur:innen werden aufgebrochen und (verwaltungs-)übergreifende Zusammenarbeit stärker kultiviert
— Umsetzungskompetenz innerhalb und außerhalb der
Berliner Verwaltung wird aufgebaut
— Voneinander lernen und den Blick weiten, um ein umfängliches Problemverständnis zu gewinnen
— Gemeinsam gestalten, nutzer:innenzentriert Anforderungen erarbeiten und zur Diskussion stellen
— Auf Basis gemeinsamer Grundlagen (Teil-)lösungen prototypisch entwickeln, testen, optimieren und verstetigen
Die Beteiligung der Stadtgesellschaft und eine große Perspektivenvielfalt machen viele Maßnahmen in ihrer Komplexität besser greifbar, handhabbar und nutzer:innenzentriert.
Dieser Ansatz beginnt bereits in der Vorplanung und kann
bis in die verschiedenen Umsetzungsphasen wirken. Der
Prozess des wechselseitigen Lernens zwischen verschiedenen
Maßnahmen und des Zusammenführens unterschiedlicher
Perspektiven lässt robustere und nachvollziehbarere Entscheidungen entstehen, die für weitere Entwicklungen in der
Zukunft anschlussfähig sind.
SMART WATER
Smart Water ist eine Netzwerkmaßnahme. Sie durchläuft zunächst den Vorprozess, bei dem das Maßnahmenteam vom Support-Team begleitet wird. Am
Ende des Vorprozesses wird festgelegt, in welcher
Phase gewechselt und mit welcher Methodik weitergearbeitet werden soll. Daraufhin wird der Projektplan angepasst. Voraussichtlich wird vor der finalen
Entwicklung des agilen Planungstools eine Phase der
Exploration und Erprobung mittels eines Prototypen
in einem Stadtteil durchgeführt. Ist diese erfolgreich,
kann das Planungstool auf ganz Berlin angewandt
und auf andere Städte übertragen werden.
WIRKUNGS
MESSUNG
7
64
Wirkungsmessung
KAPITEL 7:
WIRKUNGSMESSUNG
Gemeinsam Digital: Berlin etabliert, wie oben beschrieben,
ein neues Vorgehensmodell für die Umsetzung von Digitalund Smart City-Projekten. Im Zentrum dieses Modells steht ein
schrittweises Erproben erfolgversprechender Ansätze, das zu
bedarfsgerechten Ergebnissen und schnelleren Lerneffekten
führt. Um diese Ziele zu erreichen und die Effekte verschiedener Maßnahmen vergleichen zu können, ist eine gut funktionierende Wirkungsmessung erforderlich.
Diese Wirkungsmessung erfolgt – analog zu dem in Kapitel 5
vorgestellten Governance-Modell – auf drei Ebenen:47
1. Auf Ebene der Maßnahmen-Umsetzung legen die umsetzenden Maßnahmenteams Kriterien fest, um den Erfolg
einzelner Maßnahmen zu messen
2. Auf Ebene der Maßnahmen-Auswahl werden Auswahlkriterien definiert, um zu gewährleisten, dass einzelne
Maßnahmen im Sinne der Gesamtstrategie wirken können
3. Auf Ebene der lernenden Strategie werden Kriterien definiert, um die Systematik und Zielsetzungen der Strategie
selbst zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen,
hier wird ebenso die Wirkung der Gesamtheit aller Maßnahmen erfasst
Wirkungsmessung
Maßnahmen-Durchführung
Prozessfortschritt
angestrebter
Outcome
Ebene 1: Maßnahmen-Umsetzung
Maßnahmen der Strategie GD:B werden von unterschiedlichen, sektorübergreifenden Maßnahmenteams umgesetzt.
Als Teil der Maßnahmenplanung definiert jedes Team zu
Beginn eigene Output- und Outcome-Indikatoren, um den
Fortschritt einer Maßnahme zu messen. Die Indikatoren
orientieren sich an den Erfolgsfaktoren des Wertekompasses
(siehe Grafik 9) und berücksichtigen existierende Ressourcen
und Daten sowie städtische Fachziele. Die Ausarbeitung der
maßnahmenspezifischen Indikatoren folgt den Vorgaben
der zentralen Maßnahme Transparenz und Offenheit bei der
Umsetzung von Digitalvorhaben (siehe Kapitel 4). Auf dieser
Grundlage kann zwischen den Maßnahmen verglichen und
ihre Ergebnisse in weitere Beteiligungsprozesse eingespeist
werden. Zudem wird jede Maßnahme in mindestens einem
Handlungsfeld (siehe Kapitel 3) verortet.
Wirkungsmessung
Auswahl
angestrebter
Output
Wirkungsmessung
lernende Strategie
Wertekompass
Handlungsfelder
Umsetszungsphasen
SC
Standards
& Fachziele
langfristiger
Impact
Kriterien
für die
Auswahl
Grafik 9: Wertekompass für eine digitale Stadt mit Erfolgsfaktoren
47 Die Systematik zur Wirkungsmessung und ein konkreter Vorgehensvorschlag finden sich in Anhang III: Wirkungsmessung.
Wertekompass
Wirkungsmessung
Maßnahmen, die zur
Auswahl stehen
Maßnahmenauswahl mit
Kompass als Indikator für die Eignung
gemeinwohlorientiert
Teilen von
Werkzeugen
Sichtbarkeit
in der Stadt
anpassungsfähige
Regulierung
nachhaltige
Ressourcennutzung
resilient
nachhaltig
Funktionalität und
Zuständigkeiten
Mitbestimmung
Wissensaustausch
und Weiterentwicklung
Kreativität
und Vielfalt
kooperativ
Maßnahmen mit
langfristigem Nutzen
für die Stadt
Grafik 9: Wertekompass für eine digitale Stadt mit Erfolgsfaktoren
Der Fortschritt einer Maßnahme wird außerdem über
Prozess-Indikatoren kommuniziert, die transparent darlegen,
in welcher Phase des Vorgehensmodells (siehe Kapitel 6)
sich eine Maßnahme befindet und welche Zwischenergebnisse in den bereits abgeschlossenen Phasen erzielt wurden.
Die Zwischenergebnisse werden in standardisierten Vorlagen
festgehalten und als gemeinsames Wissen anderen Maßnahmenteams und der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung
gestellt.
Ebene 2: Maßnahmen-Auswahl und
Wertekompass
Im Rahmen der Strategieerstellung wurde in einem partizipativen Prozess ein Wertekompass entwickelt, der als Orientierung für das Wohlergehen der Stadt und ihrer Bewohner:innen
dient. Er bildet zugleich die Grundlage für die Auswahl von
Maßnahmen aus der Arena der Ideen, die im Rahmen der
Strategie umgesetzt werden. Die Priorisierung von Maßnahmen, die den Werten des Kompasses in besonderer Weise
entsprechen, soll gewährleisten, dass die Strategie ihre gewünschten Wirkungen entfalten kann.
65
66
Wirkungsmessung
Maßnahmen können auf unterschiedliche Weise aus Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung zur Umsetzung vorgeschlagen werden (siehe Kapitel 4 und 5).48 Die Werte des
Kompasses bilden dabei eine gemeinsame Grundlage, von
der aus Mehrwerte und langfristige Potenziale eingeschätzt
(Urban Foresight) und in der Folge regelmäßig überprüft
werden können.
digitalen Welt erarbeitet, erprobt und ausgehandelt werden.
Weil bei diesem Vorgehen ein gemeinsamer Lernprozess im
Zentrum steht sind Zielsetzungen, Methoden und Maßnahmen
der Strategie notwendigerweise veränderbar. Entsprechend
soll die Strategie GD:B in einem jährlichen Zyklus hinsichtlich
ihrer Wirksamkeit evaluiert und bei Bedarf angepasst werden.
Im Erarbeitungsprozess der Strategie erprobte Beteiligungsgremien werden dabei miteinbezogen (siehe Kapitel 5).
Die Erfolgsfaktoren des Wertekompasses zahlen auf den
langfristigen Nutzen der Stadt ein. Sie werden im Anhang
detailliert erläutert und hier kurz vorgestellt:
—
—
—
—
—
—
—
—
Funktionale Zuständigkeiten
Anpassungsfähige Regeln und Verordnungen
Teilen von Werkzeugen
Sichtbarkeit im Stadtbild
nachhaltige Ressourcennutzung
Mitbestimmung
Kreativität und Vielfalt
Wissensaustausch und Weiterentwicklung
Die Indikatoren der Strategie werden mit internationalen Zielen wie den UN-Nachhaltigkeitszielen49 (SDGs) verknüpft.50 Es
wird zukünftig aufgezeigt, welche Zusammenhänge zwischen
den Maßnahmen und den einzelnen SDGs bestehen. Diese
Verknüpfung stellt Vergleichbarkeit her und ermöglicht so ein
grundsätzliches Lernen.
Ebene 3: Lernende Strategie
GD:B adressiert Probleme und Veränderungsbedarfe von
hoher Komplexität. Klassische Strategiemodelle, die etwa mit
festen Fünf-Jahres-Plänen arbeiten, stoßen angesichts der
Dynamik von Digitalisierung, Klimakrise oder Pandemie51 an
ihre Grenzen. Von daher sind flexiblere Modelle strategischer
Steuerung notwendig, die sich an veränderte Rahmenbedingungen schnell anpassen können. Die Ebene der lernenden Strategie orientiert sich diesbezüglich an dem Ansatz
einer Humble Governance, d. h. einer „anpassungsfähigen
Politikgestaltung”.52 Das Modell basiert auf der Überzeugung, dass Lösungen komplexer Problemstellungen nicht im
Vorfeld bekannt sein können und entsprechend auch nicht in
einem Top-Down-Verfahren von der Politik festgelegt werden
sollten. Stattdessen müssen Lösungen mit Expert:innen, der
Bevölkerung und Personen mit eher größerem Abstand zur
SMART WATER
Anwendung der Indikatoren für die MaßnahmenUmsetzung (Ebene 1) am Beispiel Smart Water:
Prozess-Indikatoren:
Erreichen der Meilensteine aus der Projektbeschreibung, z. B. sind Datenbedarf und Datenquellen
identifiziert, Workshops in den Pilotgebieten wurden
durchgeführt. Das Projekt befindet sich aktuell im
Vorprozess.
Output-Indikator:
Das webbasierte Planungs-Tool existiert und
funktioniert.
Outcome-Indikator:
Breite Nutzung der Ergebnisse und entwickelten
Prototypen des Planungstools durch die Verwaltung
(SenUMVK, SenSBW, ggf. Bezirke) nach Projektende in
Berlin und darüber hinaus.
Impact-Indikatoren:
Das Verknüpfen von Wasserinfrastruktur, Stadtgrün
und Straßenräumen wirkt sich messbar auf städtische Klimaziele wie die der BerlinStrategie 3.0 aus:
Gewässerschutz und Klimafolgenanpassung stärken,
Wasserhaushalt nachhaltig managen, Die (stadt-)
ökologischen Qualitäten sichern und verbessern.
Ebenso trägt die Maßnahme positiv zu den SDGs 6
und 12 bei: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen, Nachhaltiger Konsum und Produktion.
48 Die Details des Auswahlprozesses sind im Anhang detailliert erläutert.
49 Engagement Global (2022).
50 Das Land Berlin veröffentlichte einen Indikatorenbericht zu den UN-Nachhaltigkeitszielen. Senatsverwaltung für Umwelt,
Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (2021a). Siehe: Indikatorenbericht 2021 – Nachhaltige Entwicklung in Berlin.
Verfügbar online: https://www.berlin.de/sen/uvk/umwelt/nachhaltigkeit/indikatorenbericht
51 Die Governance- und Transformationsforschung spricht in diesem Zusammenhang von sog. „wicked problems”, also von
„vertrackten Problemen”, die sich aufgrund ihrer Komplexität und vielfältigen Abhängigkeiten kaum mit einer herkömmlichen,
linearen Planung lösen lassen. Siehe: Rittel und Weber (1973).
52 Annala, M. et al. (2020).
AUSBLICK
8
68
Ausblick
KAPITEL 8:
AUSBLICK
Die Veröffentlichung der Strategie Gemeinsam Digital: Berlin
markiert einen zentralen Meilenstein im Prozess der digitalen
Transformation der Stadt Berlin. Den Prozess der Strategieerarbeitung haben viele Berliner Akteur:innen sowie nationale
und internationale Expert:innen unterstützt (siehe Anhang). Die
Umsetzung der Strategie bedeutet für Berlin, auf dem Weg
der digitalen Transformation hin zur Smart City alte Pfade zu
verlassen und Neues zu erproben.
Dies signalisiert für die Berliner Verwaltung Schritte hin zu
einem Kulturwandel, die dazu anregen sollen, neue Arbeitsformen und -prozesse zu erproben und zu etablieren. Für
die notwendigen Verbesserungen im Sinne der Verwaltungsmodernisierung sowie der Dienstleistungen für Bürger:innen
und Wirtschaft kann die Umsetzung der Strategie GD:B
wichtige Impulse geben, als Katalysator funktionieren und
damit wesentlich auf die funktionierende Stadt einzahlen. Bei
voller Wirkungsentfaltung hat sie das Potential, für die Bewohner:innen den Kontakt mit der Verwaltung durch verbesserte Online-Angebote so einfach und angenehm wie noch
nie zuvor zu machen. Ein wesentliches Element dafür sind
funktionierende Ende-zu-Ende digitalisierte Bürger:innendienstleistungen, vor allem die am häufigsten nachgefragten
wie Entschädigung nach Infektionsschutzgesetz, Digitale
Aufenthaltsgenehmigung für Geflüchtete aus der Ukraine,
Elektronisches Bau- und Genehmigungsverfahren, Wohngeld,
Kfz-Ummeldung, Antrag Meldebescheinigung, Gewerbe An-,
Um- und Abmeldung, Kita-Gutschein, BAföG-Antrag, Parkausweis für Anwohner, Beantragung Schwerbehindertenausweis, Umsatzsteuervoranmeldung. Bereits in der Umsetzung
als zukünftige Online Angebote sind: Energiehilfen, Digitale
Meldebescheinigung, Elektronische Wohnsitzanmeldung,
Wohngeldbeantragung (komplett medienbruchfrei), Berlin
Pass: digitale Karte, Antrag auf Unterhaltsvorschuss, Kirchenaustritt, Schwerbehinderung – Feststellungsverfahren, Antrag
auf Eingliederungshilfe, Antrag Wohnberechtigungsschein.
Die Digitalisierung der Verfahren geht einher mit einer Geschäftsprozessoptimierung, was wiederum benötigtes Verwaltungspersonal und Geld reduziert.
Für die Wirtschaft soll die Strategieumsetzung bewirken,
dass medienbruchfreie Abläufe, einheitliche Standards und
klare Zuständigkeiten einen Nährboden für eine vielfältige
Berliner Wirtschaftslandschaft bilden. In der Strategie werden
außerdem konkrete Maßnahmen und ein Umsetzungsmodell
vorgeschlagen, die mit unterschiedlichen Akteur:innen und
über Ressort- und Ebenengrenzen hinweg die Verwaltung
unterstützen. Dabei geht es insbesondere um die intensive
Einbindung der Berliner Stadtgesellschaft und um ein gemeinsames Vorgehen. So wird deutlich: Die digitale Transformation wird in Berlin gemeinsam gestaltet. Die Auswahl
und Umsetzung von Maßnahmen ist dabei auch abhängig
von den Prioritäten der politisch verantwortlichen Akteur:innen. GD:B skizziert einen Weg, wie Berlin Schritt für Schritt zur
Smart City werden kann.
Die lernende Strategie und der Umsetzungsprozess stehen in
einer engen Wechselbeziehung zueinander. Das vorliegende
Strategiedokument wird sich deshalb auch im zukünftigen
Austausch mit der Stadtgesellschaft kontinuierlich weiterentwickeln. Dafür ist ein partizipativer Prozess vorgesehen, der
regelmäßige Evaluationen sowie Netzwerk- und Lernformate
für alle beteiligten Akteur:innen vorsieht. Ebenso soll das
Support-Team an den Prozess zur Entwicklung der Strategie
anknüpfen und die breite Stadtgesellschaft über unterschiedliche (Veranstaltungs-)formate einbinden. Bei diesen Formaten soll zum einen über die Fortschritte der Maßnahmen
berichtet, zum anderen die Möglichkeit geboten werden,
sich in die Weiterentwicklung der Strategie einzubringen. Die
lernende Strategie soll diese Erfahrungen ebenso evaluieren
und aufnehmen wie Lernerfahrungen aus verwandten und
bereits laufenden Prozessen, etwa denen der Berliner Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG).
Ausblick
Aktion
Titel
Zeitraum
Verantwortliche:r
Maßnahmenstart:
Zentrale
Maßnahme
Ein verbindliches Vorgehen für die
Umsetzung von IT-Projekten
2021 – Ende 2023
CDO / StS D
Maßnahmenstart:
Zentrale
Maßnahme
Die Plattform für Berlin: UX & Design
System als Basis für die Neuentwicklung von berlin.de
08/2021 – Ende 2023
CDO / StS D
Maßnahmenstart:
Zentrale
Maßnahme
Transparenz und Offenheit bei der
Umsetzung von Digitalvorhaben
08/2021 – Ende 2023
CDO / StS D
Maßnahmenstart:
Dezentrale
Maßnahme
Bedarfsgerechter Ausbau der
Ladeinfrastruktur
10/2021 – Ende 2023
Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe
Maßnahmenstart:
Dezentrale
Maßnahme
Bürgerhaushalt und Smarte
Partizipation
2022 – Ende 2025
Bezirksamt Treptow-Köpenick
Maßnahmenstart:
Dezentrale
Maßnahme
Digital X Energy – Vernetzung zum
Energiesparen
09/2022 – 12/2022
Stabsstelle Gemeinsam
Digital, Senatskanzlei
Maßnahmenstart:
Dezentrale
Maßnahme
Lebenslagenkonzept für
Verwaltungsdienstleistungen
10/2022 – 2026
Senatsverwaltung für Inneres,
Digitalisierung und Sport
Maßnahmenstart:
Dezentrale
Maßnahme
Smart Space Hardenbergplatz
03/2022 – 06/2026
Bezirksamt CharlottenburgWilmersdorf
Maßnahmenstart:
Dezentrale
Maßnahme
Verständliche Sprache von
Verwaltungsformularen
2022 – Ende 2023
Senatsverwaltung für Inneres,
Digitalisierung und Sport
Maßnahmenstart:
Netzwerkmaßnahme
Wasserhygiene Monitoring
2022 – Ende 2023
Berliner Wasserbetriebe
Maßnahmenstart:
Netzwerkmaßnahme
Mobiles CityLAB
Ende 2022 – Ende
2023
Technologiestiftung Berlin /
CityLAB Berlin
Maßnahmenstart:
Netzwerkmaßnahme
Data & Smart City Governance am
Beispiel von Luftgütemanagement
07/2022 – 03/2025
Alexander von Humboldt
Institut für Internet und
Gesellschaft (HIIG)
69
70
Ausblick
Maßnahmenstart:
Netzwerkmaßnahme
Kiezbox 2.0 – Daten in Alltag und
Krise
10/2022 – Ende 2025
Technologiestiftung Berlin
Maßnahmenstart:
Netzwerkmaßnahme
Klimaschutz und Energiesparmaßnahmen in „Lernorten der Zukunft“
10/2022 – Ende 2025
InfraLab e. V.
Maßnahmenstart:
Netzwerkmaßnahme
Smart Water – Wasser und Stadtgrün
klimagerecht gestalten
07/2022 – 09/2026
Kompetenzzentrum Wasser
Berlin
Veranstaltung
Konferenz Gemeinsam Digital: Berlin
Mitte 2023
Smart City Unit bei Berlin
Partner GmbH in Kooperation
mit dem CityLAB Berlin
Vorgang
Evaluation der lernenden Strategie
Ende 2023
Stabsstelle Gemeinsam
Digital, Senatskanzlei
Vorgang
Evaluation der lernenden Strategie
Ende 2024
Stabsstelle Gemeinsam
Digital, Senatskanzlei
Wie bereits erwähnt, versteht sich diese Strategie nicht als
abgeschlossen. Durch ihre Weiterführung stellt Berlin sicher,
dass auch neue Entwicklungen der Digitalisierung aufgenommen und auf zukünftige Bedarfe der Stadtgesellschaft
reagiert werden kann. Dabei wird die Priorisierung von Maßnahmen und ihrer Umsetzung – abhängig von den finanziellen und personellen Ressourcen, die der Berliner Senat und
das Abgeordnetenhaus zur Verfügung stellen – durchgeführt.
Mit der Einbindung der Berliner Verwaltung und der vielfältigen Berliner Stadtgesellschaft wird die digitale Transformation Berlins gelingen und Berlin zur Smart City.
Glossar
GLOSSAR
Hier befindet sich eine erste Sammlung von Begriffen aus der
Strategie GD:B, die zur besseren Verständlichkeit definiert
werden. Diese Liste ist nicht final. Gerne nehmen wir weitere
Begriffe auf, Hinweise sind willkommen.
15-Minuten-Stadt
Bei diesem Stadtentwicklungskonzept steht im Vordergrund,
dass Wege des Alltags in 15 Minuten bestritten werden können. Dabei ist vorgesehen, dass diese Wege zu Fuß oder mit
nachhaltigen Verkehrsmitteln, also dem Fahrrad oder dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zurückgelegt werden.
Zu den Wegen des Alltags zählen Wege zu Arbeitsplätzen,
Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten, Schulen, medizinischen
Einrichtungen, Parkanlagen, Kultur- und Sportangeboten.
Agil
Prozesse werden als agil bezeichnet, wenn sie anpassungsfähig, flexibel und proaktiv sind. Sie haben kurze Lernzyklen
und werden innerhalb des Prozessverlaufs immer wieder
angepasst.
Akteur:innen
Aktiv in der Smart City engagierte Personen und Organisationen.
Arena der Ideen
Die Arena der Ideen bietet allen Akteur:innen der Stadtgesellschaft die Möglichkeit, Ideen, Herausforderungen und
Lösungen einzubringen, zu diskutieren und sie im Sinne der
Strategie weiterzuentwickeln. Auf einer Online-Plattform können sie eingereicht, qualifiziert und weiterentwickelt werden.
Betriebsmodell
Privater Betrieb von Einrichtungen der Infrastruktur, häufig in
Form eines gemeinsam geführten Unternehmens zwischen
Privatunternehmen und öffentlicher Körperschaft. Verbreitet
im kommunalen Bereich, z. B. Abfallentsorgung.
Cities Coalition for Digital Rights
Diese Ende 2018 ins Leben gerufene Initiative basiert auf
dem Grundsatz, dass alle Rechte auch online gelten und
geschützt werden müssen. Berlin ist seit März 2019 Teil der
Initiative, die inzwischen mehr als 50 Städte weltweit vereint.
Dashboard
Wörtlich übersetzt: Amaturenbrett. Im Kontext der Digitalisierung bezeichnet es eine grafische Darstellung, um Informationen und Daten leicht verständlich und übersichtlich
darstellen zu können.
Data Science
Die Datenwissenschaft beschäftigt sich mit der Generierung
von Wissen aus großen Datenmengen. Sie ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich sowohl mit der Aufbereitung
und Vorbereitung von Daten, als auch mit der Nutzung von
Daten zum Erkenntnisgewinn auseinandersetzt.
Digital Gender Gap
Frauen erreichen laut dem D21-Digital-Index 2018/201953
über alle soziodemografischen Merkmale hinweg einen
geringeren Digitalisierungsgrad als Männer. Sie sind häufiger
Teil der Gruppe der Digital Abseitsstehenden und weniger
repräsentiert in der Gruppe der Digitalen Vorreiter:innen.
Dieses Ungleichgewicht wird als Digital Gender Gap bezeichnet.
Digitale Transformation
Der Begriff beschreibt die Veränderung der Stadt mit der
Unterstützung von digitalen Technologien, die im Sinne des
Gemeinwohls, der Nachhaltigkeit, der Resilienz und Kooperation eingesetzt werden. In der digitalen Transformation werden Digitalisierung und Stadtentwicklung zusammengedacht.
53 Initiative D21 (2019). Digital Gender Gap. Verfügbar Online: https://initiatived21.de/publikationen/digital-gender-gap
71
72
Glossar
Erfolgsfaktoren
Die Erfolgsfaktoren des Wertekompasses wurden im Laufe
des Beteiligungsprozesses zur Erstellung der Smart City-Strategie entwickelt. Sie zahlen alle auf den langfristigen Nutzen
der Stadt ein:
— Funktionalität und Zuständigkeiten
— Anpassungsfähige Regulation
— Teilen von Werkzeugen
— Sichtbarkeit im Stadtbild
— nachhaltige Ressourcennutzung
— Mitbestimmung bei Entscheidungen und Umsetzung
— Kreativität und Vielfalt
— Wissensaustausch und Weiterentwicklung
Ermöglicherin
In dem Kontext von GD:B wird der Begriff der Ermöglicherin
verwendet. Dabei geht es darum, dass die Verwaltung vor
allem die Rolle hat, die digitale Transformation im Sinne des
Wertekompasses zu ermöglichen. Sie soll dabei als eigene
Akteurin in Maßnahmen auftreten, bestehende (rechtliche)
Hürden aus dem Weg räumen, fehlende Werkzeuge und Austauschformate bereitstellen, damit weitere Akteur:innen aus
der Stadtgesellschaft die Umsetzung voranbringen können.
Exploration
Die Exploration beschreibt die Erkundung, Erforschung oder
Prüfung einer Problem- oder Fragestellung. Sie bildet eine
wichtige Grundlage für die Entwicklung von Maßnahmen.
Fachverfahren
Ein IT-Fachverfahren – auch IT-Verfahren oder Fachverfahren
genannt – ist eine IT-Anwendung, die speziell für die Verwaltung entwickelt wird. Es bildet Geschäftsprozesse innerhalb
einer Verwaltung ganzheitlich oder in wesentlichen Teilen IKTgestützt ab. Nutzer:innen sind sowohl Mitarbeiter:innen der
Verwaltung als auch Bürger:innen oder Unternehmen.
Gender Budgeting
Der Begriff fordert eine gendergerechte Haushaltsplanung.
Bei der Aufstellung des Haushaltes wird die Gleichstellung
der Geschlechter als Ziel mitgedacht und bei der gerechten
Verteilung der Finanzmittel berücksichtigt.
Gender Mainstreaming
Der Begriff bezeichnet eine Strategie, mit der die Gleichstellung der Geschlechter gefördert werden soll. Er geht von der
Annahme aus, dass Frauen, Männer und nichtbinäre Menschen unterschiedliche Voraussetzungen haben und dementsprechend in der Gleichstellung strategisch unterschiedlich
gefördert werden müssen.
Git-Repository
Git ist eine freie Software zur verteilten Versionsverwaltung
von Dateien. Sie erlaubt paralleles und dezentrales Arbeiten
an Dateien, beispielsweise Codes, die in sogenannten GitRepositories gespeichert und geteilt werden.
Governance
Governance beschreibt Vereinbarungen und Regeln, wie
verschiedene Akteur:innen der Verwaltung, der Politik und der
Stadtgesellschaft gemeinsam Entscheidungen treffen, diese
umsetzen und Prozesse steuern.
Handlungsfeld
Ein Handlungsfeld im Rahmen der Strategie GD:B steckt die
Schwerpunkte von Aktivitäten im Rahmen der Maßnahmen
ab. Im Gegensatz zu vielen Fachstrategien werden hier keine
konkreten Ziele genannt, da GD:B an bestehende Fachziele
anknüpft und ihre Umsetzung mit Maßnahmen, Werkzeugen
und neuen Prozessen unterstützt.
Humble Government
Humble Government, wörtlich übersetzt als „bescheidene
Regierungsführung“, ist ein Konzept zur Entwicklung langfristig
orientierter Politikgestaltung. Es basiert auf der Annahme,
dass politische Entscheidungen stets hinterfragt werden und
an neue Entwicklungen und die Wirkung von Maßnahmen angepasst werden sollen.
IKT
Die Informations- und Kommunikationstechnik ist ein Sammelbegriff für Technik zur digitalen Verarbeitung von Daten
und Informationen. Sie schließt daher Hardware, digitale
Endgeräte, Server und Software mit ein.
Impact-Indikatoren
Impact-Indikatoren messen die Auswirkung einer Maßnahme
auf die Erreichung klar definierter, städtischer und globaler
Ziele wie etwa die UN-Nachhaltigskeitsziele.
Interoperables Ökosystem
IT-Systeme, die interoperabel sind, bezeichnen voneinander
unabhängige Systeme, die miteinander kommunizieren und
zusammen wirken können. Ein IT-Ökosystem, das interoperabel agiert, setzt somit gleiche Standards voraus, z. B. in der
Nutzung von Dateiformaten.
IT
Der Begriff der Informationstechnik meint sowohl die Technik
zur elektronischen Verarbeitung von Daten als auch die hierfür verwendete Hard- und Software.
Glossar
Iterativ
Ein iteratives Vorgehen beschreibt das schrittweise Herantasten an eine Lösung. Dies kann auch bedeuten, dass
Zwischenergebnisse genau dann verworfen werden, wenn sie
sich nicht als sinnvolle Lösungen erweisen.
Kanban-System
Das Kanban-System ist ein System zur Steuerung gemeinsamer Projektarbeit und gemeinsamen Projektmanagements.
Meistens wird dabei ein sogenanntes Kanban-Board verwendet, das Aufgaben für Teammitglieder transparent macht und
ihnen hilft, zu erledigende Arbeiten zu sammeln und aufzuzeigen, welches Teammitglied aktuell an ihnen arbeitet und
welche Arbeitsschritte bereits erledigt wurden.
Kritische Infrastrukturen
Kritische Infrastrukturen (KRITIS) sind Infrastrukturen, die von
wesentlicher Bedeutung für die Aufrechterhaltung wichtiger
gesellschaftlicher Funktionen der Gesundheit, der Sicherheit
und des wirtschaftlichen oder sozialen Wohlergehens der Bevölkerung sind – z. B. Wasser, Ernährung, Gesundheit, Energie,
Transport, IKT, Medien, Versicherungswesen, Verwaltung.
Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz beschreibt die automatisierte Nachbildung intelligenten Verhaltens, zumeist basierend auf der
Analyse großer Datenmenge und maschinellem Lernen.
Lernende Strategie
GD:B ist als lernende Strategie angelegt, die kontinuierlich
weiterentwickelt und deren Wirksamkeit jährlich überprüft
wird. Dabei werden die Inhalte der Strategie fortlaufend
aktualisiert sowie in regelmäßigen Abständen neue Maßnahmen hinzugefügt.
LoRaWAN
Das Long Range Wide Area Network (LoRaWAN) ist ein Netzwerkprotokoll, das Übertragungen von Informationen der
Applikation Internet-der-Dinge bei geringem Stromverbrauch
ermöglicht.
Maßnahmenteam
Ein Maßnahmenteam kann sich aus verschiedenen Akteur:innen bilden und realisiert Maßnahmen selbstständig. Maßnahmenteams können aus einzelnen Organisationen bestehen,
sind aber in der Regel zusammengesetzt aus Verwaltung,
Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Sie verfolgen
ein gemeinsames Ziel bei der Umsetzung einer Maßnahme.
Onlinezugangsgesetz
Kurz OZG, wurde 2017 vom Deutschen Bundestag erlassen.
Es zielt darauf ab, Verwaltungsdienstleistungen grundsätzlich
oder leichter online zugänglich zu machen.
Open by Default
Der Begriff beschreibt das Prinzip, wonach Daten standardmäßig, also „by default“, als Open Data zur Verfügung
gestellt werden. Die Nichtbereitstellung von Daten braucht in
diesem Fall eine spezielle Begründung und soll die Ausnahme darstellen.
Open Data
Mit diesem Begriff wird die öffentlich verfügbare Bereitstellung von Datenbeständen, in der Regel in Form von Rohdaten zur Nutzung, insbesondere durch Weiterverwendung
und Weiterverbreitung, bezeichnet. Ausgenommen hiervon
sind personenbezogene Daten sowie Daten, die anderweitig
schutzwürdig sind (z. B. sicherheitsrelevante Daten, Betriebsund Geschäftsgeheimnisse). Als Linked Open Data werden
offene, strukturierte Informationen bezeichnet, die mit anderen Datenbeständen und externen, allgemein anerkannten
Objekten verknüpft werden.
Open Source
Der Begriff bezeichnet Software, deren Quelltext offen ist.
Dies bedeutet, dass er öffentlich einsehbar ist, von anderen
geändert sowie genutzt werden und so auch gemeinsam bearbeitet werden kann.
Outcome-Indikatoren
Outcome-Indikatoren messen die mittelfristige Wirkung der
Resultate einer Maßnahme.
Output-Indikatoren
Output-Indikatoren beschreiben quantitative Resultate einer
Maßnahme zum Projektende.
Prozess-Indikatoren
Prozess-Indikatoren legen transparent dar, in welcher Phase
des Vorgehensmodells sich eine Maßnahme befindet und
welche Zwischenergebnisse in den bereits abgeschlossenen
Phasen erzielt wurden.
Schwammstadt
Die Schwammstadt ist ein Konzept der Stadtentwicklung, das
vorsieht, anfallendes Regenwasser in Städten aufzunehmen,
zu speichern und nutzbar zu machen, anstatt es lediglich abzuleiten. So soll eine effizientere Nutzung von Wasser sowie
ein besserer Hochwasserschutz erreicht werden.
73
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Glossar
Service Design
Eine Sammlung von Methoden, um Dienstleistungen nutzer:innenzentriert zu gestalten.
Smart (City)
Smart bedeutet in der Berliner Lesart nicht lediglich „digital“.
Das Berliner Verständnis der Smart City zielt auf die Frage,
wie künftige Herausforderungen kreativ, offen, zweckmäßig
und partizipativ gelöst werden können. Digitale Technologien
werden dabei als zentrales Werkzeug für eine nachhaltige
und gemeinwohlorientierte Transformation der Stadt betrachtet, nicht aber als Selbstzweck.
Stadtgesellschaft
Der Begriff bezieht sich in der Smart City-Strategie auf die
vielfältigen Gruppen, die die Berliner Gesellschaft auszeichnen. Dazu zählen Verwaltung und Politik, wirtschaftliche
Akteur:innen, die organisierte Zivilgesellschaft, wissenschaftliche Akteur:innen, stille Gruppen und Berliner:innen.
Stille Gruppen
Zu ihnen zählen Berliner:innen, die nur selten oder schwer in
Beteiligungsprozessen zu hören sind: Menschen mit Einschränkungen, Menschen mit Fluchterfahrungen, Menschen
mit Diskriminierungserfahrungen, Kinder und Jugendliche,
sowie Menschen ohne Obdach.
Transformatorische Fragestellungen
Sie zielen darauf ab, Menschen zu versammeln und ihre
Interessen in Einklang zu bringen, um dann gemeinsam
konkrete Vorhaben anzugehen. Themen wie Klimakrise,
Verkehrswende, lebendige Kieze und gute Lebensqualität erfordern kooperatives und innovatives Denken. Sie bilden die
transformatorischen Fragestellungen, auf die eine Smart City
Antworten bieten soll.
UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs)
Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen traten
2016 in Kraft und bilden ein übergreifendes Rahmenwerk für
nachhaltige Entwicklung von Ländern und Städten weltweit.
Ihre Gültigkeit umfasst einen Zeitraum von 15 Jahren und
endet 2030. Die Ziele werden oft nach ihrem englischen
Namen – Sustainable Development Goals – als SDGs abgekürzt.
Urban Foresight
Voraussicht in der Stadtplanung bedeutet, dass Akteur:innen
der Stadtgesellschaft wahrscheinliche und alternative Zukünfte der kommenden 5 – 30 Jahre untersuchen, um gegenwärtige Entscheidungsprozesse voraussehend zu unterstützen.
Use Case
Ein Use Case ist ein Anwendungsfall für ein Konzept oder ein
theoretisches Modell.
UX/UI
UX steht kurz für User Experience, UI für User Interface. User
Experience Design beschreibt das Entwickeln eines Designs
der Interaktionen eines Nutzers oder einer Nutzerin mit einer
Anwendung. Das User Interface ist das sichtbare Bild einer
Anwendung, die Nutzer:innen sehen können.
Wertekompass
Der Wertekompass der Strategie GD:B besteht aus vier Leitgedanken und acht Erfolgsfaktoren, die richtungsweisend für
den Erfolg von Projekten sein sollen.
(organisierte) Zivilgesellschaft
Die organisierte Zivilgesellschaft steht für alle Initiativen,
Vereine und Organisationen, die sich in die Gestaltung des
öffentlichen Lebens der Stadt einbringen. Sie umfasst jegliches Engagement, welches im Einklang mit demokratischen
Grundwerten steht. Die (organisierte) Zivilgesellschaft ist
somit ein wichtiger Teil der Stadtgesellschaft.
Literaturverzeichnis
LITERATUR
VERZEICHNIS
Annala, Mikko, Leppänen, Juha, Mertsola, Silva und Sabel,
Charles F. (2020). Humble Government: How to Realize Ambitious
Reforms Prudently. Verfügbar online: https://tietokayttoon.fi/
documents/1927382/2158283/Humble+Government.pdf
Berliner Vorschriften- und Rechtsprechungsdatenbank (2019). Gesetz
über die barrierefreie Informations- und Kommunikationstechnik Berlin
(Barrierefreie-IKT-Gesetz Berlin – BIKTG Bln). Verfügbar online:
https://gesetze.berlin.de/bsbe/document/jlr-BIKTGBErahmen
Berlin Open Data (2022). Die Berliner Open-Data-Strategie: Öffentliche
Informationsseite. Verfügbar online: https://strategie.odis-berlin.de
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) (2017).
Smart City Charta: Digitale Transformation in den Kommunen nachhaltig
gestalten. Verfügbar online: https://www.smart-city-dialog.de/wpcontent/uploads/2019/12/smart-city-charta-langfassung.pdf
Bundesministerium des Innern und für Heimat (2022).
Onlinezugangsgesetz. Verfügbar online:
https://www.onlinezugangsgesetz.de
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Dezember 2022