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"Landgraf, werde hart!"

Full text: Blätter vom Lebensbaum / Wildenbruch, Ernst von (Public Domain)

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„Landgraf, werde hart!“ 
in ihren Städten die Einwohner haben sich vermehrt und ver— 
doppelt; Gesetze und neue Einrichtungen haben sie geschaffen. 
Alles ganz schön, alles ganz gut, aber äußerlich alles, äußerliche 
Mittel, um einen Organismus zu erhalten, der von ihnen ge— 
stützt und getragen sein will, wenn er seinen Widersachern stand⸗ 
halten soll, dem nicht nur Blut in die Adern, sondern Seele 
in die Seele geflößt werden muß, wenn er lebendig bleiben 
soll. Diese neue Generation, was hat sie an deiner Seele ge— 
wirkt? Ist das Wort „Vaterland“ zu einem unantastbaren, un⸗ 
verlierbaren Besitztum in ihnen geworden? Zu einem Begriff, 
der unanfechtbar über allen Tagesstreitigkeiten der Parteien 
steht? Den keine Gewalt uns wieder rauben kann? 
Nein — sondern das, was die Angehörigen anderer Na— 
tionen mit der Muttermilch einsaugen als etwas Selbstverständ⸗ 
liches, Natürliches, Angeborenes, Nationalgefühl, ist für uns 
noch immer ein mühselig eingetrichtertes, künstlich beigebrachtes 
Bewußtsein. Ein Menschenalter, das sind drei Jahrzehnte — 
was haben in diesen drei Jahrzehnten die Männer, die zum 
Volke sprechen, die deutschen Dichter, dem deutschen Volke ge— 
sagt? Haben sie seine Seele freudig gemacht durch großes, be— 
geisterndes Wort? Seinen Arm gestählt durch Hinweis auf die 
Taten der Väter? Seine Augen erleuchtet durch Gedanken, 
die in ewige Weisheit blicken? Das Gegenteil davon haben sie 
getan, sie haben ihr Volk entnerovt. Mit Problemen einer 
überreifen, überreizten Kultur haben sie die schlichten Instinkte 
des Volkes verstört. An Stelle der dem Germanen ursprünglich 
innewohnenden männlich- mannhaften haben sie eine feminine 
Weltanschauung gesetzt. Mit den Erzeugnissen des Auslandes, 
und gerade mit den der deutschen Natur fremdartigsten, feind⸗ 
lichsten, mit den marklosesten, haben sie den Markt überschwemmt, 
von dem unser Volk seine Geistesnahrung erhalten soll. Da— 
neben läuft in wüster Massenhaftigkeit eine seelen- und sinnen— 
verderbende Hintertreppenliteratur einher, daneben eine Literatur
	        
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