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"Landgraf, werde hart!"

Full text: Blätter vom Lebensbaum / Wildenbruch, Ernst von (Public Domain)

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„Landgraf, werde hart!“ 
Sprache, die dir schöner klingt als deine eigene. Und was hörst 
du aus ihren Worten? Schmähungen wider dich! 
Nun, ihr Deutschen, habt ihr Stolz im Leibe, daß ihr 
schweigend ihre Schmähungen verachten könnt? Ihr könnt es 
nicht. Klagend tretet ihr vom Fenster zurück, klagend und 
jammernd: „Ach, wie sie ungerecht sind! Wie sie mich ver— 
leumden! AUnd ich bin doch nichts als nur ein artiges Kind! 
Was können wir tun, daß wir sie besänftigen? Bescheiden 
wollen wir sein, doppelt bescheiden, und so wird es uns ge— 
lingen, wir werden sie versöhnen.“ 
Ihr wollt sie versöhnen? Weichmütige Toren, meint ihr, 
die da draußen wären so temperamentlos wie ihr? Wißt ihr, 
was die da draußen einzig und allein versöhnt? Daß ihr nicht 
mehr da seid; daß ihr aufhört, zu sein! Wollt ihr damit 
Frieden von ihnen erkaufen und ihre Gunst? Und daß ich es 
aussprechen muß von der Nation, zu der ich gehöre, die ich 
liebe — es ist wirklich in der deutschen Natur solch ein Zug, 
solch ein unfaßbar- unerhörter, selbstmörderisch-selbstbefleckerischer, 
solch ein Drang zum Renegatentum, der den Deutschen treibt, 
sein Land zu verkaufen, zu verlassen, zu verraten, seine an⸗ 
geborene Nationalität von sich abzustreifen wie einen alten, 
schlechten Rock, seine Muttersprache, sogar seinen Namen zu 
oergessen, zu den Fremden zu laufen, bei ihnen unterzukriechen 
und bei ihnen wieder aufzutauchen als ein neuer Mensch, ein 
nicht mehr Deutscher; und wenn's der feindlichste von allen 
Feinden wäre. 
Wißt ihr, was man einen typischen Vorgang nennt? Soll 
ich euch einen erzählen? Habt ihr von dem deutschen Manne 
gehört, dessen Geist wie eine Flamme über die Welt ging, dem 
großen deutschen Philosophen unserer Tage? Wie ein Kind 
an überströmender Mutterbrust, so hatte sein Geist sich an 
Deutschlands Geist genährt, sein Wissen an seinem Wissen, sein 
Ahnen und Fühlen an allem, was in Deutschlands Seele ahnt
	        
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