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Björnstjerne Björnson
wundervolle Stück ein Beweis für meine Worte. Hier spricht
ein Dichter von der Art jener, deren Haupt sich im Dunkel
verbirgt, die zu Anbeginn der Zeiten Mythologien dichteten,
einer, der uns dichtend das Geheimnis der Welt erraten läßt.
Jasmin — hätte Biörnstierne Björnson nichts anderes ge—
schaffen und vollbracht, als dieses eine, daß er uns den Mann,
der uns glaubhaft werden soll, mit einem Schlage leibhaftig,
sinnfällig greifbar gemacht hat, indem er ihn gewissermaßen um—
duftet sein ließ von seiner eigenen Persönlichkeit, so würde ich
aus diesem einen einzigen Zuge den großen Dichter, den großen
Künstler in ihm erkannt haben. — Denn das Kennzeichen eines
solchen ist und bleibt der Instinkt; derjenige Mensch ist ein
großer Dichter, ein großer Künstler, in dem Seele und Sinn
so mächtig, so über das Maß des gewöhnlichen Menschen ge—
steigert ineinander gehn, daß eine Kraft daraus entsteht, von
der der gewöhnliche Mensch nichts weiß — der divinatorische
Instinkt. Als Michelangelo sein Bild malte, sein unsterbliches,
die Erweckung Adams durch Gottvater, wußte er vom Vor—
handensein der elektrischen Kraft nichts; nun betrachte man
das Bild, sehe nun, wie Gott-Vaters Zeigefinger sich Adams
Zeigefinger entgegenreckt, und wer fühlt und sieht und erkennt
nicht mit einem Schlage, wie Michelangelo zwei Jahrhunderte,
bevor er der Menschheit sichtbar wurde, den elektrischen Funken
divinatorisch instinktiv in sich getragen und zur Darstellung ge—
bracht hat? Großer, wilder Michelangelo! Großer, wilder
Biörnstjerne Björnson! Der du das Urgeheimnis dessen, was
wir „Persönlichkeit“ nennen, aus der Abgrundsnacht, in der
es verborgen ruhte, heraufgeholt und den abstrakten Begriff in
künstlerischem Bilde auszusprechen gewußt hast!
Was haben die Erklärer an diesem „Üüber unsere Kraft“
nicht herum erklärt, gedeutelt, gefragt! „Was hat er mit dem
Stücke sagen, was hat er damit beweisen wollen? Daß es
Wunder, oder daß es keine gibt? Daß dem Menschen die