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Karl Frenzel. Zu seinem achtzigsten Geburtstag. 6. Dezember 1907

Full text: Blätter vom Lebensbaum / Wildenbruch, Ernst von (Public Domain)

Björnstjerne Björnson 
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dürfte leugnen, daß dieses bei Björnstjerne Björnson manchmal 
geschehen, daß seine Seele mit seinen Stücken manchmal durch- 
gegangen ist? — Aber es ist ein AUnterschied, ob solches Ab— 
weichen vom dramatischen „Richtgang“ aus Armut geschieht, 
oder aus übergroßem Reichtum. Da wo letzteres, wie bei 
Bibrnson, der Fall ist, da gewinnt die dichterische Persönlich- 
keit, was das geschlossene Werk verliert. Da kann es sich dann 
ereignen, daß gerade aus diesem Überwuchern der Persönlichkeit 
Werke entstehen, die nach einem andern Maßstab betrachtet 
werden müssen als dem bühnentechnischen, weil sie keiner drama— 
tischen Gattung angehören, sondern eine Art für sich darstellen, 
etwas Einziges; und solch ein Werk ist Bijörnstjerne Björnsons 
„Uber unsere Kraft“. Daß dieses Werk in Deutschland so 
tiefen Eingang, so begeisterte Liebe gefunden hat, das hat mich 
auf Deutschland stolz gemacht. „Laßt mich sehn, was der 
Mann für Gestalten in sich trägt, und ob es Bestandteile 
seines eigenen Innern sind,“ so habe ich gesagt, — nun denn 
— wer einen „Pfarrer Adolph Sang“ in sich trägt, der muß 
selbst von denen sein, von denen belebender Hauch ausgeht, 
wie von Adolph Sang, bei dessen Eintritt Klara Sang, seine 
Frau, Jasmin zu atmen glaubt — „Jasmin! Das ist er — 
nun bin ich gleich ruhig — welch ein Glück!“ Wer ein 
Verhältnis wie das zwischen diesen beiden Eheleuten glaubhaft 
zu machen weiß, in dem muß „Mann und Weib“ das Ur— 
element aller organischen Natur lebendig gewesen sein, als das, 
was es ist, als das große, ewige, nie mit dem Verstand zu er— 
gründende, nur mit dem Gefühl, dem reinen, keuschen, zu 
ahnende heilige Gesetz einer heiligen Weltordnung. Ja — wenn 
ich gesagt habe, daß Gott den Dichter als den Propheten für 
die Menschen gewollt hat, so ist das Gespräch, in welchem 
Klara Sang zu ihrer Schwester Hanna von Adolph, ihrem 
Gatten, spricht und ihr den Mann beschreibt, so ist dieser 
Mann selbst, dieses heilige Kind, so ist dieses ganze wunderbare, 
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