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Persönliche Ehre und deren Schutz

Full text: Blätter vom Lebensbaum / Wildenbruch, Ernst von (Public Domain)

Persönliche Ehre und deren Schutz 
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in deren Stücken oftmals über Ehre gesprochen und verhandelt 
wird, und der Ehrbegriff dieser Romanen — das läßt sich nicht 
leugnen — ist für uns eine abgetane Sache, mit der unser 
Gefühl nichts mehr gemein hat. 
Was ergibt sich daraus? Daß das Wort „Ehre“, wie es 
in Shakespeares, des germanischen Dichters, Brust widerhallte, 
auch in unserer noch erklingen muß, auch in uns noch nicht 
tot sein kann, sondern eine lebendige Macht in unserer Seele 
bedeuten muß. 
Und so steht es: Ehre, wie der germanische Mensch sie 
empfindet, ist im Gegensatz zur Auffassung des lateinisch- roma⸗ 
nischen, für den sie einen konventionellen Begriff bedeutet, eine 
Sache des Gefühls, darum sprechen wir von „Ehrgefühl“. 
Weil aber das Gefühl das Element ist, aus dem sich alles 
Seelenleben des Germanen nährt, und weil Gefühl das eigent— 
lich Unsterbliche in der germanischen Natur ist, so muß ein Be— 
wußtsein, das aus diesem unseren ˖ Lebensquell hervorgeht, ein 
Bestandteil alles Edelsten und Besten sein, das in uns ruht, 
so muß es etwas sein, das unser Inneres heiligt, und daraus 
ergibt sich uns die Notwendigkeit, dieses Heiligtum unseres 
Lebens nicht veralten, nicht verkommen, nicht uns fortnehmen 
zu lassen durch Mächte, die ihm entgegenstehn, sondern es in 
uns fest und aufrecht zu erhalten mit allen Kräften, die uns zu 
Gebote stehn. 
Ehre — Ehrgefühl — aus dem Gesagten folgt, da es sich 
um ein AUngreifbares, Unwägbares handelt, wie schwer es fällt, 
beides mit knappen Worten zu definieren. Eine Flamme ist 
Ehrgefühl, ein stetig loderndes Feuer, und unsere Seele der 
Altar, auf dem das Feuer brennt. Ein unser ganzes Sein 
und Wesen durchdringendes Bewußtsein, daß es neben den 
geschriebenen Gesetzen des Gesetzbuches und des menschlichen 
Verkehrs ein ungeschriebenes Gesetz gibt, dem wir uns ganz 
so unweigerlich zu beugen haben wie jenen. In unserm eigenen
	        
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