Ein Wort an die Deutschen 391
protestantische Prediger, aber besser und mächtiger als beide
ist der Pontifer, der römische Imperator im Priestergewand.
So flüchtet das verstörte deutsche Schaf zu ihm. Und so ent⸗
steht ein Zustand, daß ein von der Natur zur Selbstherrlichkeit
geborenes, berufenes und ausgerüstetes, mächtiges Volk sich be—
schützen, gängeln und befestigen läßt von einer Schar von Hetz-
kaplänen, in denen jeder Gedanke, jeder Instinkt dem deutschen
Denken und Fühlen entfremdet ist, die in jedes Feuer auf dem
Erdenrunde hineinblasen, damit die Funken Deutschland ins
Gesicht fliegen.
Ein Tag ist gewesen, ein bedeutungsvoller, die Auflösung
des Reichstages.
Ein Hauch von neuem Hoffen geht seitdem durch die
Herzen, die sich um Deutschland sorgen. Unsere Brüder drunten
in Afrika sollten wir preisgeben — darauf kam es hinaus, was
die genannten beiden Parteien uns zumuteten. Das geht gegen
das deutsche Gefühl. Wenn das Gefühl in ihm wach wird,
wacht der Deutsche zu dem Menschen auf, vor dem sich der
Römer seinerzeit verkroch, weil er den kuror teutonicus scheute.
Stehe auf, deutsches Gefühl! Stehe auf,
deutsche Seele! Werde wieder lebendig, gra—
nitenes Wort des granitenen Mannes: „Wir
Deutschen fürchten Gott und sonst niemand!“