Vandalen
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Schimpf, der ihm zugefügt wird. Wenn ich höre, daß ein
deutscher Mensch sich durch eine rühmliche Tat vor der Welt
auszeichnet, so lacht mir das Herz im Leibe.
Aber wie mir das Herz im Stolz aufgeht bei rühmlichen
Taten von Deutschen, so krampft es sich mir zusammen, wenn
ich von niedrigen und verwerflichen Vorgängen in Deutschland
höre, und als einen solchen, geradezu schmählichen Vorgang
muß ich das Geschehnis auf dem Denkmalspflegetage in Mainz
bezeichnen.
Wer mir etwa entgegenhalten wollte: „Du bist ja gar
kein Techniker, was geht dich die Sache an?“ dem erwidere ich:
„Es handelt sich hier um etwas ganz anderes, weit Wich—
tigeres, weit Größeres als eine technische Frage, es handelt sich
um ein Symptom, das ein böses, böses, böses Licht auf die
wirkliche innere Bildung, auf den Charakter Deutschlands wirft.
Wie war es möglich, daß diese zwei Fragen von der Be—
ratung abgesetzt wurden? Und wenn die Geschäftsleitung das
übers Herz brachte, wie war es möglich, daß nicht die ganze
Versammlung wie ein Mann sich erhob und alle weiteren Be—
ratungen für gegenstandslos erklärte?
Ganz Deutschland steht harrend an der Tür, hinter der
über das Schicksal von zweien seiner Heiligtümer beraten werden
soll, und unterdessen berät man da drinnen, ja über was denn?
Vielleicht über das Nauener Tor in Potsdam, oder den Fuchs-
turm bei Jena, was ja auch zwei alte Bauwerke sind?
Eine solche Mißachtung nationalen Empfindens hatte man
den Mut, sich zu erlauben, weil man nicht soviel Mut hatte,
einem von „anderer“ Seite ausgesprochenen Befehl „über diese
Dinge wünsche ich nicht, daß verhandelt wird“ zu wider⸗
sprechen.
Wer war diese „andere“ Seite? Eine Regierung? Ein
Hof? Wenn es so war, dann haben diese Regierungen oder
diese Höfe allerdings gesiegt; aber es gibt Siege, zu denen
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