Furor Toutonicus
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wird aus alter Zeit, aus dem Jahre 357
unserer Zeitrechnung, erzählt, daß, als Fla—
vius Julianus, der später als Kaiser Julian
der Apostat hieß, Cäsar des Reiches und
Herrscher von Gallien geworden war, ihm
die Germanen, die jenseits des Rheins saßen
und durchaus über den Rhein herüberwollten,
viel zu schaffen machten. Die trotzigsten unter diesen Hart—
schädeln waren die Alemannen, die sich am Bodensee und am
Rhein, wo er aus dem Bodensee zu Tal strömt, an den Ab—
hängen des Schwarzwalds und im Schwarzwald selbst nieder⸗
gelassen hatten und nun mit Gewalt in das Land hinüber—
verlangten, das später Alisaz genannt wurde und heute Elsaß
heißt. Und weil Julian, der sich in Athen einen feinen Philo⸗
sophenkopf zurechtstudiert hatte, neben diesem einen aber noch
einen zweiten, einen Feldherrnkopf besaß, und mit der Hand,
in der er den Schreibgriffel geführt hatte, auch das Schwert zu
regieren verstand, nun einmal mit genau derselben Gewalt, mit
welcher die Alemannen herüberverlangten, ihr Nichtherüber—
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die harten Köpfe von hüben und drüben aneinander rannten.
Das geschah denn auch in besagtem Jahre, und zwar an der
Stelle, wo heute Straßburg steht, mit einem solchen Krach, daß
der Widerhall bis nach Antiochia, wo Kaiser Constantius saß,
durch alle germanischen Gaue und von Geschlecht zu Geschlecht
fortdröhnte; denn mit Staunen und Grauen erzählte man sich
von Geschlecht zu Geschlecht von der großen, furchtbaren Ale—
mannensehlacht an den Ufern des Rheins.
Aus dieser Schlacht nun berichtet man ein sonderbares
Vorkommnis: Knodomar, der König, führte den Gesamthaufen
der Germanen, und unter ihm befehligten sieben Häuptlinge
oder Unterkönige. Das waren, da die Alemannen eine aus
verschiedenen germanischen Stämmen zusammengesetzte Masse