Auf den Trümmern von Akragas
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war, als flöge die ganze Stadt Akragas in dem einen Schrei
zum Himmel empor. Die Priester der Aphrodite wurden ge—
rufen, daß sie das Bild der Göttin in deren Tempel trügen.
Wagen wurden bespannt, daß man die Gestalt des Giganten
darauf lüde und zum Tempel des Zeus schaffte. Aus dem
Tempel wurden die Säulen hinausgetan, die die Baumeister
hatten errichten wollen, die einen wie die anderen; Steinmetze
wurden gerufen und die besten Künstler von Akragas, daß sie
nach dem Muster des einen dreizehn andere Gigantengestalten
errichteten, um die Balken des Tempeldaches zu tragen. Und
dann erst, als dieses alles geschehen und der Taumel vorüber
war, entstand ein Fragen: „Wo ist der, aus dessen Hause
dieses alles gekommen ist, wo ist Empedoklés?“
Niemand aber wußte darauf Antwort zu geben, niemand
hatte ihn gesehen, niemand wußte ihn zu finden — und seit
dem Tage hat keines Menschen Auge den großen Empedoklés
mehr gesehen. Mancherlei wurde erzählt, die einen sagten, in
der Nacht, die auf diesen Tag folgte, wäre ein wunderbarer
Glanz vom Himmel herabgestiegen zum Hause des großen
Mannes, und eine Stimme, die keines Menschen Stimme ge—
wesen, hätte dreimal laut seinen Namen gerufen. Wieder an—
dere, die von Katana kamen, wußten zu berichten, daß man
den Empedoklés gesehen habe zum Ätna emporsteigend, den
Arm um die Schultern eines wunderbaren Knaben geschlungen,
der ihm zur Seite ging. Und als die beiden zum Gipfel ge—
langt, wäre der Geist Siziliens, der uralte, der im Atna wohnt,
aus seiner Behausung gestiegen, hätte die Arme nach ihnen
ausgebreitet, daß es gewesen wäre wie eine zum Himmel lodernde
Feuersbrunst, in seine Arme wären beide eingegangen und also
beide verschwunden.
Das sprach man in Akragas, und anfänglich trauerte man,
bald aber vergaß man der Trauer, denn Akragas war jetzt eine
Stadt von Schwelgern und Prassern geworden, wo man an
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