286 Auf den Trümmern von Akragas
kommen, da es sich entscheiden wird, ob dein Wunsch in Er—
füllung gehen und ob du erlangen wirst, um was du mich
batest, damals am ersten Tage, und in deinen eigenen Händen
ruht die Entscheidung.“ Und indem der Meister dieses sprach,
war es, als veränderte sich seine Gestalt und würde größer als
Menschen sind, die Züge seines Gesichtes wurden so feierlichen
Ernstes, seine Augen so flammenden Feuers voll, daß er aussah
wie der Unsterblichen einer, deren Blicke hinausgehen über die
Blicke der Sterblichen, deren Gedanken weiter denken als
Menschengedanken, weil ihnen die Zukunft erschlossen ist, die
verborgen und versagt vor den Sterblichen liegt.
„Denn wenn du nun willst,“ sprach er zu dem Knaben,
„so sage mir heut deinen Namen, den ich bis heute noch nicht
weiß; und wenn du dann willst, will ich mit dir hinausgehen
zu dem Volk und ihnen sagen, wie du heißest, und daß du
es bist, der die beiden Werke geschaffen hat. Dann wird ihr
Jubel dich umbrausen, sie werden dir zu Füßen fallen und dein
Haupt mit Kränzen schmücken, und du wirst Großes erlangen,
denn unsterblich wird dein Name werden und fortleben für alle
Zeit bei den großen Namen von Hellas und der Menschheit.
Ich aber werde zu dir sagen, daß dir zuteil geworden ist, was
du verdienst, denn wahrlich, du bist ein großer Künstler!“
Und als der Meister so gesprochen, wurden die Züge seines
Gesichtes wieder sanft, er tat die Hand auf des Knaben Haupt
und zog den Knaben an sich. „Deine Werke aber,“ so sagte
er, „werden bleiben und bestehen als das, was sie sind, als
herrliche Bildwerke; aber das, was du für sie erflehtest, und
das, was du von mir verlangtest, daß ich es ihnen geben sollte,
das eine, daß sie Leben empfingen und lebten, wie lebendige
Geschöpfe, das werden sie dann nicht haben. Dein Name wird
leben in unsterblichem Nuhm, aber das Leben, das du für dich
gewinnst, wirst du dann aus deinen Werken hinweggenommen
haben, und sie werden Steingebilde sein wie andere.“