270 Auf den Trümmern von Akragas
in der prangenden Reihe nach rechts der Tempel der Aphrodite,
den später die Römer, wie sie all die schönen griechischen Namen
veränderten und verdarben, Tempel der Concordia nannten.
An diesen schloß sich das heilige Haus, das dem Herakles zur
Wohnung diente, und rechts endlich von diesem, jenseits des
Tores, durch welches damals wallende Scharen zum heiligen
Meere hinunter und vom Meere zur Stadt zurückzogen, und
durch welches später die gräßlichen Punier unter Himilko und
die mordenden Römer unter dem mörderischen Marcellus ein—
dringen sollten, stand der Tempel aller Tempel, das Haus des
olympischen Zeus.
So, zwischen dem Felsenstirnband dort oben und dem
Felsengürtel hier unten, zwischen dem windumrauschten Hause
der Athene auf der Höhe und den vom heißen Atem des
afrikanischen Meeres umhauchten Tempeln der anderen Götter
in der Tiefe entfaltete sich also die tausendblätterige Wunder—
blume, die Akragas hieß. Wenn der Geist Siziliens, der
uralte, der im Ätna wohnt, und dessen schneeiges Haar über
die Wände des Berges herabhängt, wenn er aus seiner näch—
tigen Behausung stieg — denn alle tausend Jahre einmal kommt
er hervor und wandelt durch seine Insel, um zu sehen, wie
es dem geliebten Kinde geht — wenn er, unsichtbar für mensch⸗
liche Augen und unvernehmbar für menschliche Ohren, aus dem
Atna emporstieg und den prüfenden Rundgang machte durch
sein Gebiet, dann blieb er lauschend und lächelnd stehen: an
der Stätte dort drunten, wo früher kein Laut gewesen war als
das Jahrtausende alte, gleichförmige Anrauschen des Meeres,
klang jetzt vieltausendfacher Lärm, menschliche Rede in Gespräch
und Gesang, Rossegestampf und Rossegewieher, wunderbar ab⸗
gerichteter Vogel zwitscherndes Lied und, süßer berauschend als
all die berauschenden Töne, Saitengetön und der Flöte wie
Mohnsaft träufelnder Klang.
Das war die jauchzende Stimme der fröhlichen Stadt,