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Auf den Trümmern von Akragas. Eine Mär

Full text: Blätter vom Lebensbaum / Wildenbruch, Ernst von (Public Domain)

Auf den Trümmern von Akragas 
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dessen Augen lag die Vergangenheit wie eine von Sternen 
durchleuchtete Nacht und die Zukunft wie ein von der Sonne 
des Gedankens verklärtes Land, in dessen Adern rollte das 
Leben schaffende Blut der Erde, und als sie die Erde be— 
schritten, ging in ihrer Mitte mit verhüllten Gliedern und 
verschleiertem Gesicht eine Gestalt, die bis dahin noch nie auf 
Erden gesehen worden war, deren Antlitz zu entschleiern, deren 
Glieder zu enthüllen, das Werk ihres ganzen Erdenlebens 
ward, das war die Schönheit. 
Da geschah es an einem Tage, als die Sonne in dem 
unendlichen Lachen“ des Jonischen Meeres sich badete, daß 
über den Fluten dieses Meeres, vom Morgen herkommend, eine 
Schar von dreieckigen Segeln auftauchte, die allesamt den 
gleichen Gang steuerten, auf die dreieckige Insel, Trinakria— 
Sizilien zu. Das waren Männer des hellenischen Volkes, die 
eine neue Wohnstätte suchten an den Ufern des Meeres, das 
um ihre Kindheitswiege gerauscht und ihnen Verheißungen von 
fernen, noch schöneren Ländern zugeflüstert hatte. Fröhlicher 
Lärm war auf den Schiffen, Schwatzen und Lachen, Flötenspiel 
und Geschrei, denn die Hellenen waren kein leise tretendes und 
leise redendes Volk. Als aber die Schiffe dem Ufer sich näherten, 
geschah etwas Merkwürdiges: das Geschrei verstummte, und 
statt des Lärms entstand lautlose Stille. Denn als die Männer 
diese Landschaft erblickten, die die Natur vor ihren Augen auf—⸗ 
gebaut hatte wie den Hintergrund eines gewaltigen Theaters, 
auf dem sich Dramen abspielen sollten von nie dagewesener 
Pracht und Herrlichkeit, Lieblichkeit und Furchtbarkeit, da fühlten 
sie, daß die Stunde gekommen war, in welcher der Mensch 
verstummt, die Schicksalsstunde, darum versagte ihnen der Atem 
und sie wurden stumm. AUnd daher, daß plötzliche Stille ward, 
mag der Name gekommen sein, den die Stadt später trug; 
denn weil in der Sprache der Hellenen das Geschrei Kraugé 
(eoavuyn) hieß, und plötzlich kein Geschrei mehr war, so sagten
	        
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