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Großherzog Karl Alexander
die Deutschen alle wüßten, wie du ihre Wartburg geliebt hast,
sie müßten dich lieben nur um dieser deiner Liebe willen!
Nicht einen Bericht will ich hier verfassen über die Bau—
geschichte der Wartburg, nicht aufzählen all das Unzählige,
was Großherzog Karl Alexander zu ihrer Ausschmückung getan;
das möge anderen Orts geschrieben und gelesen werden, ich will
nichts weiter tun, als zurückgehen in meinen persönlichen Er—
innerungen, einen Weg von beinah zwanzig Jahren, bis zu
einer Reihe von leuchtenden Herbsttagen zu Anfang der achtziger
Jahre, während deren ich mit dem inzwischen verstorbenen da—
maligen Theaterintendanten Freiherrn von Loen als Gast des
Großherzogs auf der Wartburg weilte. Was ist es, das meine
Gedanken so an jene Tage gebannt hält, daß sie jetzt, in dieser
schweren Stunde, vor mir auftauchen, wie alte treue Freunde,
die nie fort gewesen, die immer da gewesen sind, nur daß
man den Kopf von anderen Dingen voll gehabt und ihrer
nicht geachtet hat? Ist es die Erinnerung an den unermeßlichen,
rings umgürtenden Buchenwald, aus dem die Herbstnebel des
Morgens hervorbrachen wie ein Gewölk, auf dessen gelbes
Laubdach der Nachmittag sein Licht herabschickte, daß man
unter flammendem Gold zu gehen meinte? Oder ist es die
Erinnerung an die traulich verplauderten Abende, wo wir
uns in den von der heiligen Elisabeth einstmals bewohnten
Gemächern versammelten, an dem großen Kamin, in welchem
mächtige Buchenscheite brannten, vor dem ein ungeheueres, den
halben Fußboden des Zimmers bedeckendes Bärenfell lag?
Das alles ist es, aber noch etwas, die Hauptsache, die Er—
innerung an den, der uns das alles bot, an den Wirt, den
gütigen, leutseligen, dem man die Freude ansah, mit dem
unser Wohlgefallen an seiner Wartburg ihn erfüllte. Zwanzig
Jahre sind es beinah her, — die Gespräche, die wir damals
geführt, ich habe sie nie vergessen, so wenig wie die, welche
mir im letzten Jahre seines Lebens, im Sommer 1900, mit