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Vier Dramen

Full text: Blätter vom Lebensbaum / Wildenbruch, Ernst von (Public Domain)

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Vier Dramen 
einmal folgerichtig durchgeführt. Nicht durch ihre Leistung als 
dramatische Künstlerin zwingt sie den Mann zu sich zurück, 
sondern nur durch das hervorbrechende Gefühl ihrer tiefen Liebe. 
Dazu aber brauchte sie nicht zur Bühne zurückzukehren. Der 
Schluß kann ihren Gatten gar nicht entwaffnen, denn er liefert 
ihm nicht den Beweis, daß die Kunst wirklich die höher be— 
rechtigte Macht in ihrem Herzen war. And sie war es auch 
nicht; denn nicht das Künstlerblut, sondern das Komödiantenblut 
ist der Dämon, der sie regiert. 
Lindaus „Johannistrieb“ läßt schon durch die Idee, die 
ihm zugrunde liegt, nicht den Gedanken aufkommen, daß es 
im Laufe des Stückes zu großen dramatischen Konflikten kommen 
könnte. 
Ein gereifter Mann kehrt in die Stadt zurück, wo die 
einst Geliebte gewohnt hat. Er findet sie nicht mehr am Leben, 
aber dafür ihre erblühte Tochter. Diese gewinnt er lieb und, 
da das Möädchen nichts dawider hat, heiratet er. Ein Stoff, 
wie man sieht, in dem nur zu einer einzigen dramatischen 
Frage Anlaß geboten ist. Wird der Vater des Mädchens, 
wenn er erfährt, daß der Mann, der um seine Tochter wirbt, 
der einst Geliebte seiner eigenen Frau gewesen, ihm die Hand 
der Tochter zugestehen? Lindau läßt dem Vater diese Erfahrung 
erst ganz zu Ende des Stückes kommen, und sobald er dahinter 
gekommen ist, löst sich der etwa mögliche Konflikt in einer Um— 
armung mit dem zukünftigen Schwiegersohne, der sein Freund 
aus alten Jahren ist, sanft und selig auf. 
Leute, die ins Theater gehen, um ein Drama zu sehen, 
könnten sich beklagen, daß dem Drama auf solche Weise ein Bein 
gestellt wird. Sie könnten sagen, daß die Frage, ob das junge 
Mädchen den älteren Mann heiraten wird, nicht ausreichend 
sei für vier Akte und daß drei Viertel der Personen des 
Stückes überflüssig und darum störend sind. 
Aber solche unbescheidenen Leute mögen sich nur bei dem
	        
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