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Großherzog Karl Alexander

Full text: Blätter vom Lebensbaum / Wildenbruch, Ernst von (Public Domain)

Broßherzog Karl Alexander 
213 
inf Monate und sechs Tage vor Vollendung 
des dreiundachtzigsten Lebensjahres starb in 
Weimar Goethe; fünf Monate und neunzehn 
Tage vor Vollendung des dreiundachtzigsten 
Lebensjahres ist in Weimar Großherzog Karl 
Alexander gestorben. 
Eine Außerlichkeit, wenn man will, und 
ein zufälliges Zusammentreffen — aber auf unsere Empfindung 
wirkend, wie eine vom Schicksal gefügte tiefe Symbolik. 
Bis auf den Tag beinah gleich alt geworden beide Männer, 
von denen der eine noch vor wenigen Tagen wie ein lebendes 
Denkmal des anderen vor uns stand, als der letzte vielleicht 
von allen Deutschen, der da sagen konnte: „Ich habe ihn noch 
gesehen, sein Wort noch gehört,“ beide dahingegangen an dem⸗ 
selben Ort, nun vereinigt in derselben Gruft, in der Gruft, die 
ein wahrhaft edles Geschlecht dort errichtet hat, um zu bergen 
die Fürsten des Landes, die von Geburt und die vom Geist, 
und mit ihnen niedergelegt in der schweigenden Tiefe die Er— 
innerung an eine Zeit — nicht die Erinnerung nur, die Zeit 
selbst, eine Zeit, die da war, nicht mehr ist und nicht wieder⸗ 
kehren wird. Denn dies Gefühl ist der schwarze Schatten, den 
die Trauerkunde aus Weimar über Deutschland und die deut— 
schen Seelen wirft, dies Bewußtsein ist es, was unsere Herzen 
erschüttert, daß wir mit diesem Tode nicht nur einen verehrten 
und geliebten Menschen verloren haben, sondern daß dieser 
Hingang eine Epoche bedeutet, einen Abschnitt in unserer Ent⸗ 
wicklung, einen Tag, wo etwas zu Ende geht, das wir nun 
verlieren, wo etwas anfängt, das wir uns erst erwerben sollen. 
Was uns verloren geht, das sehen wir, fühlen und begreifen 
wir nur zu genau — was uns gegeben werden wird, davor 
stehen wir mit dumpfer Frage; denn wir messen im Geiste die 
Mächte, die damals Leben schufen, mit den Kräften, die heut 
dazu berufen sind, und ein Zweifel beschleicht uns, nach welcher
	        
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