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Vom Schriftstellertage in Wien

Full text: Blätter vom Lebensbaum / Wildenbruch, Ernst von (Public Domain)

Vom Schriftstellertage in Wien 
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Haus zu beziehen, Abstand zu nehmen von jeder partikula— 
ristischen Ausarbeitung einer eigenen Pensionsanstalt, Hand in 
Hand mit den Münchener Genossen an deren Bau weiter zu 
bauen und alle seine Mitglieder zum Eintritt in die Münchener 
Pensionskasse aufzufordern. 
An alle Schriftsteller, welche heute dem Verbande an— 
gehören und künftig angehören werden, richtet sich daher die 
Mahnung: Tretet ein! denkt an eure Zukunft, an die niemand 
denkt, wenn ihr es nicht selbst tut! Spart jetzt, da ihr noch 
sparen könnt, den geringfügigen jährlichen Beitrag und zahlt 
ihn bei der Verbandskasse ein, die ihn zu der Münchener 
Pensionskasse abführen und dafür sorgen wird, daß ihr als An— 
wärter auf dereinstige Unterstützung vermerkt werdet. 
Aber nicht an sie allein, sondern an alle, die ein Gefühl 
dafür haben, daß das Schriftstellertum einer Nation eine Sache 
von nationaler Bedeutung, die Literatur einer Nation, gewordene 
und werdende, ein Wertmesser der Nation gegenüber der Welt 
ist, daß es für ein Kulturvolk von einschneidender Bedeutung 
ist, ob seine Schriftsteller sich als abhängige Leute und als Bettler 
oder als selbständige freie Männer fühlen, an sie alle richtet 
sich die Mahnung: „Geht dieser Sache nicht achtlos vorüber, 
denn sie ist wichtig und groß.“ 
Aus den Beiträgen der Schriftsteller allein können sich 
die Fonds nicht bilden, aus denen Invalidengelder und Pen— 
sionen gezahlt werden sollen, dazu bedarf es der Zuschüsse von 
anderen Seiten, der großen Zuschüsse. Mögen sich die Ver— 
leger und Buchhändler dies in erster Linie zu Herzen nehmen; 
mögen es sich aber daneben alle gesagt sein lassen, die sich an 
deutschem Schrifttum in Prosa, Vers und Dramatik erfreuen 
und erbauen. 
Aufhören soll die Anterstützung des Einzelnen, die den 
Einzelnen, indem sie ihn beschenkt, erniedrigt; in der Münchener 
Pensionskasse ist die Zentralstelle geschaffen, zu welcher jeder, 
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