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Feininger

Full text: Kunstkaufleute / Jellinek, Josef (Public Domain)

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— Feininger legte die Feder hin, stand auf und ging im 
Zimmer umher. Dann lehnte er sich ans Fensterkreuz und 
starrte gedankenvoll hinaus. 
„O diese modernen Dichter, wie sie auch alle heißen mögen, 
können über den „‚Pathetiker“ Schiller die Nase rümpfen und sich 
über ihn lustig machen!“ dachte er. „Wer aber von ihnen hätte 
jemals so viel männliche Persönlichkeit gezeigt, um auch nur einen 
menschheitbefreienden Gedanken zu denken, einen Repräsen— 
tanten der erlösenden Tat zu verkörpern, wie Schiller? — Möchten 
sie doch einmal etwas von ähnlicher Tiefe und ethischer Wirkung 
auf das Volk zustande bringen!“ 
Wieder setzte er sich zum Schreibtisch; die Feder flog 
übers Papier: 
„Da disputieren die Menschen und zerbrechen sich den Kopf 
über die Frage nach dem Zweck der Kunst. Ob sie moralisch 
wirken solle, oder rein ästhetisch. Das Schlagwort ‚l'art pour 
l'art· entstand. — Wie müßig ist doch dieser Streit! — Gewiß 
soll der Künstler beim Schaffen nur das rein Künstlerische im 
Auge haben, aber das fertige Werk wird, wenn es ein wirkliches 
Kunstwerk geworden ist, stets eine ethische Wirkung auf die 
Menschen ausüben, ob sie nun beabsichtigt war, oder nicht. 
Arbeitet dagegen ein Autor speziell auf die Moral hinaus, 
so entsteht ein Tendenzstück, ein Kunstwerk zweiten Ranges, 
ein Mischwerk, das außer der Kunstabsicht noch andere Ziele 
— nämlich die moralischen — verfolgt. 
Das kann man nun nicht einmal zu Gunsten der Ethik 
gutheißen, denn ein Tendenzwerk wird seine moralische Wirkung 
nur in dem einen Punkte seiner Tendenz ausüben. „Nathan 
der Weise‘', das hervorragendste Drama auf diesem Gebiete, wird 
die Menschheit im besten Falle nur darüber belehren, daß die 
Anhänger der drei Konfessionen moralisch gleichwertige Menschen 
find. — 
Aber die Erkenntnis stellt doch nicht das einzige Thema 
der Ethik dar! Was hat etwa heute die Gleichstellung der drei 
Religionen mit dem Streben nach politischer und sozialer Frei—
	        
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