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es dort!“ Dabei hing er mit ernster Würde seinen Hut auf;
eine mächtige Glatze wurde sichtbar.
„Na, kleener Krauskopp, wie jeht's?“ fragte ihn ein lang—
aufgeschossener Jüngling.
„Danke Meister! Danke!“ erwiderte dieser exakt. „Darf
ich mich auch nach Ihrem mir nicht ganz gleichgültigen Befunde
erkundigen?“ —
Staudigl kam, in der Hand seine schwarze Ledermappe,
die er am Henkel trug; er zog den Überrock aus und nahm an
einem Tischchen vor der Säule Platz.
Aus der Mitte fragte ein Herr — einer von denen, die
für Wolzogens ‚überbrettl' als Dichter gewirkt hatten: „Sagen
Sie: der große, schlanke Herr, der jetzt kommt: wer ist denn das?“
„Das ist der Theaterdirektor Staudigl aus Wien.“
„Was will denn der hier in Berlin?“
„Er sucht ein leicht zu schließendes Theater!“ warf trocken
der alte Schauspieler ein. Und zum herankommenden Kellner
sagte er: „Eine Theeschale Melansch, in Scheiben geschnitten!“
„Wovon lebt denn der Mann jetzt? Hat er bei seinem
Krach in Wien vielleicht doch a gutes G'schäft gemacht?“ fragte
der österreichische Schauspieler.
„Nuu?!“ machte der Überbrettldichter, — „pPleite: der
erste Verdienst!“
„Sie, sagen Se sowas nich!“ meinte der blonde Parafini,
der daneben saß: „Heer'n Se, der Mann macht än sehr guten
Eindruck und trägt ooch ausgezeichnet vor! Ich hab' ihn
nämlich gestern bei eener Veranstaltung in der Artusritterschaft
kennen gelernt. Tcha! Die beste Wiedergabe von Stieler, die
ich Se je geheert habe, sage ich Sie!“ beteuerte er neidlos.
„Un eener unserer besten Anzengruberdarsteller soll er ooch sein!“
In diesem Moment drehte sich ein Herr, der mit einer
jungen Dame am Nebentisch saß, um. Es war Rudolf Tulpee.
„Jawoll, Herr Parafini, da haben Se recht; wunderschön
hat er vorgetragen! Er ist mir in der Artusritterschaft auch vor—
gestellt worden. Der Mann kann was! In Wien hat er nur