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Im "Café Westminster"

Full text: Kunstkaufleute / Jellinek, Josef (Public Domain)

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es dort!“ Dabei hing er mit ernster Würde seinen Hut auf; 
eine mächtige Glatze wurde sichtbar. 
„Na, kleener Krauskopp, wie jeht's?“ fragte ihn ein lang— 
aufgeschossener Jüngling. 
„Danke Meister! Danke!“ erwiderte dieser exakt. „Darf 
ich mich auch nach Ihrem mir nicht ganz gleichgültigen Befunde 
erkundigen?“ — 
Staudigl kam, in der Hand seine schwarze Ledermappe, 
die er am Henkel trug; er zog den Überrock aus und nahm an 
einem Tischchen vor der Säule Platz. 
Aus der Mitte fragte ein Herr — einer von denen, die 
für Wolzogens ‚überbrettl' als Dichter gewirkt hatten: „Sagen 
Sie: der große, schlanke Herr, der jetzt kommt: wer ist denn das?“ 
„Das ist der Theaterdirektor Staudigl aus Wien.“ 
„Was will denn der hier in Berlin?“ 
„Er sucht ein leicht zu schließendes Theater!“ warf trocken 
der alte Schauspieler ein. Und zum herankommenden Kellner 
sagte er: „Eine Theeschale Melansch, in Scheiben geschnitten!“ 
„Wovon lebt denn der Mann jetzt? Hat er bei seinem 
Krach in Wien vielleicht doch a gutes G'schäft gemacht?“ fragte 
der österreichische Schauspieler. 
„Nuu?!“ machte der Überbrettldichter, — „pPleite: der 
erste Verdienst!“ 
„Sie, sagen Se sowas nich!“ meinte der blonde Parafini, 
der daneben saß: „Heer'n Se, der Mann macht än sehr guten 
Eindruck und trägt ooch ausgezeichnet vor! Ich hab' ihn 
nämlich gestern bei eener Veranstaltung in der Artusritterschaft 
kennen gelernt. Tcha! Die beste Wiedergabe von Stieler, die 
ich Se je geheert habe, sage ich Sie!“ beteuerte er neidlos. 
„Un eener unserer besten Anzengruberdarsteller soll er ooch sein!“ 
In diesem Moment drehte sich ein Herr, der mit einer 
jungen Dame am Nebentisch saß, um. Es war Rudolf Tulpee. 
„Jawoll, Herr Parafini, da haben Se recht; wunderschön 
hat er vorgetragen! Er ist mir in der Artusritterschaft auch vor— 
gestellt worden. Der Mann kann was! In Wien hat er nur
	        
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