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die unsichtbaren Klänge des Chopin'schen Trauermarsches die
erhebende Feier ein. — Darauf verschwand die Toteninsel, und
auf der Leinewand wurde plötzlich Feininger überlebensgroß
sichtbar. Ich hab' mir nämlich von seinem Photographen ein
Pofitiv auf eine Glasplatte machen lassen, end dieses wurde
nun auf die Leinwand geworfen. Ich sogc Ihnen —: wie ein
Schluchzen ging es durch den Saal. .. Dann würdigte ich,
während die Züge des Entschlafenen aus dem Bild verklärt zu
lächeln schienen, unseren lieben, armen Feininger. Na“ — er
schneuzte sich ergriffen und fuhr sich mit dem Taschentuch über
ein Auge — „dazu war ich ja als Vorsitzender und sein Freund
berufen, wie kein anderer in Berlin. Aber leicht wurde mir
die Gedenkrede nicht! Er stand mir eben zu nahe!l — Dann
wurden von einer jungen Dame einige der so schwermütigen
Gedichte von Novalis deklamiert; die Musiker spielten darauf
‚„Es ist bestimmt in Gottes Rat'; dann trug ein Schauspieler
das echte und rechte Allerseelengedicht ‚Wie einst im Mai'‘ vor.
Hiernach sprach ich selber noch „Die Wallfahrt nach Kevplaar',
worauf eine junge Dame in schwarzem griechischem Gewande,
eine gesenkte Trauerfackel in der Hand, rechts, und ein weiß—
gekleidetes Mädchen mit einer zu Feininger erhobenen Friedens—
palme links vor dem Bild Aufstellung nahmen. — Es war
ein würdiges Totenfest meine Herren, und würdig auch, das
Andenken dieses so tragisch Dahingegangenen zu ehren!“
Lehmam war zu Ende mit seinem selbstgefälligen Bericht.
Dabei stäubte er absichtlich ein bischen Zigarrenasche vom AÄrmel
und schob umständlich seinen Trauerflor zurecht.
„Für wen tragen Sie denn Trauer?“ fragte einer.
„Als Artuskönig habe ich in meiner Ritterschaft eine
fiebentägige Trauer, für Feininger angeordnet und das Anlegen
eines Flores zum den Arm bestimmt! Die Mitglieder des
„Allgemeinen, Deutschen Journalisten-Bundes“ haben sich eben—
falls zum Tragen einer Trauerschleife bereit erklärt!“ —
Einige der Herren machten ganz verblüffte Gesichter ob