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„Ich sagte Ihnen doch schon: Darlehen gibt es bei uns
nicht, es gibt nur Unterstützungen.““
„Ich kam aber nicht hierher, um eine Unterstützung zu er—
bitten; mich berührt das peinlich. .. Ich habe immer gearbeitet,
.. und war's eine Zeitlang knapp, so habe ich eben Brot ge—
gessen; aber mich unterstützen zu lassen, daran dachte ich nie,.
auch nicht, als ich hierher ging, zu Ihnen, .. wirklich nicht!“
„Dazu sind wir aber dal Das hätten Sie schon längst
ruhig tun können!“
„Ja aber mich deprimiert der Gedanke, endlich so weit ge—
kommen zu sein, daß ich eine Unterstützung annehmen muß!“
„Das braucht Sie gar nicht zu deprimieren. Ich sage
Ihnen: die größten unserer Schriftsteller kommen in solcher
Lage getrost zu uns. Welchem echten Künstler bliebe es erspart,
einmal in Bedrängnis zu geraten! Von Weimar aus ist schon
manchem mit einer großen Summe geholfen worden. Dazu
braucht es aber Wochen. Und seien Sie versichert: nur die wirk—
lichen Schriftsteller bekommen etwas bei uns! Wenn Sie, Herr
Feininger, von uns unterstützt werden, dann sind Sie dadurch
als Schriftsteller anerkannt! Es handelt sich bei uns übrigens
um keine Unterstützung, sondern um eine Ehrengabe, also
gewissermaßen um eine Bestätigung Ihrer Künstlerschaft.“
Feininger zupfte verlegen an seinem Bart.
„Also, fahren Sie nach Hause. Hier die fünfundzwanzig Mark!“
„Sie haben recht, Herr!“ brachte Feininger zögernd her—
vor: „ich werde reisen. Dazu reicht das Geld dann gerade hin.“
Ihm wurde, als er neben einem Taler und zwei einzel—
nen Markstücken ein blankes Goldstück hingelegt bekam, so ei—
genartig freudig zu Mute. Seine Brust wurde weit, eine Se—
ligkeit strömte durch seinen Körper. „Gibt es denn wieder so
etwas?“ fragte er sich, das Goldstück in der Hand mit flammen—
den Wangen betrachtend, als er nun über den Empfang des
Geldes quittieren sollte.
Da kam plötzlich eine grenzenlose Unglückseligkeit über ihn.
Er schämte sich und wurde bis an die Schläfe hinauf rot: