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Zwischen zwei Mühlsteinen

Full text: Kunstkaufleute / Jellinek, Josef (Public Domain)

194 — 
über mich habt Ihr Euch doch wahrlich nicht zu beklagen; ich 
wüßte auch nicht, daß ich Eure Interessen zu Gunsten Stau— 
digls vernachlässigt hätte!“ 
Ein höhnisches Lachen antwortete. 
Feininger wurde jetzt noch gereizter und fragte eindring— 
lich: „Was hätte ich denn tun sollen? Was habe ich denn 
unterlassen?!“ 
Der Dicke stutzte erst. Dann begann er weiter zu poltern. 
„Na überhaupt: Was geht denn mich die ganze geschäftliche 
Theatergründung an! Es ist ja lächerlich! Es ist einfach skan— 
dalös! Ich bin ein Schriftsteller, den eine geheime, aber tiefe 
Neigung zur Kunst hinzieht! Und diese heutige miserable Zeit, 
die sich gegen alles ideale Streben geradezu verschworen hat, 
zwingt mich in solche Unternehmungen! Mein Werk, mein Stück 
will ich aufgeführt sehen, und keiner, keiner fördert mich! 
Mich — und meine sieghaften Ideale! Und am allerwenig— 
sten Ihr, Feininger!“ Dabei schlug er wieder mit der geball— 
ten Faust auf seinen mächtigen, breiten Brustkasten, der gleich— 
sam einen dröhnenden Resonnanzboden seiner sittlichen Über⸗ 
zeugung abgeben sollte. 
Trotz der gespannten Situation wurde es Fesninger jetzt 
humoristisch zu Mute. Er lachte: „Ihr Bierbrauer mit dem 
Dichterwahn!“ 
Dafür mußte ihm Lehmann eines auswischen: „Von mir 
kann niemand behaupten“, begann er, „daß ich nichts leiste, 
daß ich nichts könnte. Wenn ich aber solche Gedichte machen 
wollte, wie Ihr heute in den ‚Lustigen Blättern‘“, — na!“ 
„Jetzt werdet Ihr wieder persönlich und greift das Gedicht 
von mir an! Ein hervorragendes Kunstwerk ist es ja nicht, — 
aber es hat mir eine Monatsmiete eingebracht. Doch jetzt 
fühlte ich aus Eurer Kritik nur deutlich den ürger und die 
Eifersucht heraus!“ 
Feininger gewann nun einige überlegenheit, und das 
machte ihn wieder geduldiger, weitere Rohheiten dieses Menschen 
zu ertragen.
	        
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