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In der "Artusritterschaft"

Full text: Kunstkaufleute / Jellinek, Josef (Public Domain)

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Herr Tulpee, mit der zurückgebogenen Stirn, den nichts— 
— DD0 
bart, und dieser Nase! Seine Herkunft konnte er doch nicht 
verleugnen: mochte er auch bei jeder Gelegenheit und noch so 
laut verkünden, daß er von Arabern abstamme. 
Feininger hätte allerdings darauf geschworen, daß Herr 
Tulpee eigentlich Tulpenthal heiße. 
„So ein Individuum erregt durch sein unbescheidenes Auf— 
treten und durch sein aufdringliches Wesen Antisemitismus, und 
hundert andere, anständige Menschen unter den Juden müssen 
dann darunter leiden!“ 
Feininger stand langsam auf, empfahl sich möglichst liebens— 
würdig und stellte fich apathisch in eine Ecke. Ihm war so 
einsam. „Wenn nur Frau Witt bald käme!“ 
Jetzt trat Konrad Parafini in den Saal. Er war der 
einzige Kollege in der Artusritterschaft, dem Feininger Sympathie 
entgegenbrachte. Seine Theaterkarriere hatte er aufgegeben; 
nun ernährte er sich als Dramatiker und von seiner Zeitschrift 
„Thalia‘“. Der junge Schriftsteller beneidete ihn um seine 
Produktivität, die einzig dastand und ihm stets ein gutes Ein— 
kommen sicherte. 
Plötzlich hörte Feininger seinen Namen, und Herr Theater— 
direktor Staudigl stand neben ihm. „Servus, Herr Feininger! 
Sag'ns, wird das Programm so eing'halt'n? Alsdann: i kumm 
im dritt'n Teil? Geh'ns, dürft' ich Sie um an kloan G'fall'n 
bitt'n: besorg'ns mir zwa Leichter mit zwa Kerz'n d'rin, ja? 
Der Wirt wird sie schon hergeb'n .. oder sag'ns es dem 
Kellner!“ 
Die letzten Worte rief er noch dem Abeilenden nach, der 
sofort seine Wünsche zu erfüllen suchte. — 
Der Saal hatte sich nach und nach ziemlich gefüllt. 
Endlich, mit dreiviertelstüundiger Verspätung wurde ange— 
fangen. — 
In der Mitte des eigens vergrößerten Podiums stand, 
noch durch eine breite Stufe erhöht, eine lange Tafel, weiß ge—
	        
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