10
Herr Tulpee, mit der zurückgebogenen Stirn, den nichts—
— DD0
bart, und dieser Nase! Seine Herkunft konnte er doch nicht
verleugnen: mochte er auch bei jeder Gelegenheit und noch so
laut verkünden, daß er von Arabern abstamme.
Feininger hätte allerdings darauf geschworen, daß Herr
Tulpee eigentlich Tulpenthal heiße.
„So ein Individuum erregt durch sein unbescheidenes Auf—
treten und durch sein aufdringliches Wesen Antisemitismus, und
hundert andere, anständige Menschen unter den Juden müssen
dann darunter leiden!“
Feininger stand langsam auf, empfahl sich möglichst liebens—
würdig und stellte fich apathisch in eine Ecke. Ihm war so
einsam. „Wenn nur Frau Witt bald käme!“
Jetzt trat Konrad Parafini in den Saal. Er war der
einzige Kollege in der Artusritterschaft, dem Feininger Sympathie
entgegenbrachte. Seine Theaterkarriere hatte er aufgegeben;
nun ernährte er sich als Dramatiker und von seiner Zeitschrift
„Thalia‘“. Der junge Schriftsteller beneidete ihn um seine
Produktivität, die einzig dastand und ihm stets ein gutes Ein—
kommen sicherte.
Plötzlich hörte Feininger seinen Namen, und Herr Theater—
direktor Staudigl stand neben ihm. „Servus, Herr Feininger!
Sag'ns, wird das Programm so eing'halt'n? Alsdann: i kumm
im dritt'n Teil? Geh'ns, dürft' ich Sie um an kloan G'fall'n
bitt'n: besorg'ns mir zwa Leichter mit zwa Kerz'n d'rin, ja?
Der Wirt wird sie schon hergeb'n .. oder sag'ns es dem
Kellner!“
Die letzten Worte rief er noch dem Abeilenden nach, der
sofort seine Wünsche zu erfüllen suchte. —
Der Saal hatte sich nach und nach ziemlich gefüllt.
Endlich, mit dreiviertelstüundiger Verspätung wurde ange—
fangen. —
In der Mitte des eigens vergrößerten Podiums stand,
noch durch eine breite Stufe erhöht, eine lange Tafel, weiß ge—