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Frau Grabowski hatte mit einem Lappen den Stuhl, auf
dem Staudigl vorhin den Fuß gehabt, abgewischt. „Den Kaffe
kriejen Se jleich: uffjebrieht is er schon,“ sagte sie und fegte
im Hinausgehen mit dem Lappen einmal über die Platte des
Vertikos: „nu wird er jenuch jezogen haben!“
Staudigl band sich die Krawatte um, setzte mit Behagen
eine Virginia in Brand und bürstete seinen Hausrock, eine Samt—
joppe ab. Dann schob er noch die spanische Wand — ein
Holzgestell mit grüner Leinwand bezogen — dicht ans Bett,
und der Salon war fertig.
Über dem Sofa hingen ldrucke Wilhelms J. und Fried—
richs III. Links und rechts von diesen standen auf Konsolen
die Gipsbüsten des Kaiserpaares. Und darunter hauste — wie eine
Ironie des Schicksals nahm es sich aus — dieser Preußenfresser.
Auf dem Sofabrett paradierten Vasen, billige Gipsfiguren
und Bierkrüge. Die Wände hatte die kluge Wirtin mit chine—
fischen Fächern benagelt, um die schadhaften Tapetenstellen zu
verdecken. — Das ganze Zimmer mitsamt seinem abgeschabten
Teppich machte einen verwohnten Eindruck.
Frau Grabowski kam mit dem Tablett. „So, Herr Staudijel:
nu lass'n Se'n aber nich wieder steh'n, bis er kalt is!“
Da klingelte es.
„Des wird er schon sein!“ rief Staudigl und zog rasch
die Joppe an. Dann ging er erwartungsvoll zur Türe.
Verzückt machte die Wirtin „Hach!“ und lief öffnen.
„Herr von Feininger, gut'n Morg'n, wie geht's!“ redete
er den Eintretenden süßlich an.
„Guten Morgen, Herr Direktor!“ Feininger zog den
Mantel aus und legte diesen über die Stuhllehne.
Staudigl wollte ihm dabei behilflich sein. „Hab'ns schon
g'frühstückt?“ fragte er gleich.
„Ja, danke!“
„J no net! Mei Kaffee steht noch alleweil so da, wie
mir'n die Frau reing'bracht hat. Bei uns dahoam möcht' net
amol a verwöhnte Katz' a so an Kaffee trink'n!“ Und geheim—