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machen können, was ich will! Wenn Ihr die Zwecklosigkeit
Eurer Inserate nicht einseht, kann ich Euch nicht helfen! —
Ihr arbeitet mir, scheint's, überhaupt entgegen!“
„Ich? Euch? Wenn's bloß nützen würde!“
Nun wurde Lehmann, da er Feininger nicht anders bei—
kommen konnte, auf einmal eigensinnig. „Ich möcht Euch strikte
ersuchen, um neun Uhr abends im Pilsner Bierrestaurant in
der Krausenstraße zu sein! Ich will ganz sicher geh'n, daß
Ihr Euch nicht der Eventualität aussetzt, morgen vor Gericht
aussagen zu müssen! Ich selbst bringe Euch von dort direkt
nach dem Hotel ‚Zum grünen Baum, das in derselben Straße
ist. Dort ist's sehr billig!“
„Ihr traut mir wohl nicht, weil Ihr mich höchst eigen—
händig und persönlich dort abgeben wollt?! Sehr schmeichelhaft!“
„Das schon: Ihr seid ja der Verklagte und nunmehrige
Delinquent, nicht ich! Die Hotelkosten will ich gerne tragen, —
die bringe ich abends mit.“
„Na das ist doch ganz selbstverständlich! Aber könnt Ihr
mir denn wirklich nicht etwas Geld borgen? — Ich kann doch
morgen nicht im öden und kalten Hotelzimmer sitzen; ich muß
doch ausgehen können! Ein paar Mark will ich ja nur! —
Ich gebe Euch als Sicherheit für einen Vorschuß oder ein kleines
Darlehen, einen Pfandschein auf fünfundneunzig Mark über
meine goldene Uhr nebst Kette. Ich habe sie im Frühjahr
während einer Krankheit versetzen müssen. Das einzige Erbstück
meines verstorbenen Vaters! Auf diie Sicherheit hin könnt Ihr's
doch tun!?“
Der Dicke zuckte gleichgültig die Achseln. „Tut mir leid;
nich zu mach'n!“
Mit einer Handbewegung schnitt er nun das Thema ab,
setzte sich in seinem breiten Stuhl zurecht und sagte ge—
mütlich: „Nun wollen wir mal über Staudigl reden! Seht
zu, daß mein Stück aufgeführt wird, — dann kriegt Ihr ja
Geld von mir!“