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Herr Doktor Lehmann

Full text: Kunstkaufleute / Jellinek, Josef (Public Domain)

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machen können, was ich will! Wenn Ihr die Zwecklosigkeit 
Eurer Inserate nicht einseht, kann ich Euch nicht helfen! — 
Ihr arbeitet mir, scheint's, überhaupt entgegen!“ 
„Ich? Euch? Wenn's bloß nützen würde!“ 
Nun wurde Lehmann, da er Feininger nicht anders bei— 
kommen konnte, auf einmal eigensinnig. „Ich möcht Euch strikte 
ersuchen, um neun Uhr abends im Pilsner Bierrestaurant in 
der Krausenstraße zu sein! Ich will ganz sicher geh'n, daß 
Ihr Euch nicht der Eventualität aussetzt, morgen vor Gericht 
aussagen zu müssen! Ich selbst bringe Euch von dort direkt 
nach dem Hotel ‚Zum grünen Baum, das in derselben Straße 
ist. Dort ist's sehr billig!“ 
„Ihr traut mir wohl nicht, weil Ihr mich höchst eigen— 
händig und persönlich dort abgeben wollt?! Sehr schmeichelhaft!“ 
„Das schon: Ihr seid ja der Verklagte und nunmehrige 
Delinquent, nicht ich! Die Hotelkosten will ich gerne tragen, — 
die bringe ich abends mit.“ 
„Na das ist doch ganz selbstverständlich! Aber könnt Ihr 
mir denn wirklich nicht etwas Geld borgen? — Ich kann doch 
morgen nicht im öden und kalten Hotelzimmer sitzen; ich muß 
doch ausgehen können! Ein paar Mark will ich ja nur! — 
Ich gebe Euch als Sicherheit für einen Vorschuß oder ein kleines 
Darlehen, einen Pfandschein auf fünfundneunzig Mark über 
meine goldene Uhr nebst Kette. Ich habe sie im Frühjahr 
während einer Krankheit versetzen müssen. Das einzige Erbstück 
meines verstorbenen Vaters! Auf diie Sicherheit hin könnt Ihr's 
doch tun!?“ 
Der Dicke zuckte gleichgültig die Achseln. „Tut mir leid; 
nich zu mach'n!“ 
Mit einer Handbewegung schnitt er nun das Thema ab, 
setzte sich in seinem breiten Stuhl zurecht und sagte ge— 
mütlich: „Nun wollen wir mal über Staudigl reden! Seht 
zu, daß mein Stück aufgeführt wird, — dann kriegt Ihr ja 
Geld von mir!“
	        
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