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„Nicht das Geringste.“ In unangebrachtem.
Pathos erhob er die Hand wie zum Schwure.
„Ich glaube dir. Natürlich glaub ich dir.“
„Aber wer wird mir sonst groß glauben? Ich
bin ja meines Lebens nicht mehr sicher! Jeden
Augenblick können sie kommen, mich ins Gefängnis
zu schleppen. Jede Tür, die sich bewegt, jeder Blick
eines Vorübergehenden ... Joachim, du mußt
meine Verteidigung übernehmen.“
„Ich?“ Es war ein so nervöser Klang in der
Stimme des Justizrats, daß das Wort beinahe
einem Lachen glich. Dann aber nahm er all seine
Kraft zusammen, sprach, und sprach wie gewöhnlich
gut. Er setzte dem Freund auseinander, daß er
ihm natürlich beistehen würde, die Angelegenheit
ins rechte Gleis zu bringen. Was aber die Ver—
teidigung selbst anbetreffe, könne er füglich nicht
in Betracht kommen. Er sei darin völlig uner—
fahren. Andre machten das viel besser als er. Es
hieße, die gewiß nicht leicht zu nehmende Gefahr
steigern, wenn er, der Ungeübte, noch dazu der
Freund des Angeklagten, für ihn plädiere.
Penzig hatte den wohlerwogenen Gründen
kaum Gehör geschenkt. „Du darsst mich nicht im
Stich lassen, Joachim!“
„Aber wenn ich dir sage, ich eigne mich nicht
dazu?“