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Full text: Die steile Stufe / Heilborn, Ernst (Public Domain)

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dete das Licht an. Das aber machte ihn vollends 
munter. 
Er ging ans Fenster und schlug den Vorhang 
zurück. Es war Vollmond, und die Bäume im Gar— 
ten schienen ganz nahe gerückt. Er erkannte deut— 
lich eine Schaufel, die, in die Erde gesteckt, empor— 
ragte. 
Er fühlte, daß ihm einige Bewegung gut tun 
würde, und so schritt er, wie er da war, in seinem 
Pyjama, den Korridor entlang. Im Eßzimmer 
lehnte er eine Weile nachdenklich an den Tisch, an 
dem er vorhin mit seinem Kinde gesessen hatte. Er 
trat in das Zimmer seiner Frau und zog die Vor— 
hänge zurück. In einem der grünen Fauteuils ließ 
er sich nieder. 
Er ging von neuem auf und ab, die Hände auf 
dem Rücken. Er trat an den Schreibtisch und preßte 
beide Fäuste auf die Platte und sah zu Marias 
Bild auf. Seine Lippen begannen sich zu bewe⸗ 
gen. 
Und plötzlich schrie er es heraus: „Ich bin noch 
jiung. Ich muß leben!“ 
Der Klang seiner eigenen Stimme erschreckte 
ihn in dieser Stille, und er kehrte in sein Schlaf— 
zimmer zurück. Er sah sehr alt aus, als er in die— 
sem Halbdunkel den Korridor durchschritt. 
Er zog die Vorhänge in seinem Zimmer wieder
	        
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