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Titi und Onkel Ernst. Zwei Lebensfragmente

Full text: Aus dem Bilderbuch einer reichen Kindheit / Malberg, Anna (Public Domain)

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Um Titi im täglichen Verkehr lieb zu behalten, 
mußte man ihm entweder ins Dasein verholfen 
haben oder das Zeug zum Kinderpsychologen 
besitzen. Selbst den Hausfreunden, die ihn in 
der Theorie für ein prächtiges, merkwürdig 
veranlagtes Kind erklärten, ging in der Praxis 
öfters die Geduld aus. Sie waren es gewöhnt, 
sich zwanglos gegen Abend um Mutters runden 
Tisch einzufinden. Der Tisch war mit nicht 
ganz einwandfreiem Wachstuch bezogen — wir 
Kinder bohrten heimlich in den entstehenden 
Löchern — die Moderateurlampe in der Mitte 
hatte ein Tröpfchen grünen Ols am Abzug- 
bassin, und man mußte manchmal „pumpen“, 
um das Licht hell zu erhalten, woran sich Zeit⸗ 
genossen verständnisvoll erinnern werden. Aber 
Mutter war eine Plauderkünstlerin, so sagte 
wenigstens der alte Sanitätsrat, und wie klug 
verstand sie erst zuzuhören! Jeder sprach sich 
vom Herzen, was ihn eben erfüllte, und ein 
fröhlicher Humor zog seine Lichtstreifen durch 
die allgemeinen Gespräche. Manchmal kam 
auch einer allein und erzählte halbflüsternd 
von etwas Schwerem, was er durchzumachen 
hatte. — Traf es sich nun aber so unglücklich
	        
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