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Aber Herr Max Löwenberg war — trotzdem eigent⸗
lich die afrikanische Straußenfeder seine Branche war —
keineswegs nun etwa ein einseitiger Mensch, nein, er hatte
auch für andere Dinge Interesse, und kurz gesagt: Herr
Max Löwenberg war gerade lange genug verheiratet, um
sich in seiner Ehe unerhört zu langweilen, und er war
wieder noch nicht lange genug verheiratet, um sein Jung⸗
gesellenleben in allen Punkten wieder aufgenommen zu
haben. Und nun ging er eben daran, wieder Fühlung zu
gewinnen.
Aber Frau Betty Löwenberg war trotzdem — vor⸗
greifend, oder sagen wir: prophylaktisch — noch nicht zu
der Erkenntnis gekommen, daß die ältesten Dienstmädchen
für den Hausherrn gerade häßlich genug sind. Denn, wie
schon berichtet, Frau Betty Löwenberg war eben eine von
den Naturen, deren Entwicklung etwas schwer und lang⸗
sam vor sich geht.
Pauline war jedoch, wie sie den Zitronenauflauf mit
den Hahnenfedern aufs Bett geworfen hatte, eine ganz
andere geworden, und sie wirtschaftete umher für drei.
Noch bis um zwölf Uhr nachts. Und schon nach einer
Viertelstunde duzte sie sich mit Frau Piesecke, zankte sich
mit dem Tapezier, der immer noch vorn an seinen Falten⸗
würfen baute, und hatte außerdem dem Monteur, der an
den Kronen arbeitete, für nächsten Sonntag eine Ansichts—
karte versprochen.
Emil Kubinke aber war ebenso beseligt, wie er aus
der Tür stolperte, auch die Treppen heraufgestolpert, und
er sah erst im letzten Augenblick auf, — als er oben auf
der höchsten Insel gerade unter dem Boden im Halbdunkel
auf eine weiße Gestalt stieß, deren breiten Armen sich mit
einem leisen Aufschrei eine zweite Gestalt entwand.