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mit den Empfindungen Emil Kubinkes mitklang; — sonst
merkte man nirgend etwas von dem Prozeß Lemchen kon—
tra Kubinke: Die Verkäuferinnen stiefelten nach den Ge—
schäften; die Läden wurden aufgezogen; die Schaufenster
wurden enthüllt und sahen mit neuen blanken Augen in das
Licht hinein; auf den Neubauten begannen die Putzer und
Maler zu schaffen, schippten den Schnee von den Gerüsten,
und die Straßenbahnen rauschten darunter entlang, dicht
besetzt mit Geschäftsleuten, eilten, daß sie von den stillen
Straßen forttamen, und liefen und jagten, so schnell sie
konnten, nach dem lärmerfüllten Stadtinnern.
Über allem aber lag heute, — gerade heute! — so
ein feiner mattblauer Himmel, nicht sommerblau, nicht
wintergrau, sondern ganz licht, dunstig und von weißlichen
Streifen durchquert. Die Sonne schien nicht, aber so ein
leichtes rötliches Flimmern füllte die Straßen und breitete
sich über die Firste und Dächer der Häuser; man fühlte,
daß sie selbst, die alte Sonne, noch draußen irgendwo
ganz rot und tief im Dunst über den bereiften Wäldern
und beschneiten Feldern, über rauhen, aufgebrochenen Ackern
hängen mußte. Auch die also, auch die nahm gar keinen
Anteil an dem Prozeß Lemchen kontra Kubinke ...
Und dann trat Emil Kubinke aus den Straßen her—
aus, und vor sich hatte er nun die weiten Flächen ... mit
ihren weißen Tüchern, aus denen welkes und morsches
Kraut mit dunklen Spitzen sah ... mit den einsamen
kahlen Pappeln, die mit tausend feinen Zweigen all das
flimmernde blaue Schneelicht fingen . .. und mit den
Laubenkolonien dazwischen, die jetzt ganz still und tot mit
ihren paar halb erfrorenen Kohlkopfen und mit ihren
welken Sonnenblumenstengeln lagen. Über ihre weißen
Dächer fort flatterten noch die bunten Fähnchen von den