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Finale

Full text: Kubinke / Hermann, Georg (Public Domain)

283 — 
und Hedwigs dabei ansichtig wurde, da war ihm wieder 
recht schwül zumute geworden, denn er sagte sich, daß er 
sich leider doch nicht getäuscht hatte. Aber da die runde 
Hedwig kein Wort sprach, so hatte er sich eben auch nichts 
wissen gemacht; ganz im geheimen jedoch graute ihm 
vor dem Tag, da dieses Steinbild, diese Hedwig an zu 
reden fangen würde. Und, wenn er auch hoffte und flehte, 
daß der nie käme, so war diese Hoffnung doch nicht stark 
genug, um seine Furcht vor dieser Stunde bannen zu 
können. 
Langsam aber kam es so im Haus auf, daß mit 
dieser Hedwig von Markowskis etwas los sei. Pieseckes 
sprachen darüber, und die Mädchen tuschelten es sich abends 
auf der Hintertreppe zu, und Herr Tesch kniff das eine 
Auge ein, schlenkerte die Finger, daß die Gelenke knackten, 
und sagte bei jeder Gelegenheit: „Au, Kubinke, wat is 'n 
mit Ihre Stiefliebste?!“ 
Das ging Wochen und Wochen so, und alle wußten 
es und hatten sich schon mit der Tatsache abgefunden, 
nur Markowskis waren völlig ahnungslos; so lange, 
bis eines schöͤnen Tages die Vorstandsdame vom, Jugend⸗ 
hort‘, die gerade bei Frau Markowski eine wichtige 
Frage anschnitt und dazu drei Tassen Kaffee trank — bis 
diese Dame, nachdem Hedwig das Zimmer verlassen hatte, 
den Mund auftat. 
Meine Liebe,“ sagte sie in jener schönen, rücksichts— 
losen Sicherheit, die sie von vielen Versammlungen und 
Sitzungen her auch für das tägliche Leben angenommen 
hatte, „meine Liebe, Sie können aber dieses Mädchen 
wirklich nicht länger mehr im Hause behalten.“ 
„Aber warum, Frau Geheimrat?“ entgegnete Frau 
Markowski erstaunt.
	        
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