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die hochlöbliche Militärbehörde, die Kreisersatzkommission
kümmerte sich noch viel weniger um Emil Kubinkes Be—
denklichkeiten, ja, sie bereitete sogar mit jener außerordent⸗
lichen Exaktheit und jener echt preußischen Ordnungsliebe,
die sie von allen ähnlichen Instituten der übrigen Kultur⸗
staaten angenehm unterscheidet, jedwedes auf das aller—
genaueste und peinlichste vor, um Emil Kubinke zu empfangen.
Für seine Sentiments und für Emil Kubinkes Sorge ob
der ausdauernden Treue der rotblonden Pauline — denn,
wenn sie auch Emil Kubinke täglich schrieb: Jelbst nach
jahrelanger Abwesenheit wirst Du (werden Sie) treu in
feuriger Liebe wiederfinden Deine (Ihre) Pauline‘ ... so
wäre es doch von diesem höchst unvorsichtig gewesen, es
auf eine Probe ankommen zu lassen — für all das aber
hatte man an anderer Stelle nun ganz und gar kein Ver—
ständnis. — Das Organ dafür fehlte der hochlöblichen
Kreisersatzkommission vollkommen.
Ehe aber Emil Kubinke sich versah, da war auch schon
der Tag herangekommen und Emil Kubinke tappte los
nach dem Tempelhofer Feld. Noch beim Abschied hatte
Herr Tesch ihm den guten Rat gegeben, er solle sich —
was ihm ja nicht schwer fiele — so dumm stellen, wie
ihm möglich wäre; und wenn er trotzdem genommen
würde, dann solle er nachher sehen, daß er in die Küche
käme, da lebe er einen Tag wie die Made im Speck.
Und es regnete natürlich, so ganz fein von einem
zartgrauen Himmel herab, wie es das sonst nur im Herbst
tut, und Emil Kubinke ging fröstelnd und langsam; aber,
wenn er noch so langsam dahintrottete, das nützte ihm
gar nichts, jeder neue Schritt brachte ihn nur mehr seinem
Ziele zu. Je näher aber Emil Kubinke dem Kasernen—
viertel kam, desto mehr Leute überholten ihn, die in be—