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Draußen aber auf der Treppe scholl Emil Kubinke
immer noch das Gekeife von der langen blonden Emma
und Frau Pamela Nansen-Gersdorff entgegen, die mit
ihrem Alphabet noch nicht zu Ende waren, und die jetzt
einander Dinge vorwarfen, aus denen selbst ein anerkannter
Forscher auf dem Gebiet der Sexxalwissenschaften noch
mancherlei hätte profitieren können.
Und Emil Kubinke mußte sich ganz erstaunt fragen,
was es denn da eigentlich gäbe, denn alles, was die lange
blonde Emma betraf, das war für ihn grade jetzt in weite
Ferne gerückt und fast vergessen. Und ohne auch nur
einen Augenblick zu halten, machte Emil Kubinke, daß er die
Korkenziehertreppe herabkam, er floh vielleicht noch schneller,
als es nach der vorgeschrittenen Zeit für ihn nötig war.
Auf dem Hof aber stand, mit dem breiten Pinsel
voll grüner Olfarbe, in Hemdsärmeln starr und steif, —
wie ein witternder Rehbock, — der im Garten beschäftigte
Herr Piesecke und lauschte nach oben, was es gäbe, und
ob sich für ihn vielleicht Gelegenheit zum Einschreiten
böte; und außerdem wünschte er seine Frau möglichst
sachgemäß und unparteiisch informieren zu können; denn
aus den Aussagen der Dienstmädchen allein — sagte Herr
Piesecke, — ist es stets schwer ein genaues Bild zu ge—
winnen. Im geheimen aber bewunderte Herr Piesecke
doch die okkulten Kräfte seiner bescheidenen, zahntuchge—
schmückten Gattin, die noch am letzten Freitag für die
lange Emma aus den Karten ‚schwere Verleumdungen von
einer falschen Freundin‘ herausgelesen hatte. Und mit
all dem war Herr Piesecke so beschäftigt, daß er ganz
vergaß dem armen Emil Kubinke jenen verachtenden Blick
ob seines lasterhaften Lebens zuzuwerfen, den er ihm zu—
gedacht hatte.