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Pauline

Full text: Kubinke / Hermann, Georg (Public Domain)

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Pauline,“ jetzt ließ er das ‚,Fräulein‘ schon fort — „wenn 
das geht, dann komme ich natürlich, so oft ich kann,“ 
und damit strich er Pauline ganz scheu über die rotblonden 
Haare, denn die liebte er doch am meisten an ihr. 
Aber da setzte vorn in ihrem zackigen Gehäuse schnar⸗ 
rend und rasselnd wie eine Turmuhr die Standuhr zu neun 
gewichtigen Schlägen an, und Emil Kubinke wurde sich voll 
Schrecken bewußt, wie lange er sich schon verplaudert hatte. 
„Also heute abend, Pauline“ rief er. 
.Denn komm Sie aber auch,“ gab Pauline mit 
ihrem verlockendsten Lächeln zurück und wischte sich mit 
der Hand noch ein letztes Mal über die Augen, und 
dann begann sie trällernd für Goldhänschen die Milch— 
flaschen auszuspülen. 
Ja, ja, — meint hier mancher, — hätte Herr Max 
Löwenberg mit seinem Londoner Zylinder nicht die rot— 
blonde Pauline und unseren Emil Kubinke erst auf diesen 
Gedanken gebracht, sie wären wohl nie in dieser Welt 
zusammengekommen, und alles wäre eben noch in unserer 
Geschichte zu einem guten Ende gelangt. Ach, macht euch 
doch nicht lächerlich! Geht mir doch weg mit euren ewigen 
Galeotto⸗Motiven und dem sentimentalen Singsang von der 
kupplerischen Menge! Geht mir doch weg mit der Ver— 
ruchtheit der höchst ehrbaren Madame Schwertlein! Was 
wird denn getan? Einem Fluß wird der Weg vorge— 
schrieben, den er eben sich sonst früher oder später aus 
eigener Kraft bahnen würde. Nein, Herr Max Löwen— 
berg, — er, der Chef von Löwenberg K Samuel, — er 
hatte hier nicht einmal aus eigener Ermächtigung ge— 
handelt, sondern nur unbewußt als Angestellter der Filiale 
einer uralten Firma sich einer ihm aufgetragenen Kommission 
erledigt.
	        
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