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Natur

Full text: Sehnsucht / Hermann, Georg (Public Domain)

Insichaufnehmen, nicht mehr das reine Auge; 
der Intellekt pfuscht da hinein. Heute sehe ich 
die Natur als Kunstfreund, während ich mich 
vordem als Künstler in sie versenkte. Ich 
hatte einst ein ähnliches Verhältnis zu ihr, 
wie es Emerson den Jägern, Farmern, Flei— 
schern, Reitknechten zuschreibt, die er zu den 
Dichtern zählt, wenn sie auch die Liebe zur 
Natur nur durch ihren Beruf und nicht durch 
Worte kund tun und ihre Verehrung unwill⸗ 
kürlich ist; sie kennen keine Definitionen, son⸗ 
dern sie beherrscht die lebendige Kraft, deren 
Gegenwart sie in der Natur empfinden. 
Die Erinnerung an diese frühen Eindrücke 
sind mein ständiges Besitztum. Ich werde 
niemals zu einer andern Natur in die gleiche 
Vertrautheit kommen. Und doch, führt mich 
heute der Zufall oder eine alte sehnsüchtige 
Liebe wieder an die alten Orte, so bin ich 
stets erstaunt, wie sie, — blieben sie auch 
scheinbar die gleichen, — sich verändert haben, 
vom Brombeerstrauch bis zu den Kiefern und 
Farrnwedeln. Ich habe es mir gerade in 
letzter Zeit oft überlegt, wie es kommt, daß 
ich die Heimat verloren habe. Ja, ich bin 
sogar ernstlich mit dem Gedanken umgegan— 
gen, wieder zu sammeln, die alten Schmetter— 
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