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Viertes Kapitel

Full text: Kurfürstendamm / Lothar, Rudolf (Public Domain)

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weise nicht verantwortlich gewesen. Seit damals 
trug er den Nimbus des Gentlemanmörders. 
Was wirkte nun mehr auf die Frauen, der Selbst- 
mörder oder der Mörder? Zeder der beiden sah 
jetzt Frau Hollmann mit schwimmenden Augen 
an, aber sie kannte schon beide Geschichten, und 
sie hatte keine Lust, sie sich heute noch einmal 
erzählen zu lassen. Wenn sie aber trotzdem in 
geschickter Weise beide Nebenbuhler an sich fesselte, 
so geschah dies, weil sie glaubte, daß die beiden 
blassen Männerköpfe ihr gut zu Gesicht stünden. 
Sehr viele kluge Frauen benutzen die Männer 
nur als Rahmen, um sich zur Geltung zu bringen, 
oder als Hintergrund, um sich davon abzuheben. 
Frau Hollmann gab aus diesem Grunde ihre 
Trabanten nicht frei. Sie saß unter der grünen 
Ampel, und die beiden Herren saßen auf niedrigen 
Schemeln, rechts und links neben ihr. Die eine 
Hälfte ihres Gesichts war von der Ampel grün 
beleuchtet, auf die andere fiel der rosige Schein 
aus dem Salon. Ein flüchtiger Blick in den Spiegel, 
den sie mit den Augen erreichen konnte, gab ihr 
die angenehme Genugtuung, daß die doppelte 
Beleuchtung geradezu lasterhaft aussah. 
Die drei im Wintergarten waren sehr schweig— 
sam. Coßmann sprach nie viel, und Röohl ärgerte 
sich über Coßmanns Gegenwart. Frau Hollmann 
aber war überzeugt, am dämonischesten zu wirken, 
wenn sie nur in Gedankenstrichen, Ausrufungs- 
zeichen und Fragezeichen sprach. 
„Hören Sie nur,“ sagte jetzt Coßmann, „wie 
Herr Paul Günther da eben lacht. Es gibt doch 
Menschen, die von der Tragik des Daseins gar 
keine Ahnung haben.“
	        
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