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Viertes Kapitel

Full text: Kurfürstendamm / Lothar, Rudolf (Public Domain)

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keine Sorgen. Die zehn Mark leihe ich mir schon 
heute abend von irgend jemand auͤs. Bom Kom— 
merzienrat oder von Schinkowski.“ 
Im gelben Salon stand Mr. White noch immer 
unbeweglich an den Marmortisch gelehnt, die 
Rechnung neben sich. Weltlin trat an ihn heran, 
legte den Haufen Silbergeld und die paar Gold 
stuͤcke, zusammen 136 Mark, auf den Tisch und 
sagte: 
„Da haben Sie Ihr Geld, aber, bitte, kommen 
Sie nächstens nicht wieder zu so ungelegener 
Zeit.“ Damit kehrte er White den Rücken zu. 
Mr. White zählte sorgfältig das Geld, schobes 
dann in die Tasche, quittierte die Rechnung, sagte 
höflich guten Abend und zog sich zurück. Weltlin 
atmete erleichtert auf. Es wäre doch zu dumm 
gewesen, wenn er das Geld nicht hätte auftreiben 
können!! 
Er nahm das Papier vom Tisch. Eine quit- 
tierte Rechnung!! Es war schon lange her, 
daß er ein solches Dokument nicht in der Hand 
gehalten hatte! 
In diesem Augenblick erschien Juliane in der 
Türe in strahlender Schönheit, hoheitsvoll wie 
eine Königin und ganz erfüllt von dem Glücks— 
gefühl, das Frauen aus dem Bewußtsein schöpfen, 
mit vollendeter Kunst angezogen zu sein. Es gibt 
eine Toilettenseligkeit, die der Mann nicht kennt 
und nicht begreift. Wenn eine Frau sich sagen 
kann: Ich habe alle Möglichkeiten schön zu sein 
und reizvoll zu wirken, dank meiner FCoilette 
ausgenützt, so beschwingt diese Äberzeugung ihre 
Seele und sie schreitet dahin, wie auf einer kleinen 
himmlischen Privatwolke. Dieses Wölklein idealer 
Selbstzufriedenheit hat Tragkraft genug, um 
KRudolph Lothar. Kurfärstendamnmt
	        
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