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keine Sorgen. Die zehn Mark leihe ich mir schon
heute abend von irgend jemand auͤs. Bom Kom—
merzienrat oder von Schinkowski.“
Im gelben Salon stand Mr. White noch immer
unbeweglich an den Marmortisch gelehnt, die
Rechnung neben sich. Weltlin trat an ihn heran,
legte den Haufen Silbergeld und die paar Gold
stuͤcke, zusammen 136 Mark, auf den Tisch und
sagte:
„Da haben Sie Ihr Geld, aber, bitte, kommen
Sie nächstens nicht wieder zu so ungelegener
Zeit.“ Damit kehrte er White den Rücken zu.
Mr. White zählte sorgfältig das Geld, schobes
dann in die Tasche, quittierte die Rechnung, sagte
höflich guten Abend und zog sich zurück. Weltlin
atmete erleichtert auf. Es wäre doch zu dumm
gewesen, wenn er das Geld nicht hätte auftreiben
können!!
Er nahm das Papier vom Tisch. Eine quit-
tierte Rechnung!! Es war schon lange her,
daß er ein solches Dokument nicht in der Hand
gehalten hatte!
In diesem Augenblick erschien Juliane in der
Türe in strahlender Schönheit, hoheitsvoll wie
eine Königin und ganz erfüllt von dem Glücks—
gefühl, das Frauen aus dem Bewußtsein schöpfen,
mit vollendeter Kunst angezogen zu sein. Es gibt
eine Toilettenseligkeit, die der Mann nicht kennt
und nicht begreift. Wenn eine Frau sich sagen
kann: Ich habe alle Möglichkeiten schön zu sein
und reizvoll zu wirken, dank meiner FCoilette
ausgenützt, so beschwingt diese Äberzeugung ihre
Seele und sie schreitet dahin, wie auf einer kleinen
himmlischen Privatwolke. Dieses Wölklein idealer
Selbstzufriedenheit hat Tragkraft genug, um
KRudolph Lothar. Kurfärstendamnmt