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Juliane schlug die Hände zusammen.
„Wie sollen wir denn da mit dir und Raoul
auskommen?“
„Mach dir unseretwegen keine Sorgen, Mama.
Raoul nimmt der Onkel zu sich und läßt ihn er—
ziehen. Und ich — ich gehe nach Rostock!“
„Du gehst nach Rostock? Was machst du denn
in Rostock?“
„Ich gehe nach Rostock, Papa, weil — weil
Ludwig ans Museum kommt — nämlich Ludwig
Günther! — Und Ludwig Günther und ich, wir
wollen uns heiraten. Ich habe ihn hierherbestellt,
er wird gleich da sein und mit euch reden!“
Martin und Zuliane wollten erwidern. Schon
weil es sich schickt, daß Eltern, wenn Kinder sie
mit einer solchen Eröffnung überraschen, vorerst
sich weigern und von Übereilung sprechen.
Aber Elpira hob abwehrend die Hände:
„Nein, Papa, sage nichts! Ou hast mir dein
Wort gegeben, mir meinen Wunsch zu erfüllen,
wenn ich Rettung bringe. Ich habe Rettung ge—
h ich habe mir meinen Mann redlich ver—
ient.“
Sie fühlte, daß im übrigen hier Worte und
Vernunftsgründe nicht ausreichten. So umschlang
sie mit beiden Armen ihre Ellern und in großer,
dreifacher Rührung wurde über das Leben und
über die Zukunft dieser Menschen entschieden.
Weltlin war nicht der Mann der Rührung.
Er fand auch bald das Mittel, sie abzuschütteln.
Er hatte ja Elvira noch garnicht das Perlenband
gegeben. Jetzt war es nicht mehr ein Trost, sondern
eine Belohnung. Und Elviras Freude über den
wunderschönen Schmuck war so groß, daß gleich
das traurige Gespräch vergessen war.