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kaufe sei ein Scherz gewesen? War am Ende diese
Frau, vor der er immer eine heimliche Angst gehabt
hatte, im Grunde ihrer Seele gut und edel? Sollte
er wirklich noch in der letzten Sekunde Hoffnung
schöpfen dürfen? Es schien, als ob die Marquise
seine Gedanken erraten würde, denn mit einem
Male wurde ihr Lächeln ganz bösartig, und ihr
Gesicht nahm den Ausdruck eines sprungbereiten
Raubtiers an. Das aber dauerte nur einen Augen⸗
blick, dann fuhr sie wieder ganz heiter plaudernd
fort:
„Sie können nicht zahlen. Das ist das Faktum,
mit dem wir uns eben abfinden müssen. So will
ich Ihnen einen Vorschlag machen, der Sie Ihrer
Verbindlichkeit enthebt. Er wird Ihnen vielleicht
abenteuerlich klingen, aber ich bin die Abenteuer
gewöhnt, so gewöhnt, daß ich mich jetzt nach Bürger-
lichkeit sehne und Sie eben bitten will, mir dazu zu
verhelfen!“
„Wie kann ich —“ sagte Weltlin, der keine
Ahnung hatte, welchen Vorschlag die Marquise ihm
machen könnte.
Die Marquise lehnte sich weit in den Lehn—
sessel zurück, und ließ ihr kleines, zierliches Füßchen
tanzen. Es war wirklich allerliebst, dieses beweg-
liche, zukende Füßchen in dem schlanken Knöpfel-
schuh mit den hohen Hacken.
Sie sah ihr Gegenüber lange und unverwandt
an und dann sagte sie, als handele es sich um die
einfachste Sache der Welt.
„Sie müssen mich eben heiraten, lieber Herr
Weltlin.“
Martin fuhr, zusammen und sah sie so außer
sich an, daß sie laut auflachte.
„Mein Vorschlag überrascht Sie ein wenig.
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