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„Daß ich selbst so ein Halbwilder geworden bin?
Ach nein! Die gute Schule des , Salons‘ hält vor.“
„Na, na!“ Sie drohte mit dem Finger. „Aber
wenn du mich versöhnen willst, kommst du ein paar
Schritte bis zu unsrer Wohnung mit.“
„Und mein Pferd?“
„O, wir werden schon jemand finden zum Halten.
Wir, F. Rinow und Gemahlin, sind leider noch
nicht in der Lage, sich solch noble Passionen gestatten
zu können. Aber so ein schönes Pferd vor unserm
Hause auf und ab geführt — das stärkt den Kredit!“
*
Lerden mußte sich durchaus auf die Chaiselongue
mit dem Büffelfell setzen. Dann holte sie Zigarren
und steckte sich selbst eine Zigarette an. „Als wenn
du in einem Indianerwigwam wärst, nicht wahr?
Aber es soll eine wirkliche Friedenspfeife sein!“
Dabei blies sie mit gespitzten Lippen den Rauch von
sich. Er freute sich an ihrem pikanten Gesichtchen
und der drolligen Weise, wie sie seine Orientreise
besprach. „O Gert, ich kenne dich! Die Weiber ...
Hast du deinen Harem mit?“ Das klang so frivol,
aber es stand ihr. Mit ihr konnte man doch wenigstens
deutsch reden! Er hatte ihr gegenüber immer das
Gefühl gehabt, als wenn sie sein guter Kamerad wäre.
In dem sehr sorgfältig aufgeräumten Zimmer
war es ihm sehr heimisch. Zum Ueberfluß holte sie