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Zweites Kapitel

Full text: Unter Zigeunern / Zur Megede, Johann Richard (Public Domain)

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Seine Hand suchte die ihre — sie waren beide 
feucht und kalt. Eine Weile saßen sie stumm, be— 
wegungslos; nur ihre Augen sprachen. Er verstand 
die ihren nicht ganz; sie zogen ihn an, stießen ihn 
ab. Was wollte sie? War er der Rechte? Ein 
heißer Strom ging durch seinen Körper bis in die 
Fingerspitzen. Sie suchte langsam ihre Hand unter 
der seinigen hervorzuziehen. Eine Boudoirscene 
wünschte sie nicht. Das reizte ihn noch mehr. Schwach, 
haltlos, wie seine Natur war, fühlte sie sich zu jener 
starken, unbeugsamen hingezogen. Gab es zwischen 
diesen beiden ein geheimes, ihnen selbst noch un— 
bekanntes Etwas, das ihre so grundverschiedenen 
Naturen zu einander zwang? — Zigeuner! Sie erriet 
es zuerst; und bei dem übernatürlichen Ahnungs— 
vermögen solcher Momente zuckte es zu ihm herüber: 
Zigeuner! Aber gleichzeitig bäumte sich sein Stolz 
auf. „Zigeuner — ja — nein! Wenn Sie wüßten!“ 
Er sprach rauh, abgebrochen; ihre Hände lösten sich. 
Sie hüllte sich in ein ungläubiges Schweigen. 
Und da gab er sie preis — seine Geschichte. Welche 
Geschichte! 
Eine fröhliche mit Ponys und tollen Streichen 
auf dem Lande verlebte Jugend. Dann kam der 
Krach. Der Vater, sein eleganter Vater, hatte irgend 
eine Gemeinheit verbrochen. „Was? Fragen Sie 
nicht! Ich war arm; das ging noch. Aber die
	        
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