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Seine Hand suchte die ihre — sie waren beide
feucht und kalt. Eine Weile saßen sie stumm, be—
wegungslos; nur ihre Augen sprachen. Er verstand
die ihren nicht ganz; sie zogen ihn an, stießen ihn
ab. Was wollte sie? War er der Rechte? Ein
heißer Strom ging durch seinen Körper bis in die
Fingerspitzen. Sie suchte langsam ihre Hand unter
der seinigen hervorzuziehen. Eine Boudoirscene
wünschte sie nicht. Das reizte ihn noch mehr. Schwach,
haltlos, wie seine Natur war, fühlte sie sich zu jener
starken, unbeugsamen hingezogen. Gab es zwischen
diesen beiden ein geheimes, ihnen selbst noch un—
bekanntes Etwas, das ihre so grundverschiedenen
Naturen zu einander zwang? — Zigeuner! Sie erriet
es zuerst; und bei dem übernatürlichen Ahnungs—
vermögen solcher Momente zuckte es zu ihm herüber:
Zigeuner! Aber gleichzeitig bäumte sich sein Stolz
auf. „Zigeuner — ja — nein! Wenn Sie wüßten!“
Er sprach rauh, abgebrochen; ihre Hände lösten sich.
Sie hüllte sich in ein ungläubiges Schweigen.
Und da gab er sie preis — seine Geschichte. Welche
Geschichte!
Eine fröhliche mit Ponys und tollen Streichen
auf dem Lande verlebte Jugend. Dann kam der
Krach. Der Vater, sein eleganter Vater, hatte irgend
eine Gemeinheit verbrochen. „Was? Fragen Sie
nicht! Ich war arm; das ging noch. Aber die