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Neunzehntes Kapitel

Full text: Unter Zigeunern / Zur Megede, Johann Richard (Public Domain)

348 — 
Tageshelle des von dunstigem Blau umzogenen 
Bogenlichtes dahinschritten, sahen sie weniger auf die 
vornehme Welt, die, in kostbares Pelzwerk gehüllt, 
auf dem Trottoir promenierte, auf die lange Karossen⸗ 
reihe, durch welche sich klingelnd die Pferdebahnen 
drängten, neben denen die alten Droschkengäule 
trotteten; ihr Herz war vielmehr bei den Kleinen 
vor den Puppen und Spielwarenhandlungen, bei 
diesem seltsamen Gemisch aller Klassen, wie es nur 
die Weltstadt bietet, mit den charakteristischen Aus⸗ 
rufen des kindlichen Erstaunens oder der Begehrlich⸗ 
keit — oder bei den armseligen verhungerten Gassen⸗ 
jungen, die, ihre Hampelmänner ausbietend, die 
Schnarren drehend mit einem: „Nur einen Groschen! 
Kaufen Sie doch!“ sich an sie drängten. Vor einem 
Waffengeschäft blieb Marie stehen. 
„Hier, Hans.“ 
„Wir werden schon noch eins finden.“ 
„Nein, ich will es.“ 
„Geh ein Stück voran, du darfsft nicht sehen.“ 
„Ja, ja!“ Aber sie blieb doch vor dem Schau— 
fenster. Ob der fade Gigerl, der, sie lüstern musternd, 
ihr Jackett streifte, wohl für möglich gehalten hätte, 
daß dieses schöne, jugendfrische Weib diese auf sie 
gerichteten kaltblitzenden Waffenläufe nur mit dem 
Gedanken anstarrte: ‚In einer Stunde wird sich 
ein solcher Lauf tödlich gegen deine Brust richten.
	        
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