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Achtzehntes Kapitel

Full text: Unter Zigeunern / Zur Megede, Johann Richard (Public Domain)

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er hat es gewagt ... weil ich Ihnen von seinen 
Zigarren angeboten habe ... Er hätte viel auf—⸗ 
gegeben wegen mir ... Ich sollte wohl auch noch 
Geld und Konnexionen mitbringen. Vielleicht ver— 
langt er noch mehr?“ Es war die im Innersten 
getroffene Frau, welche hier rücksichtslos die inner— 
liche Unwahrheit dieser ungleichen Ehe darlegte. Wie 
kurzsichtig, wie kindisch eitel mußte der Mann sein, 
der den Streich wagte, ohne zu bedenken, daß, 
wenn er traf, er auch ihr Verhältnis tödlich treffen 
mußte. 
Sie saß auf dem roten Plüschsofa, matt, zu—⸗ 
sammengebrochen. Der Sturm war vorüber, eine 
gedankenlose Apathie hielt sie gefangen. War es 
anständig, hier zu bleiben, wenn es unter die Leute 
kam, nicht ihr Ruf unwiderbringlich verloren? „Sie 
besucht ihn schon zur Nachtzeit!“ Vielleicht reichten 
ihre Gedanken noch so weit, nicht ihre Kraft. Man 
wird so schnell stumpf. Der Graf hatte die Lampe 
nicht finden können — wahrscheinlich machte sie die 
Wirtin erst jetzt zurecht. Er zündete den Lichtstumpf 
vom Nachttisch an. Große Schatten tanzten auf den 
schmutzigen Tapeten, dem kalten Ofen. Die gleich— 
gültige Umgebung sah im ungewissen Halbdunkel 
noch zigeunerhafter aus. Staub auf dem Mahagoni— 
tische, die Aschenbecher nicht ausgeschüttet. ‚Er 
kommt nur zum Schlafen hierher, die Unordnung
	        
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