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er hat es gewagt ... weil ich Ihnen von seinen
Zigarren angeboten habe ... Er hätte viel auf—⸗
gegeben wegen mir ... Ich sollte wohl auch noch
Geld und Konnexionen mitbringen. Vielleicht ver—
langt er noch mehr?“ Es war die im Innersten
getroffene Frau, welche hier rücksichtslos die inner—
liche Unwahrheit dieser ungleichen Ehe darlegte. Wie
kurzsichtig, wie kindisch eitel mußte der Mann sein,
der den Streich wagte, ohne zu bedenken, daß,
wenn er traf, er auch ihr Verhältnis tödlich treffen
mußte.
Sie saß auf dem roten Plüschsofa, matt, zu—⸗
sammengebrochen. Der Sturm war vorüber, eine
gedankenlose Apathie hielt sie gefangen. War es
anständig, hier zu bleiben, wenn es unter die Leute
kam, nicht ihr Ruf unwiderbringlich verloren? „Sie
besucht ihn schon zur Nachtzeit!“ Vielleicht reichten
ihre Gedanken noch so weit, nicht ihre Kraft. Man
wird so schnell stumpf. Der Graf hatte die Lampe
nicht finden können — wahrscheinlich machte sie die
Wirtin erst jetzt zurecht. Er zündete den Lichtstumpf
vom Nachttisch an. Große Schatten tanzten auf den
schmutzigen Tapeten, dem kalten Ofen. Die gleich—
gültige Umgebung sah im ungewissen Halbdunkel
noch zigeunerhafter aus. Staub auf dem Mahagoni—
tische, die Aschenbecher nicht ausgeschüttet. ‚Er
kommt nur zum Schlafen hierher, die Unordnung