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ihrer wahnsinnigen Eifersucht? Er hat Sie doch lange
genug gekannt!“
„Alter Mann!“ — Sie fühlte den Stich, der
auch für sie darin lag. „Das ist's ja eben. Die
denken, Leichtsinn ist unser Charakter.“
„Und von wem war der Brief?“
„Ein Anonymus.“
„Wer konnte aber ein Interesse daran haben,
gerade uns zu verleumden?“
„Ich habe mir darüber den Kopf nicht
brochen.“
zer⸗
„Haben Sie den Brief hier?“
„Ja.“ Sie zog ihn aus dem Muff.
„Nur die Adresse.“ Er trat an eine Laterne
und las. Wie gut auch die Schrift verstellt war,
den flotten Schwung, namentlich den Schnörkel des
„H“ in Hochwohlgeboren hatte die hübsche Lo nicht
ganz unterdrücken können. Er erkannte die Schreiberin
und wurde stumm, weil dieser schauspielerische Trick
der „Salondame“ ihm zeigte, zu was sie fähig war,
und welchem Schicksal er entgangen.
„Nun?“
„Er ist von einer Frau.“
Plötzlich erriet se. „Frau Rinow?“ Und bei
dem Gedanken an dieses herzlose Weib, dessen halb
lächelnder, halb gleichgültiger Gesichtsausdruck an—
gesichts der vor ihr niedergebrochenen Stute sie da—