Path:
Achtzehntes Kapitel

Full text: Unter Zigeunern / Zur Megede, Johann Richard (Public Domain)

338 
ihrer wahnsinnigen Eifersucht? Er hat Sie doch lange 
genug gekannt!“ 
„Alter Mann!“ — Sie fühlte den Stich, der 
auch für sie darin lag. „Das ist's ja eben. Die 
denken, Leichtsinn ist unser Charakter.“ 
„Und von wem war der Brief?“ 
„Ein Anonymus.“ 
„Wer konnte aber ein Interesse daran haben, 
gerade uns zu verleumden?“ 
„Ich habe mir darüber den Kopf nicht 
brochen.“ 
zer⸗ 
„Haben Sie den Brief hier?“ 
„Ja.“ Sie zog ihn aus dem Muff. 
„Nur die Adresse.“ Er trat an eine Laterne 
und las. Wie gut auch die Schrift verstellt war, 
den flotten Schwung, namentlich den Schnörkel des 
„H“ in Hochwohlgeboren hatte die hübsche Lo nicht 
ganz unterdrücken können. Er erkannte die Schreiberin 
und wurde stumm, weil dieser schauspielerische Trick 
der „Salondame“ ihm zeigte, zu was sie fähig war, 
und welchem Schicksal er entgangen. 
„Nun?“ 
„Er ist von einer Frau.“ 
Plötzlich erriet se. „Frau Rinow?“ Und bei 
dem Gedanken an dieses herzlose Weib, dessen halb 
lächelnder, halb gleichgültiger Gesichtsausdruck an— 
gesichts der vor ihr niedergebrochenen Stute sie da—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.