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Achtzehntes Kapitel

Full text: Unter Zigeunern / Zur Megede, Johann Richard (Public Domain)

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letzte — Sie haben Mitleid gehabt, ein großherziges, 
warmes Mitleid. Ich spürte es in Ihren lieben 
Augen, in Ihrer lieben Hand. Das hat mir die 
Kraft gegeben zur letzten That.“ 
Heiße Rührung stieg ihr vom Herzen empor; 
das feuchte Auge schimmerte. Auf einmal wußte 
sie, daß er ihr lieb war, lieber wie ihr Ruf, ihr 
Leben, keber wie alles. „Wenn es das letzte Mal 
ist, so soll keine Lüge zwischen uns sein. Ich bin 
nicht zufällig hier stehen geblieben; ich wollte zu 
Ihnen.“ 
„Dann ist zu Haus bei Ihnen etwas vor— 
gefallen?“ 
„Allerdings!“ Mit feierlicher Umständlichkeit, 
bald stehen bleibend, bald einige Schritte vorwärts 
gehend, erzählte sie die häusliche Scene, mit der 
Modifikation, welche das Zartgefühl auferlegt. ‚Wenn 
er gesagt hätte: ‚Ich glaube doch an dich! ich hätte 
noch im letzten Moment alles vergeben.“ 
„Es muß doch irgend einer gewesen sein, der 
ihm den Verdacht einflüsterte ?“ 
„O ja. Ein parfümierter Brief, den er schon 
tagelang in der Tasche herumträgt, immer in der 
Erwartung, mich bei einem Blick, einem Wort fassen 
zu können. „Ehebrecherin! Ich habe dich längst 
durchschaut !““ 
„Sind denn die alten Männer alle stockblind in 
zur Megede, Unter Zigeunern. 
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