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mich mißverstehen. Eheliche Streitigkeiten sind nicht
für fremde Ohren ... Was mache ich nur?“
Sie standen eine Weile zusammen, scheinbar ganz
aufgeräumt, die üblichen Phrasen wechselnd. Und
doch war die konventionelle Tünche bei beiden nicht
so stark, daß man in dem gespannten Ausdruck der
Gesichter nicht hätte lesen können, wie ganz andre
Gedanken ihr Herz bewegten. Er warf die Larve
zuerst ab.
„Ich habe oft an Sie denken müssen. „Ich habe
Angst, daß es uns alle verschlingt.“ — Mich hat
Berlin bereits verschlungen.“
„Sprechen Sie nicht so.“
„Ich muß. — Jetzt gehe ich wirklich fort. Ich
bin froh, Sie durch Zufall noch einmal getroffen zu
haben — ein guter Zufall. Das Schichsal hat selten
liebenswürdige Launen. Und so will ich Ihnen denn
sagen, daß alles Glück eines verfehlten Daseins Sie
gewesen sind. Senken Sie Ihre reine Stirn nicht!
Dabei ist kein Gedanke, vor dem Sie erröten
brauchten. Ich habe viel gesündigt, an Ihnen
höchstens im Traum. Mein Stolz, mein Stern
sind Sie gewesen — der einzige, an den ich felsen⸗
fest glaube. Sie kennen mein Leben oder ahnen es
gewiß? — O ja, Sie ahnten es schon lange! Doch
Ihr Herz hat nie mißbraucht, was der Kopf wußte.
Die Ratten haben das Schiff verlassen — auch die