271 —
das halblaut gezischte: „Die schönste und die dümmste
Dame aus ganz Berlin, meine Herren!“ der hübschen
Lo gab ihm Gewißheit. Ja, sie war es, die gute,
rosige Fee seiner Träume. Wie sie hierher kam,
daß sie überhaupt kam, diese kleinstädtische Ver—
nichterin der weltstädtischen Vergnügungen, darüber
dachte er nicht nach. Als er ihre kleine, warme
Hand in der seinen fühlte — dieselbe Hand, welche
einst dem, Einsamen“, von der vulkanischen Stimmung
der Riesenstadt und dem eignen Elend Niedergedrückten
so schnell wieder Hoffnung und Glauben gegeben hatte
— war auch er sofort ein andrer — ein Mann!
Sie kümmerte sich kaum um die andern, sprach nur
mit ihm. „Ich weiß jetzt alles, aber gerade darum
verlasse ich dich nicht feige wie die andern — nicht wie
die da, wie mein Mann, der zweifelt, ob es überhaupt
anständig ist, solche Leute zu kennen,“ das alles las er
deutlich in ihren großen, klaren Augen. Er las noch
mehr. Und dies Vertrauen, das Vertrauen eines wirk⸗
lichen Weibes, machte, daß mit einem Schlage der
schlaffe Zug wich, daß er stolz dreinschaute. Und
wie nichtig war im Grunde diese Unterhaltung.
„Warum sind Sie nie mehr gekommen?“
„Ich wagte nicht mehr ...“
„Sie kennen meine Ansichten, und Sie müssen mir
versprechen, das sehr bald wieder gut zu machen —
sehr bald.“