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sonderbaren Heiligen zu, wie er, seinen breiten Rücken
weit über die Tafel beugend, daß der struppige Voll⸗
bart den Krystallkelch berührte, wiehernd seine Wissen⸗
schaft preisgab.
.Etwas dran an dieser Frau Klara Linker ...?
Heute so wenig wie damals! Sie müßien die Zeit
des wirklichen ,Salons‘ miterl ebt haben ...! Jeden
Tag offenes Haus — die besten Weine; dabei der
reinste Jakobinerklub: Kein Gott, kein König!
„Was da geredet und getoastet wurde, während
der Johannisberger das Blut erhitzte und der An—
blick dieser schönen, stets sehr dekolletierten Frauen
jedes Auge glänzen machte ... der Hausherr mitten
drinnen, immer die Hand am Weinglas! Und wenn
ich das Zeug jetzt bedenke!“ Er schüttelte sich.
„Dabei alles Unsinn, purer Unsinn! Kein Mensch
glaubte ja, was er sagte ... unser großer Mann
zuletzt! Aber zu reden verstand er! Wie er so
dastand mit seinem scharfen, geistreichen Filougesicht
und mit seiner mächtigen Stimme die Phrase von
der wahren Moral und der wahren Freiheit in das
Geklirr der Gabeln und Gläser hineindonnerte! Und
dann ... das Händeklatschen, Hochrufen, Drücken ...
„Ja, weiß Gott, von der wahren Freiheit und
der wahren Moral hatten sie den rechten Begriff:
Monsieur, Madame und der große Freund!
„Mein alter, guter Kurt Linker ... welch ein