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an, daß man es hier mit einstigen Tagesberühmt⸗
heiten zu thun hatte — Männer, die seit dreißig
Jahren unerbittlich zu kommen pflegten, und die,
nachdem sie politische oder litterarische Triumphe ge⸗
feiert hatten, zu häßlichen Schatten ihrer glaubens⸗
frohen Jugend verdorrt waren. Sie sprachen wenig
— nur von alten Zeiten — und schlugen gewaltige
Breschen in den Freitagsbraten. Der große Schellagg,
den sie mit dem schlechtverhehlten Neide der Armut
beehrten, war recht froh, nicht neben seinen Jugend—
freunden zu sitzen, den eigentlichen Kostgängern des
„Salons“, die aus Opposition nur mit dem Messer
aßen, und der dreißigjährigen Gastfreundschaft zum
Trotz Frau Klara Linker und den „Salon“ für alle
Mißerfolge ihres Lebens verantwortlich machten.
Im Grunde waren es alles Abenteurer, die vom
„Salon“ Geld oder Ehre erhofften: oder wenn nicht
— so sparte man wenigstens das Abendbrot ...
Wie es aber mit der Dankbarkeit bestellt war, davon
zeugte die kleine Information, die der alte Doktor Jäger
dem Grafen über den „Salon“ zu teil werden ließ.
Der alte, zahnlose Bursche mit emporgesträubtem
grauem Haar und dem Kinn und den Augen einer
Bulldogge war so recht das Urbild eines gemeinen
Schmarotzers; und der Graf, etwas angewidert durch
den Duft von Patzenhofer Bier und Gilka, das
Parfüm der „Destille“, hörte mit Befremden diesem